Fachbericht

Falldokumention

04.12.24

Indirekte digitale Planung einer direkten Kompositrestauration

Frontzahntrauma – ein klinischer Fallbericht

digitale Planung, Kompositrestauration

Dr. Snežana Banković

Die Fraktur eines Frontzahns wirkt sich erheblich auf das Aussehen und die Sprachfunktion aus. Wird eine Fraktur unzureichend oder gar nicht behandelt, kann dies schwerwiegende Folgen für das soziale und psychische Wohlbefinden haben. Häufig wird die Meinung vertreten, dass für ein optimales ästhetisches Ergebnis bei Restaurationen der Klasse IV ein hohes Maß an künstlerischen Fähigkeiten erforderlich ist. Tatsächlich sind jedoch vor allem eine gute Planung der Restauration und ein umfassendes Verständnis der Farb­eigenschaften der verwendeten Materialien von Bedeutung.

Im folgenden Fallbericht wird eine gut planbare Methode zur Herstellung morphologisch korrekter Kompositrestaurationen vorgestellt. Die effektivste Methode zur Planung von Restaurationen ist ein digitaler Ansatz, mit dem sich auch die Platzverhältnisse analysieren lassen.

Ein klar definiertes Protokoll für die Schichtung bildet die Grundlage für eine schnellere und einfachere Herstellung von Klasse-IV-Restaurationen und spart Zeit sowie Arbeit.

Der Fall: ­Ein Sturz im Schwimmbad
Ein 11-jähriges Mädchen stellte sich in der Klinik vor, nachdem sie im Schwimmbad ausgerutscht und gestürzt war. Durch den Sturz war der linke mittlere Schneidezahn im Oberkiefer frakturiert (Abb. 1). Das abgebrochene Zahnfragment war nicht mehr vorhanden. Die klinische Untersuchung ergab eine Fraktur der Klasse IV ohne Pulpaexposition. Der Zahn war zum Zeitpunkt der Untersuchung noch vital, nicht berührungsempfindlich und zeigte keine erhöhte Mobilität. Das periapikale Röntgenbild ließ keinerlei Anzeichen einer Wurzelfraktur erkennen und bestätigte, dass der Apex geschlossen war (Abb. 2).

Therapieoption und ­Herausforderung
Angesichts des Alters der Patientin, der Vitalität des Zahns und der gesunden Restzahnsubstanz war eine direkte adhäsive Restauration die bevorzugte Behandlungsoption. Die direkte Restauration einer so umfangreichen Frontzahnfraktur ist allerdings eine Herausforderung. Daher wurde eine indirekte Planung durchgeführt, die eine Restauration mit optimaler Länge, Form und Angulation ermöglichte. Dieses Vorgehen gewährleistet exakte Okklusionskontakte – bei maximaler Interkuspidation, Protrusion und Laterotrusion. Bei sorgfältiger Planung im Vorfeld sind Anpassungen nach der Behandlung minimal oder nicht erforderlich.

Die Vorgehensweise
Zunächst wurde ein intraoraler Scan des Oberkiefers angefertigt (Abb. 3). So konnte der fehlende Zahnanteil digital konstruiert werden, und zwar als gespiegelte Kopie des intakten Schneidezahns. Die Konstruktion wurde in 3D ausgedruckt und diente als Referenz für die palatinale Putty-Abformung (Abb. 4). Zunächst wurden die Zähne mit Kofferdam isoliert. Der frakturierte Zahn wurde mit einer 2%igen Chlorhexidinlösung dekontaminiert. Vestibulär wurde eine lange Abschrägung präpariert, um die Frakturlinie zu kaschieren (Abb. 5).

Nach selektiver Schmelzätzung und 
Bonding mit einem Universaladhäsiv (G-Premio Bond, GC) wurde ein palatinales Kompositveneer (G-ænial A’chord, GC; Farbe JE – Junior Enamel) hergestellt. Die Frakturlinie wurde mit einer Sonde auf dem Silikonschlüssel markiert, um die Menge und Position des zu applizierenden Materials zu bestimmen (Abb. 6). Die Mamelonstruktur wurde mit Dentinfarben (AO2 – Opaque AO2 und A2 – Core A2) sorgfältig modelliert (Abb. 7).
Tipp: Bei der Freihandarbeit ist es wichtig, die Restauration aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, um gut abschätzen zu können, wie viel Volumen hinzugefügt werden muss und wie viel Platz noch für die letzten Schichten zur Verfügung steht (Abb. 7).

