Anwenderbericht

Falldokumention

10.03.25

Frontzahnfraktur: Sofortrestauration mit Zirkonoxid-Krone

Frontzahnfraktur, One-Visit Dentistry, Zirkonoxid-Krone

Dr. Hendrik Zellerhoff

Digitale Technologien in Kombination mit modernen Werkstoffen spielen in der restaurativen Zahnmedizin eine wichtige Rolle. So kann, dank der Kombination digitaler ­Datenerfassung, automatisierter Fertigung und moderner Werkstoffe, eine qualitativ hochwertige Restauration in nur einer Sitzung erreicht werden. Im Artikel wird ein Therapieansatz vorgestellt, der die Synergie zwischen CAD/CAM-Fertigungseinheit und transluzentem, mehrschichtigen Zirkonoxid nutzt, um eine prothetische Sofortversorgung im unteren Frontzahnbereich zu realisieren.

Die digitale Transformation hat zahnmedizinische restaurative Therapien deutlich verbessert. Hierbei zeigen insbesondere die Entwicklungen im Bereich der digitalen Datenerfassung bzw. Bildgebung (Intraoralscanner) und der dentalen Werkstoffe (z. B. Zirkonoxid) eine faszinierende Dynamik: Die Fortschritte in der digitalen Zahnmedizin gehen Hand in Hand mit den Entwicklungen im Bereich der modernen Werkstoffe. Es besteht eine klare Korrelation zwischen digitalen Verfahren und modernen Werkstoffen. Ein Beispiel dafür ist Zirkonoxid. Dessen werkstoffgerechte Verarbeitung hängt entscheidend von digitalen Technologien ab. Ohne fortschrittliche CAD/CAM-Systeme wäre eine derart präzise Anpassung und Bearbeitung von Zirkonoxid kaum denkbar. Umgekehrt würde der Einsatz digitaler Technologien ohne geeignete Werkstoffe im klinischen Alltag kaum einen Mehrwert bieten. Die Anforderungen an das Material beschränken sich dabei nicht nur auf die maschinelle Bearbeitbarkeit. Es müssen eine Reihe weiterer wesentlicher Eigenschaften erfüllt werden, wie z. B. Mundbeständigkeit, Biokompatibilität, mechanische Stabilität und die ästhetische Qualität. Hier nimmt mittlerweile auch im Chairside-Bereich Zirkonoxid eine zentrale Rolle ein.

Chairside-Dentistry: 
Zirkonoxid als Block
Der Einsatz von Zirkonoxid in der zahnärztlichen Praxis erfordert Flexibilität bei der Verarbeitung und gute optische Eigenschaften. Besondere Beachtung verdienen mehrschichtige Zirkonoxide, die aufgrund des Farbverlaufs in Verbindung mit ausgefeilten Fertigungstechniken ästhetisch anspruchsvolle Ergebnisse ermöglichen. Ursprünglich als Discs im Dentallabor eingesetzt, sind sie heute auch als mehrschichtige Blöcke für die Chairside-Anwendung erhältlich. Kuraray Noritake hat 2013 mit der Einführung von Katana Zirconia ML einen Meilenstein in diesem Bereich gesetzt – es war das erste mehrschichtige Zirkonoxid. Für den direkten Einsatz am Behandlungsstuhl wurde Katana Zirconia STML entwickelt, ein Zirkonoxidblock mit hoher Transluzenz und gleichmäßigem Farbübergang. Ein modernes Zirkonoxid ist ein vielseitig einsetzbares Material, das in verschiedenen Bereichen verwendet werden kann. Es eignet sich für vollanatomische Restaurationen, Cut-Back-Gerüste für das Micro-Layering sowie sogar für monolithische Veneers und Kronen im Frontzahnbereich. Durch intensive Forschung und Entwicklung konnten die spezifischen Herausforderungen, die bei der Verwendung von Zirkonoxid im Chairside-Bereich auftreten, erfolgreich bewältigt werden. Dazu gehören eine reduzierte Sinterzeit, eine effiziente farbliche Anpassung und die Option der adhäsiven Befestigung.

