Praxisbericht
Falldokumention
28.02.22
Ästhetisch und stressfrei – in einer Sitzung
Direktversorgung mit vorgefertigten Kompositschalen
Anpassung, Ausarbeitung, Befestigung, Kompositschalen, Präparation, Veneersystem
Ulf Krueger-Janson
Die Verwendung von vorfabrizierten Kompositschalen stellt eine attraktive Alternative zu aufwendigen, indirekten Herstellungsverfahren dar. Ulf Krueger-Janson zeigt erste Anwendererfahrungen mit einem direkten Komposit-Veneersystem, welches in den täglichen Praxisablauf eingebunden wird und dem Patienten neben dem Einsetztermin auch die Abformung und eine provisorische Versorgung erspart.
Der Einsatz vorfabrizierter Verblendschalen erleichtert die Arbeit des Praxisteams, denn damit entfallen die Abformung und die Anfertigung von Provisorien und gleichzeitig auch der Stress um die unausgesprochene, aber doch immer präsente Sorge, ob die provisorisch befestigten Schalen auch bis zum Termin der adhäsiven Befestigung „halten“. Im dokumentierten Fall haben wir uns deshalb für eine „direkte Variante“ entschieden (Abb. 1). Die Restauration erfolgte mit dem Brilliant Componeer Veneering System von Coltène. Das System beinhaltet vorgefertigte Komposit-Veneers für die ästhetische Frontzahnrestauration in einer Sitzung. Diese Art der Sofortversorgung wurde von der Patientin als angenehm, zeitsparend und ästhetisch ansprechend beschrieben. Ihre Begeisterung, mit schöner Frontzahnästhetik nach Hause gehen zu können, war groß.
Vorbereitende Maßnahmen
Schalendummy auswählen: Für die Auswahl der Veneerschalen stehen in dem Sortiment transparente Formen (Dummys) zur Verfügung. Damit kann die entsprechende Größe in Länge und Breite ausgewählt werden. Sind Größe und Form bestimmt, können die einzelnen Veneers aufgesetzt werden (Abb. 2). Auch eine erste Farbanprobe ist damit möglich.
Gingiva und Zahnsubstanz konditionieren: Legen eines Retraktionsfadens der Stärke II, um eine genügende Retraktion der Gingiva zur ermöglichen. Anschließend wird die Gingiva mit OpalDam (Ultradent) (Abb. 3) isoliert und die Zahnsubstanz auch interdental mit einem Pulverstrahlgerät abgestrahlt (Abb. 4). Dies kann allerdings auch vor dem Legen des Fadens erfolgen. Nun erfolgt die Präparation mit einem konischen Schleifkörper.
Präparation
Bei einer Farb- und Formkorrektur sowie bei einfachen funktionellen Korrekturen muss die natürliche Schmelzsubstanz reduziert werden. Je nach Indikation, kann nun der Substanzabtrag des natürlichen Zahns bestimmt werden (Abb. 5). Soll eine Stellungskorrektur vorgenommen werden, können durchaus erhebliche Substanzreduktionen notwendig sein. Dabei sollte man darauf achten, eine möglichst plane Klebebasis zu schaffen, da dies die spätere Befestigung wesentlich erleichtert. Es ist ratsam, ständig die Passung und die Position der zu klebenden Veneers zu überprüfen. Kleine subtraktive Maßnahmen am Veneer können ebenso erforderlich werden. Zur Passungskontrolle (Fitting) wird immer wieder das zu klebende Veneer aufgesetzt, bis eine optimale reproduzierbare und passive Position hergestellt ist. Das kann je nach Indikation ein zeitintensives Prozedere sein. Damit die Veneers an den Zähnen zur Überprüfung haften bleiben, empfiehlt sich Glyzeringel.
Weist der natürliche Zahn eine ausgeprägte Diskoloration auf, ist zu erwägen, diese zu reduzieren und mit einem opaken Farbliner (Flow) zu überschichten. Damit generiert man eine monochromatische Grundfarbe, was die spätere farbliche Integration erleichtert.
Befestigung
Zur Befestigung sollte das Veneer eine definitive und nachvollziehbare Position einnehmen können. Die Befestigung geschieht mithilfe des „passive fitting“. Dabei wird das Befestigungskomposit mit leicht ansteigendem Druck unter dem Veneer verdrängt. Dank der thixotropen Eigenschaften beginnt das Material mit zunehmendem Druck zu „fließen“. Dabei können ungewollte Verschiebungen erfolgen. Um dies zu vermeiden, ist eine passive, reproduzierbare Position des Veneers erstrebenswert. Während der Präparation sollte man darauf achten, den Zahn so zu beschleifen, dass die Randbereiche von Veneer und Zahnfläche weitgehend kongruent zueinander sind; das erleichtert die Positionierung erheblich.
