Anwenderbericht
Falldokumention
20.10.21
Eine Frage von Teamkommunikation und Ästhetik
Revision von zwei Implantatkronen im Frontzahnbereich
Abutment, Implantatkronen, Provisorium, Revision, Sofortimplantation
Dr. Alexander Volkmann
Als Überweiserpraxis für MKG, Oralchirurgie und Implantologie wird man nicht nur mit komplexen, sondern auch mit implantatchirurgischen Einzelzahnrehabilitationen im ästhetischen Frontzahnbereich konfrontiert. Das erfordert Erfahrung in der Anwendung entsprechender digitaler Tools. Eine ebenso entscheidende Komponente für den angestrebten Behandlungserfolg ist die Kommunikationen zwischen Chirurg, Hauszahnarzt und Zahntechniker, geleitet von den Wünschen des Patienten, ausgerichtet aber an der patientenindividuellen Situation mit den sich daraus bietenden therapeutischen Optionen.
Frage an den Autor
Lassen sich Revisionen eigentlich vermeiden?
Das hängt von verschiedenen Parametern und nicht zuletzt von den Patientenwünschen ab. Im ersten Fall war das Provisorium primär auf einen Volumenzuwachs des Weichgewebes ausgerichtet, die finale Arbeit hingegen folgte ästhetischen Parametern. Im zweiten Fall entsprach die Form des Provisoriums dem ausdrücklichen Wunsch der Patientin, die sie für das finale Design jedoch revidierte.
Die moderne Zahnheilkunde bietet unterschiedliche Optionen für die implantatprothetische Rehabilitation, zum Beispiel mittels Sofort- oder verzögerter Implantation. Auch Parameter wie Positionierung, Angulation, Länge und Durchmesser eines Implantats sowie der Implantattyp mit seinem Mikro- und Makrodesign tragen zum Gelingen einer implantatprothetischen Versorgung bei. Der Zahnarzt muss all diese Optionen und Aspekte präimplantologisch erfassen und zur Optimierung virtuell durchgehen können. Dazu braucht es eine dreidimensionale Bildgebung, entsprechende Software [1,4], fundierte klinische Erfahrung des Chirurgen sowie die Abstimmung mit dem Prothetiker. Sind alle finalen Parameter festgelegt, kann aus dem Datensatz eine Bohrschablone für die navigierte Insertion angefertigt werden, womit chirurgische Abläufe sicherer und das Verletzungsrisiko von Nachbarstrukturen auf ein Minimum reduziert werden. Damit sind die Voraussetzungen für den erfolgreichen chirurgischen Eingriff gegeben. Beide Patientenfälle wurden dementsprechend chirurgisch vorgeplant.
Fall 1: Behandlung und Prothetik nach verzögerter Implantation
Im ersten Fall (siehe teamwork 01/2020 „Frontzahnimplantat mit provisorischer Versorgung in nur zwei Sitzungen“) war der Patientin im Vorfeld einer geplanten implantatprothetischen Rehabilitation vom Hauszahnarzt der nicht mehr erhaltungswürdige Zahn 11 extrahiert und die Extraktionsalveole im Sinne einer Socket preservation mit Knochenersatzmaterial verfüllt worden. Sechs Wochen später konnte der Patientin ein Implantat (Screw Line Promote plus 3,8 x 13 mm, Camlog) gesetzt und provisorisch versorgt werden. Die präoperative Anfertigung des Sofortprovisoriums erfolgte auf Basis der Planungsdaten durch den Hauszahnarzt in Zusammenarbeit mit Dedicam, dem Scan & Design Service sowie der Fertigungsdienstleistung von Camlog.
In Absprache mit dem Hauszahnarzt wurde die provisorische Krone im Hinblick auf eine behutsame Ausbildung des Weichgewebes eher konisch, am Kronenhals konkav gestaltet und auf der Titanbasis CAD/CAM (Camlog) temporär verklebt. So sollte später die definitive Krone ohne Abutmentwechsel und Irritation des ausgeheilten Weichgewebes eingegliedert werden können.
Das Design der definitiven Keramikkrone erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Hauszahnarzt und dem Zahntechniker auf digitalem Weg. Aus ästhetischen Erwägungen heraus wurde dabei die Gestaltung der definitiven Krone in Achsneigung, Form, Struktur und Farbe am natürlichen Nachbarzahn 21 ausgerichtet. Das erforderte jedoch ein mesiodistal sowie labial voluminöser gestaltetes Abutment. Das Abutment konnte ohne relevante Irritationen des ausgeheilten Weichgewebes gewechselt und die definitive Krone darauf eingegliedert werden (Abb. 1 bis 10).