  • Sinterzeit: Während der Sinterprozess in herkömmlichen Sinteröfen ca. sieben Stunden dauert, gibt es eine kompromisslos gute Alternative. Mit Sinteröfen wie dem SpeedFire (Dentsply Sirona) lässt sich die Sinterzeit für bestimmte Zirkonoxide wie Katana Zirconia deutlich verkürzen. Die Qualität des Materials wird hierbei nicht beeinträchtigt. Lediglich die Festigkeit erhöht sich leicht und die Transluzenz nimmt etwas ab [Michailova M, Elsayed A, Fabel G, Edelhoff D, Zylla IM, Stawarczyk B. Comparison between novel strength-gradient and color-gradient multilayered zirconia using conventional and high-speed sintering. J Mech Behav Biomed Mater. 2020;111:103977].
  • Farbliche Individualisierung: Um Restaurationen mühelos farblich zu individualisieren, sind Effektflüssigkeiten (Esthetic Colorant für Katana Zirconia) prädestiniert. Diese werden vor dem Sintern auf die Zirkonoxid-Restauration aufgetragen. Während des Sinterns diffundieren die Farben in die Zirkonoxid-Struktur und integrieren sich ohne zusätzlichen Brand. Ergebnis sind natürliche Farbeffekte, die der Restauration eine schöne Tiefe und Ästhetik von innen heraus verleihen.
  • Adhäsive Befestigung: Trotz fehlender Glasphase kann Zirkonoxid im Mund adhäsiv befestigt werden. Dies erfordert eine Modifikation der Oberfläche und die Verwendung spezieller Befestigungskomposite wie Panavia V5 oder Panavia SA Cement Universal (beide Kuraray Noritake). Alternativ ist eine konventionelle Zementierung möglich, wobei laut Studienlage dem adhäsiven Vorgehen Vorrang zu geben ist. Auch die ästhetischen Ergebnisse können durch das konventionelle Zementieren beeinträchtigt werden.

Patientenfall
Ein 55-jähriger Patient stellte sich in unserer Praxis zur Behandlung des frakturierten Zahns 42 vor (Abb. 1 und 2). Der Zahn wies keine Lockerung auf. Die Taschentiefe betrug 2 mm mesial und distal; parodontal ohne pathologischen Befund. Die Anamnese und Diagnostik beinhalteten neben einem Scan zur genauen Visualisierung des betroffenen Zahns eine detaillierte radiologische Untersuchung. Während des Aufklärungsgesprächs wurden verschiedene Möglichkeiten der restaurativen Therapie besprochen und die damit verbundenen Kosten erörtert. Die Konsultation fand um 16:00 Uhr statt. Der Patient äußerte den Wunsch nach einer schnellen definitiven Lösung. Nachdem er dem vorgeschlagenen Behandlungsplan zugestimmt hat, begannen wir direkt mit den therapeutischen Maßnahmen.

Zunächst wurde der Zahn 42 in Lokalanästhesie endodontisch behandelt (Endopilot, File-System F360, Komet). Anschließend erfolgte die Präparation des Zahns für eine Kronenversorgung. Hierfür kam ein glasfaserverstärkter Kompositstift (DPXCL6 DentinPost X Coated, Komet) zum Einsatz. Wichtiger Schritt bei diesem Verfahren ist die Verwendung eines speziellen Erweiterers, der gleichzeitig zur Präparation des Retentionskastens und des Stiftbettes dient. Diese Technik minimiert das Risiko von Frakturen im Übergangsbereich zwischen Zahn und Stift erheblich (Abb. 3).

Das Röntgenbild und die Einprobe brachten dann Klarheit über die Gesamtsituation. Die adhäsive Befestigung des Stiftes erfolgte mit einem Befestigungskomposit (Panavia V5). Die anschließende subgingivale Präparation des Zahns diente der maximalen Ausnutzung der biologischen Breite bei gleichzeitigem Erhalt der Ästhetik (Abb. 4 und 5).

