Interview

Chairside & Praxis

21.11.23

Alles mit Blick auf die Prothetik

Kommunikation mit den Zuweisern

Natascha Brand

Dr. Patrick Heers ist Oralchirurg mit Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie und unterstützt seine rund 40 Zuweiser mit Fachwissen, Know-how und praktischen Tools.

Als Mitinhaber einer oralchirurgischen und parodontologischen Überweiserpraxis steht man täglich vor vielschichtigen Herausforderungen und bewegt sich auf „dünnem Eis“, wenn man neben der chirurgischen Dienstleistung für Kollegen auch noch eigene Patienten implantatprothetisch behandelt. Geht gar nicht denken Sie? Warum gerade das ein großer Vorteil ist und welche Tools hilfreich sind, zuweisende Kollegen bei ihrer Arbeit zu unterstützen, erläutert Oralchirurg Dr. Patrick Heers.

Herr Dr. Heers, als Oralchirurg ist Ihre Arbeit auf Zuweiser ausgerichtet. Wie viele Zuweiser nutzen Ihre oralchirurgische Dienstleistung und welche Leistungen werden am häufigsten angefragt?
Dr. Patrick Heers: Unsere Praxis hat aus dem regionalen und überregionalen Umfeld 30 bis 40 Kollegen, die uns für die unterschiedlichsten Leistungen empfehlen. Es sind die klassischen oralchirurgischen Themen, die hier im Fokus stehen, dazu zählen Weisheitszahnentfernungen, Wurzelspitzenresektionen, Mundschleimhautveränderungen, Entfernung von Zysten mit eventueller Defektauffüllung im Mund- und Kieferbereich beziehungsweise der Kieferhöhlen, Freilegung verlagerter Zähne und Zahntransplantationen. Oft geht es auch um eine spezialisierte 3D-Diagnostik (DVT) und Mikrochirurgie, vor allem bei parodontalen Problemen. Das Haupttätigkeitsfeld unserer chirurgischen Leistungen ist jedoch die Implantologie mit all ihren komplexen Fragestellungen. Aufgrund der Möglichkeit, diese Eingriffe bei uns sowohl klassisch in lokaler Betäubung als auch in Vollnarkose oder in Sedierung durchzuführen, ist das Spektrum der gewünschten und durchgeführten Operationen sehr groß.

Nun sind Sie aber nicht nur als Oralchirurg tätig, sondern betreuen auch eigene Patienten implantatprothetisch, was der ein oder andere Kollege/Zuweiser eher kritisch betrachtet. Hat das Einfluss auf Ihre oralchirurgische Arbeit und inwiefern profitieren Ihre Zuweiser davon?
Im Rahmen meiner fachzahnärztlichen Ausbildung vor 25 Jahren erfolgte der Einstieg in die komplexe implantologische Thematik über die prothetische Versorgung. Es ergab für meinen damaligen Chef Prof. Dr. Dr. Esser in Osnabrück keinen Sinn, tiefer in die Implantologie einzusteigen, ohne sich eingehend vor der chirurgischen Versorgung mit der prothetischen Umsetzung beschäftigt zu haben. Aus heutiger Sicht kann ich nur froh sein, dass ich diesen Weg gegangen bin. Wenn wir zu einem guten Resultat kommen wollen, muss man diese Fachdisziplin vom Endergebnis her betrachten und auch chirurgisch so planen. Trotz primär chirurgischer Tätigkeit haben wir uns diese Sicht auf die Dinge bewahrt. Das ist auch das, was unsere Überweiser an unserer Arbeit schätzen. Dadurch, dass wir unsere eigenen Patienten auch selbst prothetisch versorgen und diese im Recall nachuntersuchen, sehen wir wo die Probleme liegen und versuchen stets, nach aktuellen praxisbewährten und auch innovativen Konzepten, die Prozesse zu optimieren.