Die Mamelons wurden mit Opalescent Modifier (Essentia, GC) umgeben, indem eine dünne Schicht zwischen und um die Mamelons aufgetragen wurde.

Die Opaleszenz eines Zahns zeigt sich vor allem im Halo um die Schneidekante, wo der transluzente inzisale Schmelz übergeht in die nicht lichtdurchlässigen Dentin-Mamelons.

Als letzte Schicht der Restauration wurde eine dünne Abdeckung mit G-ænial A’chord JE-Junior Enamel (GC) aufgebracht. Eine glatte Oberfläche mit entsprechender Topografie lässt sich leicht mit einem Pinsel erzielen (Abb. 8).

Das Finieren und Polieren erfolgte mit feinen Polierstreifen und flexiblen Kompositpolierern. Ein mit den übrigen Zähnen vergleichbarer Hochglanz konnte so leicht erreicht werden (Abb. 9).

Regelmäßige Nachkontrolle
Die Patientin wurde ohne weitere Instruktionen entlassen, sollte aber Parafunktionen wie Nägelkauen vermeiden. Nachkontrollen waren nach zwei Wochen, drei Monaten und sechs Monaten vorgesehen. Bei Schmerzen, Farbveränderungen, Schwellungen oder anderen Problemen sollte sich die Patientin früher vorstellen. Bei der Kontrolle nach drei Monaten waren keine funktionellen oder ästhetischen Veränderungen zu erkennen (Abb. 10).

Diskussion
Eine große Frontzahnrestauration erfordert viel Liebe zum Detail bei Form, Farbe und Symmetrie. Wenn das abgebrochene Zahnfragment bei jungen Patienten nicht zur Verfügung steht, ist eine Kompositrestauration die offensichtliche Wahl. Sie ist kostengünstig, ästhetisch, kann in einer Sitzung angefertigt werden und ist leicht zu reparieren. Allerdings ist ein gewisses Maß an Kunstfertigkeit erforderlich, um hochwertige Ergebnisse zu erzielen.
Die Morphologie junger Zähne ist oft ausgeprägter, da noch keine übermäßige Abnutzung vorliegt. Die Verwendung eines palatinalen Schlüssels kann die Behandlungszeit erheblich verkürzen, da weniger Zeit für die Bestimmung der Winkel und Formen sowie für die Ausarbeitung der palatinalen Oberfläche benötigt wird. Zudem sollten für ein ansprechendes Ergebnis Kompositmaterialien mit guter Ästhetik und Verarbeitbarkeit verwendet werden.
G-ænial A’chord (GC) besitzt eine natürliche Fluoreszenz und verschmilzt hervorragend mit der umgebenden Zahnsubstanz. Es bietet damit die notwendigen Voraussetzungen für ein lebensechtes ästhetisches Ergebnis. Es ist nichthaftend und erleichtert so das Formen und Modellieren. Darüber hinaus lässt es sich dank der herstellereigenen Füllstofftechnologie leicht polieren und behält seinen hohen Glanzgrad über einen langen Zeitraum.

Snežana Banković arbeitet seit 2012 am Zentrum für Zahnästhetik und Implantologie (CDEI) in Belgrad. Banković ist aktives Mitglied der European Society of Cosmetic Dentistry (ESCD) und hält Workshops für das Nationale Institut für praktische zahnmedizinische Ausbildung (NIPDE) in Belgrad. Ihre Themen sind nichtinvasive Komposit-Restaurationen, Non-Prep-Injektionstechnik, Klasse-IV-Restaurationen und direkte sowie indirekte adhäsive Restaurationen.

Kontakt
Dr. Snežana Banković, Belgrad
Kontakt via:
GC Germany GmbH
Seifgrundstr. 2
D-61348 Bad Homburg
info.germany@gc.dental

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