Interview

Branche & Insights

20.11.24

Kunst und Familie als Quelle ­­­für Kraft und Kreativität

Kurzporträt: Dr. Christian Hammächer wird neuer Präsident der DGI

dgi, Implantologie, Präsident

Natascha Brand

Dr. Christian Hammächer ist der designierte Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI). Ende November wird der Zahnarzt aus Aachen während des DGI-Jahreskongresses in Dresden die Nachfolge von Prof. Dr. Florian Beuer antreten. Dann steht er der mit rund 8500 Mitgliedern größten implantologischen Fachgesellschaft in Europa vor, die dank ihrer zahlreichen Kooperationen und ihres internationalen Netzwerkes weltweit zu den führenden Impulsgebern im Bereich der dentalen Implantologie zählt. Wir wollten mehr über den neuen Mann an der Spitze der DGI erfahren.

Herr Dr. Hammächer, Sie treten nun in Kürze Ihr Amt als DGI-Präsident an und bei einem solchen Anlass blickt man gerne auf die Anfänge zurück. Wie sind Sie damals zur DGI gekommen?
Dr. Christian Hammächer: Durch meine Tätigkeit in der prothetischen Abteilung bei Prof. Hubertus Spiekermann, einer der Mitbegründer der Fachgesellschaft, ist mir die DGI gewissermaßen in meine fachliche Wiege gelegt worden und das „DGI–Blut“ fließt somit schon lange in meinen Adern. Hubertus Spiekermann war ein großartiger Lehrer und Mentor, mit dem mich insbesondere in den letzten Jahren vor seinem viel zu frühen Tod ein freundschaftliches Verhältnis verband. Er weckte in mir die Begeisterung für die Implantologie und Implantatprothetik und auch die für unsere Fachgesellschaft. Dass ich einmal deren Präsident werden könnte, habe ich mir damals noch nicht ausmalen können. Mein Dank gilt hier auch weiteren Kollegen, die mich auf dem Weg dorthin gefördert und unterstützt haben.

Sie sind seit 17 Jahren mit einem Partner in gemeinschaftlicher Praxis in Aachen niedergelassen und stehen nun zudem für drei Jahre an der Spitze der größten europäischen implantologischen Fachgesellschaft. Das klingt nach einem Kraft- bzw. Balanceakt. Wie schafft man das?
Sicherlich wäre dies ohne einen solchen Praxispartner, wie ich ihn habe, und das entsprechende Team nicht möglich. Auch nach 17 Jahren macht meinem Kompagnon Prof. Dr. Jamal M. Stein und mir die interdisziplinäre Zusammenarbeit nach wie vor großen Spaß. Das ist ein sehr wertvolles Gut, welches fachlich aber auch menschlich mit großer Aufmerksamkeit und Wertschätzung behandelt werden muss. Auch mein Kollege ist – wie ich – engagiert in Fortbildung, Lehre, Fachgesellschaft und Wissenschaft. Jeder mit seinen spezifischen Schwerpunkten. All dies ist uns sehr wichtig und ein wesentlicher Teil unserer „Marke“, jedoch lassen wir unsere Praxis und die Gleichwertigkeit unseres Engagements für das Unternehmen nie aus dem Fokus. Mit der Unterstützung meines Teams, der meiner Familie und dem starken DGI–Vorstand an meiner Seite sollte die Präsidentschaft daher zu schaffen sein.

Wer Ihnen auf Instagram folgt, weiß, dass Sie neben der Zahnmedizin eine weitere Leidenschaft haben – die Malerei. Und fast wäre aus dieser Berufung auch Beruf geworden, wenn da nicht die Zahnmedizin dazwischengekommen wäre. Seit November präsentieren Sie Ihre Kunstwerke in einer eigenen Ausstellung – Carwash – im ‚Raum für Kunst‘ in Aachen. Wie kam es dazu, und was bedeutet Ihnen die Malerei?
Die Malerei bzw. Kunst begleitet mich bereits seit meiner Jugend und ich habe in der Tat eine Zeit lang ernsthaft darüber nachgedacht, sie auch beruflich parallel zur Zahnmedizin zu verfolgen. In diese Zeit fiel übrigens meine Bewerbung – nach der Assistenzzeit in der Praxis – bei Hubertus Spiekermann. Aber das ist eine andere Geschichte … Neben den eher spontan und intuitiv entstehenden, meist expressiv abstrakten aber auch figürlichen Arbeiten – das menschliche Gesicht war hier ein häufig wiederkehrendes Motiv – habe ich 2018 mit der Arbeit an der aktuellen Werkgruppe ‚Carwash‘ begonnen. Inspiriert aus der Begeisterung für die, bei der Autohandwäsche sich zufällig bildenden Schaumfiguren auf der Windschutzscheibe, entstanden konzeptionelle, teils großformatige Ölgemälde, die ich erstmalig 2023 in einer Galerie ausstellte. Über die Einladung zur Einzelausstellung vom ‚Raum für Kunst‘ in diesem Jahr und die Anerkennung meiner Arbeit habe ich mich sehr gefreut.
Die Kunst bedeutet mir sehr viel und ist sicherlich auch eine Quelle für Kraft und Kreativität im zahnmedizinischen Hauptberuf. Vielleicht ein wenig wie Heimat und Wahlheimat.

Neben all diesen Aktivitäten sind Sie auch Familienmensch. Wie viel Zeit bleibt da noch für Ihre Frau und die drei Kinder?
Meine Familie, und Zeit für meine Familie und Freunde, ist mir sehr wichtig. Ich achte immer darauf, dass diese Zeit nicht zu sehr der beruflichen zum Opfer fällt. Glasklar ist, dass alle meine Aktivitäten ohne den Rückhalt, die Unterstützung und das Verständnis meiner Frau nicht machbar wären. Ich bin daher sehr dankbar, dies alles so nebeneinander und miteinander leben zu dürfen.

Wie und wo entspannen Sie bzw. tanken Sie auf?
Am besten zuhause im Kreise meiner Familie; natürlich auch beim Sport, sei es Laufen, Schwimmen, Tennis, Mountainbike, Krafttraining oder Boxen. Einige dieser Sportarten machen wir auch gemeinsam in der Familie. Beim Lesen oder malend in meinem Atelier kann ich natürlich auch gut abschalten. Neuerdings auch bei ausgedehnten Spaziergängen mit unserem Hund.

Welche Werte sind Ihnen wichtig?
Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Großzügigkeit, Offenheit, Authentizität

Das Motto des diesjährigen DGI-Kongresses lautet: „Risiken. Misserfolge. Lerngeschenke.“ – und soll die Sichtweise auf die Erkenntnisse sensibilisieren. Was ist aktuell Ihr größtes Lerngeschenk?
Ein wichtiges implantatprothetisch-zahntechnisches Lerngeschenk der jüngeren Vergangenheit waren im Halsbereich frakturierte Lithiumdisilikat–Hybridkronen auf anguliert verschraubten Titanklebebasen. Diese Basen sind breiter als die konventionell verschraubten und erfordern daher zirkulär ein stabileres Material wie Zirkonoxidkeramik.

Machen wir einen kleinen Zeitsprung in die Zukunft: Was wünschen Sie sich Im Rückblick auf Ihre Präsidentschaft. Wofür sollen Ihre Jahre in Erinnerung bleiben?
Für ein harmonisches, offenes und konstruktives Miteinander aller an unserer 
tollen Fachgesellschaft beteiligten und handelnden Personen sowie einer weiteren Stärkung der größten wissenschaftlichen implantologischen Gesellschaft in Deutschland und Europa.

Vielen Dank für diese interessanten
Einblicke.

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