Die Ober- und Unterkiefersituation sowie die Okklusion wurden mit dem Intraoral­scanner Primescan (Dentsply Sirona) erfasst und die Daten zeitgleich in DS Core übertragen. In unserer Praxis klären wir seit der Einführung von DS Core die Patienten am Intraoralscan auf und teilen die Scans mit den Patienten per E-mail. Dies unterstützt die Patientenaufklärung und fördert das Verständnis für den Behandlungsablauf. Auf Basis des virtuellen Modells konnte das Design der Krone entwickelt werden, wobei besonderes Augenmerk auf eine adäquate optische und funktionelle Eingliederung in die vorhandene Bezahnung gelegt wurde (Abb. 6 und 7).

Die Krone wurde mit der inLab CAM-Software auf der DS MCX5 aus dem Zirkonoxid-Rohling (Katana Zirconia STML A3, Höhe 14 mm) gefräst. Für die Fertigung in der höchsten Auflösungsstufe bei mittlerer Geschwindigkeit benötigte die Maschine 13 Minuten. Unsere Erfahrungen mit dem mehrschichtigen STML-Material sind durchweg positiv. In diesem speziellen Fall bestand die Herausforderung jedoch darin, die lichtoptischen Eigenschaften des zervikalen Zahnbereichs zu reproduzieren. Daher wurde vor dem Sintern mit einem speziellen Infiltrationsstift Esthetic Colorant (Kuraray Noritake) in der Farbe Cervical Brown auf den zervikalen Bereich der Krone aufgetragen (Abb. 8). Für den inzisalen Bereich wurde die Farbe Blue gewählt, um ein ästhetisch harmonisches Erscheinungsbild im Frontzahnbereich zu erzielen (Abb. 9).

Der Sinterungsprozess der Krone erfolgte im Sinterofen DS Speedfire innerhalb von 18 Minuten, basierend auf einem bereits bestehenden Auftrag. Für die anschließende Individualisierung der Krone diente ein Micro-Layering mit entsprechenden Schichtkeramiken (Cerabien ZR FC Paste Stain Glaze, Reddish Brown, Cervical 1 und White, Kuraray Noritake). Es folgte ein Glanzbrand, der ebenfalls 18 Minuten dauerte (Programat CS, Ivoclar Vivadent).
Nach der finalen Einprobe der Krone wurden sowohl die Restauration als auch der präparierte Zahn nach Herstellerangaben für die adhäsive Befestigung vorbereitet. Dazu gehörte das Abstrahlen des Kronenlumens (Korundstrahlmittel, Korngröße ≤ 50 µm; ca. 1 bar) und das Silanisieren. Danach erfolgte die Reinigung der Oberflächen mit einem modernen Universalreiniger (Katana Cleaner, Kuraray Noritake). Für die adhäsive Befestigung einer Zirkonoxid-Krone hat sich Panavia V5 bewährt. Nach gründlicher Reinigung der Restaurationsränder von überschüssigem Befestigungsmaterial und Kontrolle der Okklusion konnte der Patient die Praxis noch vor 18:00 Uhr verlassen. Die Behandlung war in weniger als zwei Stunden abgeschlossen. (Abb. 10).

Der Patient, der ursprünglich mit der Erwartung einer Extraktion des Wurzelrestes in die Praxis gekommen war, freute sich umso mehr über das harmonische und stabile Ergebnis der Behandlung, die in so kurzer Zeit abgeschlossen werden konnte. Dieser Erfolg war nur durch die Kombination moderner Behandlungsmethoden und fortschrittlicher Werkstoffe möglich. Sieben Tage später kam der Patient erneut in die Praxis, um eine professionelle Zahnreinigung vornehmen zu lassen. Dabei bestätigte sich das positive Behandlungsergebnis (Abb. 11). Die Nachuntersuchung zeigte, dass die Okklusion und die approximalen Kontakte nicht mehr adaptiert werden mussten und der Patient mit dem Aussehen und der Funktion seiner neuen Krone zufrieden war.

