Interview

Hochschule & Standpunkte

26.10.21

Mäßig raue Oberfläche funktioniert langfristig gut

Meta-Studie zu Implantatoberflächen und Langzeitüberlebensdauer

Prof. Dr. Ann Wennerberg

Prof. Dr. Ann Wennerberg, Universität Göteborg/Schweden, erforscht seit vielen Jahren Zahnimplantat­ober­flächen. Ihr aktueller systematischer Review überprüft die berichtete Überlebensrate und den marginalen Knochenverlust von Implantaten mit modifizierten Oberflächen, einschließlich der TiUnite-Implantatober­fläche von Nobel Biocare, nach zehn Jahren oder länger. Im Gespräch erläutert Prof. Wennerberg Details.

Professor Wennerberg, geben Sie uns bitte einen kurzen Überblick über Ihre Studie und was Sie hofften herauszufinden?
Prof. Dr. Ann Wennerberg: Ich betreibe seit 25 bis 30 Jahren Forschung im Bereich von Implantatoberflächen, wobei es bei vielen dieser früheren Studien im Besonderen um die Vermessung und Charakterisierung der Oberflächentopografie ging. Im Laufe der Zeit stellte ich fest, dass es ein großes Interesse an klinischen Nachuntersuchungsstudien gab. Es ist eine Sache, gute Ergebnisse bei Tierversuchen zu erreichen, aber was Zahnmediziner wirklich wissen wollen ist: Wie sehen die klinischen Ergebnisse verschiedener Implantatoberflächen aus?
Das war die eigentliche Frage, die diese Studie untersuchen sollte – und zwar nicht nur als kurzfristiges Follow-up der Ergebnisse, sondern als langfristige Perspektive. Wir hatten festgestellt, dass in älterer Literatur zu dem Thema, von einer schnelleren und stabileren Osseointegration des Implantats bei mäßig rauer Oberfläche im Vergleich zu maschinierten Oberflächen berichtet wurde. Allerdings gab es ebenso Bedenken, dass diese mäßig rauen Oberflächen anfälliger für die Ansammlung von Plaque und Mikrobiota seien, die potenziell zu Mukositis und anderen Nebenwirkungen führen könnten.
Aus diesem Grund wollten wir wissen, was genau mit Implantaten mit mäßig rauer Oberfläche nach einer langen Zeit im Einsatz passiert. Es wurde ein systematischer Review von 62 klinischen Studien durchgeführt. Um unsere Kriterien zu erfüllen, musste jede dieser Studien mehrere Patienten enthalten, die eine prothetische Implantatversorgung mit mindestens zehn Jahren Nachuntersuchungszeit erhalten hatten.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse Ihrer Studie? Gab es Ergebnisse, mit denen Sie nicht gerechnet hatten?
Nun, es gab beides; erwartete Ergebnisse und solche, die uns doch überraschten. Zum Beispiel zeigten Titan-Plasma-gesprühte Oberflächen mehr Knochenresorption als andere Implantatoberflächen – damit hatten wir gerechnet. Was uns aber überraschte war, dass anodisierte Implantatoberflächen, wie die TiUnite-Oberfläche von Nobel Biocare, signifikant bessere Überlebensraten aufwiesen als alle anderen Implantatoberflächen aller statistischer Analysen in dieser Studie.

Ist die Implantatoberfläche eine Schlüsselvariable für die langfristige Überlebensrate und den marginalen Knochenverlust eines Implantats, und wie wirkt sich Rauigkeit darauf aus?
Das ist schwer zu beantworten. Ich denke die Implantatoberfläche ist ein wichtiger Faktor. Aber es gibt auch viele andere Faktoren, die eine Rolle spielen. Die Studien, die wir begutachteten, präsentierten viele verschiedene Belastungsanwendungen, umspannten unterschiedliche Zeiträume und so weiter, und diese Unterschiede können die Ergebnisse beeinflussen. Gleichwohl waren wir mit der Studie unter Berücksichtigung des uns zur Verfügung stehenden Zeitfensters zufrieden, und wir stellten einen signifikanten Unterschied zugunsten der anodisierten TiUnite-Implantatoberfläche fest.

Gibt es ein Oberflächenmodifizierungverfahren, das spezielle Risiken wie zum Beispiel eine Kontaminierung auslöst?
Wie gesagt, mäßig raue Implantatoberflächen stehen in der Diskussion, die Ansammlung von Mikrobiota möglicherweise zu begünstigen und möglicherweise andere Fremdstoffe abzusondern. Diese Studie untermauert in keiner Weise solche Behauptungen, die sich hauptsächlich auf Tierversuche oder In-vitro-Studien beziehen. Wir stellten fest, dass die ­TiUnite-Implantatoberfläche langfristig – über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren – sehr gut funktioniert.

www.nobelbiocare.com

Literatur
Wennerberg A, Albrektsson T, Chrcanovic B. Long-term outcome of implants with different surface modifications. Eur J Oral Implantol. 2018;11(Suppl1):S123-S136

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