Im dokumentierten Fall wurde jedes Veneer sowie die Zahnoberfläche nach Herstellerangaben konditioniert, die Nachbarzähne mit einem Teflonband isoliert und dann einzeln fixiert (Abb. 6 und 7). Bei der Entfernung des noch weichen Überschusses ist darauf zu achten, das Veneer nicht zu verschieben, während gleichzeitig ungleiche Randbereiche ausgeglichen werden sollten – eventuell durch Applikation von Flow oder festem Komposit. Die finale Randstruktur kann jedoch auch nach dem Aushärten mittels Streifentechnik adaptiert und somit nachgearbeitet werden. Solange noch eine intakte Inhibitionsschicht vorhanden ist, stellt der weitere korrektive Auftrag kein Problem dar.
Sind alle Überschüsse entfernt worden, kann die Randstruktur auf blasenfreien und dichten Sitz überprüft werden. Weitere korrigierende Maßnahmen – insbesondere im Übergangsbereich – können jedoch durchaus erforderlich sein.
Ausarbeitung
Sollten noch Überschüsse vom Befestigungsmaterial oder Überstände der vorgefertigten Schale entfernt werden müssen, empfiehlt sich die Verwendung einer flachen, oszillierenden Feile (EVA/KaVo) oder alternativ Proxoshape (Intensiv). Mit dem vertikalen Hub werden im Randbereich alle Überstände eben und glatt ausgearbeitet und angeglichen. Dank der subgingivalen Position des Retraktionsfadens sollte unter Sicht eine sorgfältige atraumatische Ausarbeitung gewährleistet sein (Abb. 8 und 9). Eine anschließende Politur mit Vor- und Hochglanzpolierern (pink- und graufarbene Polierer/ Venus Kulzer) schafft zudem saubere Übergänge zwischen Componeer und Zahnsubstanz (Abb. 10 bis 12).
Fazit
Unter Einsatz vorgefertigter Kompositveneers kann man hochästhetische Ergebnisse erzielen. Im dargestellten Fall sind ebenso funktionelle Parameter berücksichtigt worden. Die Eckzahnführung wurde mittels Kompositaufbauten von palatinal rekonstruiert und bei der anterioren Führung die Protrusion und Lateroprotrusion eingeschliffen. Eine günstige Voraussetzung für den Umgang und die Verarbeitung vorgefertigter Veneers ist ein Behandler, der bereits über Erfahrung mit der Befestigung von Teilkronen oder Veneers verfügt. Das Ergebnis zeigt, dass mit diesem Prozedere sowohl funktionell als auch ästhetisch gute Restaurationen angefertigt werden können. Die direkte Versorgung mit Componeers stellt eine konstruktive Alternative zur indirekten Versorgung mit keramischen Veneers oder Teilkronen in der Front dar. Die Material- und Zeitersparnis ist erheblich, was dem Patientenbudget zugute kommt. Die vorgefertigten Formen erleichtern die Integration morphologisch adäquater Zahnformen (Proportionen). In diesem Sinne wird auch weniger geübten Behandlern die Anfertigung einer sofortigen ästhetischen Versorgung ermöglicht.
Vita
Ulf Krueger-Janson ist seit 1991 niedergelassener Zahnarzt in eigener Praxis in Frankfurt. Seit 2012 ist er Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Restaurative und Regenerative Zahnheilkunde (DGR²Z). Er hat sich als Experte für Kompositrestaurationen einen Namen gemacht, insbesondere für ästhetische Versorgungen in der Front. Viele seiner Vorgehensweisen, wie die Verwendung des Teflonbands, das Mischen von Flowfarben zur farblichen Gestaltung der Oberfläche und die Anwendung der dynamischen Streifentechnik zur Gestaltung morphologisch adäquater Konturen, sind mittlerweile State of the Art. Sein Erfahrungsspektrum mit vollkeramischen Systemen erstreckt sich ebenfalls über einen Zeitraum von mehr als 28 Jahren. Er ist Buchautor (Komposit 3D), Autor zahlreicher nationaler sowie internationaler Publikationen und erfahrener Referent.
Kontaktadresse
Ulf Krueger-Janson
Stettenstraße 48, 60322 Frankfurt a. M.
ulf.krueger-janson@email.de
https://praxis-krueger-janson.de/
Service
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Komposit 3D – Natürliche Farb- und Formgestaltung
Ulf Krueger-Janson
264 Seiten, ca. 1300 Abbildungen
ISBN 978-3-932599-28-6
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