Schlussfolgerung
Die erfolgreiche Behandlung des Patienten bestätigt die positiven Auswirkungen der Integration digitaler Technologien und fortschrittlicher Materialien auf den zahnärztlichen Praxisalltag. Diese Kombination führt zu einer effizienten, präzisen und ästhetisch ansprechenden Behandlung und erhöht die Patientenzufriedenheit deutlich. Das positive Ergebnis spiegelt sich auch in der aktuellen wissenschaftlichen Forschung wider, welche die Vorteile solcher integrierten Ansätze bestätigt. Besonders hervorgehoben werden Zeitersparnis, Präzision, Patientenzufriedenheit und ästhetische Ergebnisse. Dieser Fall veranschaulicht die praktische Anwendbarkeit und den klinischen Nutzen moderner Verfahren und steht im Einklang mit den Erkenntnissen aus der wissenschaftlichen Literatur. Das in diesem exemplarischen Fall beschriebene Vorgehen hat sich in der täglichen Praxis vielfach bewährt, was auch die Relevanz und Zuverlässigkeit unterstreicht.

Kontakt
Dr. Hendrik Zellerhoff

Am Rolevinckhoff 35

48366 Laer

dr.zellerhoff@gmx.de

www.dr-zellerhoff..de

Dr. Hendrik Zellerhoff ist Zahnarzt und niedergelassen in eigener Praxis in Laer. Er ist Mitglied im Vorstand der DGCZ (Deutsche Gesellschaft für computergestützte Zahnheilkunde) und begleitet seit vielen Jahren die Cerec-Weiterentwicklungen. Zudem ist er als International certificated Cerec Trainer und Co-Sprecher der Cerec-Mentoren tätig sowie Gesellschafter der DDA (Digital Dental Academy) Berlin.

twm Veranstaltungen

Fortbildung

Curriculum Funktionsdiagnostik

Stabile, reproduzierbare Okklusion und gelungene Ästhetik


tw Newsletter

Service

Immer auf dem neuesten Stand

Mit unserem teamwork-Newsletter bleiben Sie immer auf dem Laufenden, mit aktuellen Entwicklungen und Nachrichten aus der Branche.


tw Abonnement

Service

Exklusive Inhalte

Als Abonnent erhalten Sie die aktuelle Ausgabe regelmäßig frei Haus geliefert und bekommen zusätzlich Zugriff auf exklusive Inhalte. Sie finden alle Abo-Angebote im Online-Shop unseres Mutterunternehmens Mediengruppe Oberfranken.


twm Bookshop

Bookshop

Fachbücher bestellen

Sie finden unser gesamtes Angebot an Fachbüchern im Online-Shop unseres Mutterunternehmens Mediengruppe Oberfranken im Bereich „Dental“ unter shop.mgo-fachverlage.de.


Anzeige

Anwenderbericht

Falldokumention

10.03.25

Frontzahnfraktur: Sofortrestauration mit Zirkonoxid-Krone

Frontzahnfraktur, One-Visit Dentistry, Zirkonoxid-Krone

Dr. Hendrik Zellerhoff

Weitere Beiträge zum Thema

Fachbericht

Falldokumention

04.12.24

Indirekte digitale Planung einer direkten Kompositrestauration

Die Fraktur eines Frontzahns wirkt sich erheblich auf das Aussehen und die Sprachfunktion aus. Wird eine Fraktur unzureichend oder gar …

Fachbericht

Falldokumention

04.12.24

Mischen macht’s möglich

Der Einsatz von Kompositmassen zählt zu den Routinearbeiten im Alltag jeder zahnärztlichen Praxis. Das ist sicherlich auch dem Umstand geschuldet, …

twm Veranstaltungen

Fortbildung

Curriculum Funktionsdiagnostik

Stabile, reproduzierbare Okklusion und gelungene Ästhetik


tw Newsletter

Service

Immer auf dem neuesten Stand

Mit unserem teamwork-Newsletter bleiben Sie immer auf dem Laufenden, mit aktuellen Entwicklungen und Nachrichten aus der Branche.


tw Abonnement

Service

Exklusive Inhalte

Als Abonnent erhalten Sie die aktuelle Ausgabe regelmäßig frei Haus geliefert und bekommen zusätzlich Zugriff auf exklusive Inhalte. Sie finden alle Abo-Angebote im Online-Shop unseres Mutterunternehmens Mediengruppe Oberfranken.


twm Bookshop

Bookshop

Fachbücher bestellen

Sie finden unser gesamtes Angebot an Fachbüchern im Online-Shop unseres Mutterunternehmens Mediengruppe Oberfranken im Bereich „Dental“ unter shop.mgo-fachverlage.de.


Anzeige