Fachbericht

Falldokumention

04.12.24

Mischen macht’s möglich

Ästhetischer Erfolg mit Kompositmassen

Ästhetik, Komposit, noninvasive Behandlung, Schichten

Ulf Krueger-Janson

Der Einsatz von Kompositmassen zählt zu den Routinearbeiten im Alltag jeder zahnärztlichen Praxis. Das ist sicherlich auch dem Umstand geschuldet, dass die Adhäsivtechnik mit den verfügbaren Universaladhäsiven und die Stabilität des Komposits sprunghaft weiterentwickelt wurden. Das macht die Arbeitsweise mit Komposit einfach und sehr effektiv, und die Langzeiterfolge sind beachtlich. Der ästhetische Erfolg indes hängt ab von der Auswahl des Materials und dem Know-how des Anwenders.

Immer mehr Patienten wünschen sich eine zahnärztliche Behandlung mit noninvasiver Vorgehensweise. Gemäß der aktuell ausgearbeiteten Leitlinie wurde das Indikationsspektrum von Komposit erweitert. Um die Erwartungen der Patienten zufriedenzustellen, ist ein kreativer Umgang mit dem Material von Anwenderseite erforderlich. Das bedeutet, es geht nicht nur die klassische Füllungstherapie, sondern auch um Änderungen der Morphologie, Stellungskorrekturen sowie den Aufbau verlorengegangener Okklusion im Front-und Seitenzahngebiet. So kann das Potenzial und die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten von Komposit ausgeschöpft werden.

Farbe und die Farbgestaltung
Eine gute farbliche Integration ist der Schlüssel zum Erfolg. Es ist mittlerweile bekannt, dass mehr als 80 % der Menschheit die Zahnfarbe A hat. Eine Unterscheidung in A, B oder C-Farbe gilt deshalb als historisch. Den größten Unterschied finden wir in der Helligkeit. Es kann konstatiert werden, dass die helleren Farben über einen höheren „Weißanteil“ verfügen. Das Verständnis dafür vereinfacht vieles, denn besonders bei der finalen Farbanpassung können mit Flowables adäquate Farbnuancen hergestellt werden.

Es ist das Ziel, ein vital wirkendes Ergebnis zu erreichen. Dabei spielt die Transluzenz eine wesentliche Rolle, denn sie vermittelt eine Tiefenwirkung und lässt den Füllungsbereich dreidimensional erscheinen. Eine ausgewogene Kombination opaker Farben, mit intensiv abdeckender Wirkung, und transluzent durchscheinenden Farben, ermöglicht eine komplexe und damit natürlich wirkende dreidimensionale Restauration.

Der „Clou“ im Schichtschema
Das Schichtschema sollte deshalb aus einer Basisfarbe – als opake Komponente –
und einer transluzenten Deckschicht bestehen. Die transluzenten Farben können mit unterschiedlich intensiven weißlichen Eintrübungen wie „milky, bleach white oder Inc (nahezu transparentes Material) Verwendung finden. Eine Mischung dieser transluzenten Farben auf der Oberfläche einer Restauration ist der „Clou“. Hier kann gezielt eine adaptive Farbanpassung an die Farbstruktur der Umgebung, z. B. an einen angrenzenden Füllungsbereich oder an einen Nachbarzahn, erzeugt werden. Bei farblichen Besonderheiten wie hypomineralisierten Bereichen (MIH), können mit „white“ als opake Flowfarbe, die meist weißen wolkigen Bereiche der MIH-Areale, auf der Oberfläche nachgeahmt werden.

Praxisfall: Naturanaloge ­Kompositaufbauten
Die Darstellung von zwei Kompositaufbauten mit einem Gemisch aus Flowfarben von Beautifil Flow Plus X sowie der Verwendung des pastösen Komposits Beautifil II LS (Shofu) zeigt, wie eine ästhetische Rekonstruktion im Frontzahnbereich gelingen kann. Dabei werden die Flowfarben gemischt, um ein naturanaloges Farbbild entstehen zu lassen. Das Mischen ermöglicht eine direkte Farbanpassung auf der Oberfläche. Bei Missfallen kann der Auftrag wieder entfernt und neugestaltet werden. Dadurch wird die große Variabilität dieser Vorgehensweise deutlich.