Fall 2: Behandlung nach Sofortimplantation
Auch im zweiten Fall war die Patientin vom Hauszahnarzt überwiesen worden. Handelte es sich im ersten FaIl um eine verzögerte Implantation, musste im zweiten Fall der tief zerstörte Zahn 21 umgehend extrahiert und eine Sofortimplantation (Screw Line Promote plus, 3,8 auf 16 mm, Camlog) durchgeführt werden. Bei der Gestaltung des Provisoriums wünschte sich die Patientin, dass ihr Diastema mediale weitgehend geschlossen werde. Eine anteilige Verbreiterung von Zahn 11 lehnte sie ab. Bedenken hinsichtlich möglicher ästhetischer Einschränkungen aufgrund der dann optisch sehr breiten Krone an Zahn 21 teilte sie nicht. Anhand der dem Hauszahnarzt digital zur Verfügung gestellten Datensätze konnte das Provisorium noch vor der Implantation vom Zahntechniker hergestellt werden.
Als die definitive Versorgung anstand, äußerte die Patientin den Wunsch, doch wieder ihr vorheriges Aussehen mit dem für sie typischen und von Bekannten als „attraktiv“ bezeichneten Diastema mediale zurück zu erhalten [3]. Die Änderungen der Kronenform konnte im Sinn von „One-abutment-one-time“ ohne Abutmentwechsel auf dem ursprünglichen Abutment durchgeführt werden. Neben der schmaleren Frontfläche und dem nach labial stärker ausgeformten Auftrittsprofil wurde auch die Girlandenhöhe an den Nachbarzahn 11 angeglichen.
Nach 18 Monaten hatten sich eine stabile Interdentalpapille und ein harmonischer Gingivaverlauf ausgebildet (Abb. 11 bis 17).
Schlussbetrachtung
In beiden Fällen sahen die Patienten aufgrund ihrer gesunden und füllungsfreien Nachbarzähne in einer Brücke und den damit verbundenen invasiven Eingriffen keine Alternative zu einem Einzelzahnimplantat mit vollkeramischer Krone. Eine Implantation in dem ästhetisch exponierten Frontzahnbereich bedarf jedoch sorgfältiger Planung. Fehlpositionierungen ziehen einen erheblichen prothetisch-zahntechnischen Aufwand nach sich, wobei auch trotz aller Bemühungen eine dauerhaft stabile und ästhetisch ansprechende Lösung, primär aufgrund von Rezessionen, nicht immer eintritt.
Jeder implantatgestützte Ersatz von Frontzähnen bringt seine eigenen, patientenindividuellen biologischen und chirurgischen Faktoren mit sich, die in ihren Auswirkungen richtig zu beurteilen ein gewisses Maß an Erfahrung beim behandelnden Zahnmediziner voraussetzen. Das dreidimensionale bildgebende DVT-Verfahren und eine entsprechende Planungssoftware ermöglichen unter diesen Prämissen durch das Matching eine nach chirurgisch-prothetischen Gesichtspunkten optimale Positionierung eines Implantats [2]. Über den Datentransfer in eine Bohrschablone gelingt die sichere Umsetzung der geplanten Implantatposition bei höchstmöglicher vertikaler und horizontaler Präzision, insbesondere der mesiodistalen und bukkalen Abstände. Damit werden die hart- und weichgeweblichen Nachbarstrukturen weitestgehend geschont und unversehrt belassen, Voraussetzung wiederum für das gewünschte ästhetische Langzeitresultat.
In der Regel nimmt das Provisorium die finale Gestaltung der Restauration vorweg und gibt dem Patienten die Möglichkeit, in das Design korrigierend einzugreifen und damit seine ganz persönliche faziale Ästhetik sowie sein ästhetisches Gesamtbild zu beeinflussen. Die in beiden Fällen daraus resultierende Revision mit Umgestaltung beider Kronenformen des Provisoriums wurde dem Zahntechniker nicht zuletzt durch die korrekte Positionierung der Implantate erleichtert. Der entscheidende Aspekt für den gewünschten Erfolg ist jedoch die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Chirurg, Prothetiker und Zahntechniker.
Literaturverzeichnis unter
www.teamwork-media.de/literatur
Produkt | Produktname | Firma |
Implantate | Screw Line Promote 3,8 x 13 mm | Camlog |
Screw Line Promote plus 3,8 x 13 mm | Camlog | |
Abutment | Titanbasis CAD/CAM | Camlog |
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