Im Sinne einer optimalen prothetischen Restauration, bedarf es im Vorfeld einer guten Kommunikation zwischen Chirurg und Zuweiser/Prothetiker. Wo liegen hier die Herausforderungen?
Die Kommunikation ist das A und O bei jeder implantologischen Versorgung. Je besser die Behandlungsprozesse im Vorfeld abgestimmt sind, desto problemloser ist der Ablauf. Wichtig ist es hier, vor dem Patienten eine Sprache zu sprechen und ein klares Konzept im Kopf zu haben, zu dem Chirurg und Prothetiker stehen können. Auch hier gilt es wieder vom gewünschten Endergebnis ein Backward-Planning durchzuführen. Generell spielen sich diese Abläufe aber mit der Zeit und der Anzahl der Fälle gut ein.

Wie gestalten Sie die Zusammenarbeit mit Ihren Zuweisern, damit das chirurgischprothetische Zusammenspiel von Anfang an gelingt?
Wir veranstalten regelmäßig fachliche Fortbildungen, die sich mit der prothetischen Thematik beschäftigen, um unsere Überweiser auf dem Laufenden zu halten. Dabei versuchen wir durch die Auswahl der Referenten den Fokus auf die aktuellen Themen zu legen. Hierbei spielen die Zahntechnik, aber auch innovative Lösungskonzepte aus der Industrie oftmals eine Schlüsselrolle. Manchmal ist es jedoch besser, diese eher im kleineren Kollegenkreis oder, wie in der Pandemiezeit, im Einzelgespräch in der eigenen oder der Überweisungspraxis vor Ort kritisch zu erörtern. Damit hat man auch die Möglichkeit, sich individueller mit der Sache auseinanderzusetzen. Die Zeit muss man sich einfach nehmen. Dann laufen die Fälle in der Regel problemlos durch. Falls jedoch im speziellen Einzelfall noch Unklarheiten herrschen, kann nach Erstvorstellung des Patienten ein Telefongespräch oft klärend sein. Routinemäßig werden die Überweiser aber durch Arztbriefe immer über den aktuellen Stand der Dinge informiert.

Als Inhaber einer Überweiserpraxis ist man auch gefordert, sich über vielversprechende neue Techniken oder Materialien im Sinne der Biologisierung und der Minimalinvasivität fortzubilden und diese Neuheiten aufzugreifen. Wie sehen Sie hier Ihre Rolle?
Die überweisenden Kollegen erwarten, dass unsere Konzepte funktionieren. Sie müssen nachvollziehbar und praktikabel sein, egal wie wir uns im Einzelfall entscheiden. Da wir immer Freunde von Behandlungsprotokollen sind, fällt eine Änderung dieser Abläufe manchmal schwer und sollte gut überlegt sein. Unsere Aufgabe ist es, immer am Puls der Zeit zu bleiben und im Vorfeld zu selektieren, wo eine Umstellung Sinn macht und wo nicht.
Nicht jeder Zuweiser ist auf dem aktuellen fachlichen Stand. Welche Tools nutzen Sie, um zum Beispiel junge, (implantat)prothetisch unerfahrene Kollegen zu unterstützen?
Es ist wichtig, vor dem Patienten eine gemeinsame Sprache zu sprechen, um auch wirklich an einem Strang zu ziehen. Regelmäßige Fortbildung und Kommunikation untereinander sind deshalb unverzichtbar. Eine gute Fachliteratur als Grundlage jeder Diskussion ist nicht nur im Studium, sondern auch im konstanten Lernprozess der weiteren praktischen Tätigkeit als Zahnarzt immer noch aktuell und zeitgemäß. Eine gute und schnelle Übersicht bietet aus meiner Erfahrung das Buch von Dr. Christian Hammächer, das ich meinen Überweisern gerne empfehle. Es vermittelt anschaulich und praxisnah implantologische sowie implantatprothetische Behandlungskonzepte in ihren unterschiedlichen Indikationsklassen.

Vielen Dank für das interessante Gespräch, Herr Dr. Heers.

Dr. Patrick Heers ist Fachzahnarzt für Oralchirurgie mit Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie (DGI). Er ist seit 2003 niedergelassen in Coesfeld gemeinsam mit dem Fachzahnarzt für Parodontologie Dr. Claus Kohl. Seit 2019 ist er berechtigt, für die Deutsche Gesellschaft für Implantologie (DGI) e.V. und die Akademie Praxis und Wissenschaft (APW) der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) im Rahmen des DGI/APW-Curriculums Implantologie Hospitationen und Supervisionen durchzuführen.

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