Nach Isolation der Kavität und Konditionierung mit Äzgel wird das Universaladhäsiv BeautiBond Xtreme aufgetragen (Abb. 1). Das Universaladhäsiv lässt sich leicht applizieren und weist laut Hersteller gute Haftwerte auf (auf Schmelz: 25,50 MPa und auf Dentin: 26 MPa, gemäß Scherhaftfestigkeitsprüfung mit der „notched edge“-Methode nach ISO 29022:2013; Self-Etch-Technik, nach 24 Stunden). Ebenso verfügt das Adhäsiv über integriertes Silan, welches das Verarbeitungsspektrum weiter erhöht. Nach 20 s Einwirkzeit wird der Bereich polymerisiert.

Zum weiteren Vorgehen wird das niedrigvisköse Material (Beautifil Flow Plus X F03) gewählt. Durch die Fließfähigkeit adaptiert das Material leicht auch an die tiefer liegenden Bereiche. Ein blasenfreier Aufbau kann visuell kontrolliert und mit der Sondenspitze kann überprüft werden, ob eine innige Adaption möglich wurde (Abb. 2).

Die Biegefestigkeit (125 MPa) und die Abrasionsstabilität (Zahnbürsten-Abrasionstest nach 30 000 Zyklen: 0,96 Gew.-%) von Beautifil Flow Plus X F03 gewährleisten den Aufbau von funktionsstabilen Bereichen, wie der palatinalen Wand und der Inzisalkante. Zum weiteren Aufbau wird das opake pastöse Material Beautifil II LS verwendet. Dank der Opazität kann der Dentinkorpus aufgebaut werden. Je nach Farbverlauf werden unterschiedliche Farben verwendet (Abb. 3 und 4) und mit dem Hilfsmittel Optraskulpt (Abb. 5) eingeebnet.

Die weitere Gestaltung erfolgt mit Flowfarben. Beautifil Flow Plus X gibt es in verschiedenen Farben, die dem natürlichen Erscheinungsbild (Abb. 6) des Schmelzes entsprechen. Der Vorteil der Mischbarkeit wird hier deutlich, denn eine direkte Farbanpassung auf der Füllungsoberfläche kann vorgenommen werden. Die Abbildungen 7 und 8 vermitteln das Potenzial dieser Materialien zur Imitation natürlicher Schmelzstrukturen.

Fazit
Das Ergebnis spricht für sich; es entstand eine naturanaloge Farbstruktur. Die weißlichen inzisalen Bereiche wie bei Zahn 22, konnten in den lateralen Bereichen nachgeahmt (BW) werden. Die transluzenten Areale zur Gestaltung der Mamelonstrukturen wurden mit „Inc“ gestaltet.

Grundsätzlich ist das Mischen eine großartige Möglichkeit der Farbanpassung und dank fließfähiger Materialien lässt sich das hervorragend durchführen. Mein Tipp: Es ist darauf zu achten, eine blasenfreie Schicht anzufertigen. Kleine Mikrobläschen kommen bei der Politur zum Vorschein, wenn beim Auftrag häufig in die Materialien eingetaucht wurde. Deshalb sollte die Sondenspitze während des Mischens möglichst im Material verbleiben. Abschließend kann konstatiert werden: Mischen macht´s möglich!

Ulf Krueger-Janson ist seit 1991 niedergelassener Zahnarzt in eigener Praxis in Frankfurt a. Main. Seit 2012 ist er Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Restaurative und Regenerative Zahnheilkunde (DGR²Z). Er hat sich als Experte für Kompositrestaurationen einen Namen gemacht, insbesondere für ästhetische Versorgungen in der Front. Viele seiner Vorgehensweisen, wie die Verwendung des Teflonbands, das Mischen von Flowfarben zur farblichen Gestaltung der Oberfläche und die Anwendung der dynamischen Streifentechnik zur Gestaltung morphologisch adäquater Konturen, sind mittlerweile State of the Art. Er ist Buchautor (Komposit 3D) und internationaler Referent.

Kontakt
Ulf Krueger-Janson

Stettenstraße 1

60322 Frankfurt am Main

Tel. +49 69 590303

ulf.krueger-janson@email.de

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