Bericht

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12.10.23

Problemlöser Komposit

Zahnhalskaries: Konzept für ein größer werdendes Problem der Alterszahnheilkunde

Alterszahnheilkunde, Behandlungsstrategien, Komposit, Prophylaxe, Zahnhalskaries

Dr. Christian Ehrensberger

Es klingt zunächst nach Ironie: Je deutlicher die Prophylaxebemühungen sich in einer langen Zahnerhaltung zeigen, desto dringender braucht das zahnärztliche Team ein Konzept für Zahnhalskaries. Im Folgenden wird dieser vermeintliche Widerspruch aufgelöst und eine erfolgsträchtige Behandlung auf dem Stand der Technik skizziert.

Im Zuge der allgemeinen demografischen Entwicklung setzt sich ein Trend fort: In Zukunft werden in Zahnarztpraxen mehr Senioren behandelt werden. Denn schon heute ist jede zweite Person in Deutschland älter als 45 und jede fünfte Person älter als 66 Jahre [1]. Senioren weisen tendenziell immer mehr natürliche Zähne auf.

Die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie bemerkt dazu unter anderem [2]: „Heute ist nur noch jeder achte jüngere Senior (65– bis 74-Jährige) zahnlos, im Jahr 1997 war es noch jeder vierte. Jüngere Senioren (65– bis 74-Jährige) besitzen im Durchschnitt fünf eigene Zähne mehr als noch im Jahr 1997.“

Mehr Zahnhälse – mehr ­Zahnhalskaries
Die längere Erhaltung natürlicher Zähne ist zu begrüßen und bestätigt im besten Falle den Erfolg jahrelanger konsequenter Prophylaxe – auch durch das Praxisteam. Es bedeutet allerdings ebenso, dass häufiger Zahnhalskaries auftreten wird. Denn für Bakterien stellt jeder natürliche Zahn eine potenzielle Angriffsfläche dar: mehr Zahnhälse, mehr Zahnhalskaries.

Dieses Problem kann sich dadurch verschärfen, dass die feinmotorischen Fähigkeiten im Alter nachlassen und damit auch eine wirkungsvolle häusliche Mundhygiene erschwert wird. Doch auch die Gegenstrategie eines „übertriebenen“ Zähneputzens [3] geht in die falsche Richtung, da das Zahnfleisch geschädigt werden kann und Rezessionen zu freiliegenden Zahnhälsen führen – geradezu eine Einladung für pathogene Mikroorganismen. Wird eine Zahnhalskaries zu spät behandelt, kann sich der Zahnnerv entzünden, was wiederum eine endodontische Behandlung oder sogar Extraktion notwendig machen kann.

Zu einem Konzept für die Alterszahnheilkunde gehört darum stets auch eine Behandlungsstrategie für die Versorgung von Klasse-V-Kavitäten. Eine Herausforderung liegt in ihrer besonderen Geometrie, denn es handelt sich um eine flache Kavität, häufig zirkulär – und am Wurzelzement ist keine Ätztechnik möglich [3].

Bei diesen speziellen Anforderungen mag es auf den ersten Blick erstaunen, dass sich dafür in der klinischen Anwendung ein umfangreich indiziertes, fließfähiges Bulkfill-Komposit besonders gut eignet, dessen Anwendungsbereich sich auf Klasse-I-, Klasse-II-, Klasse-III- und Klasse-V-Kavitäten erstreckt (SDR flow+, Dentsply Sirona). So stellt die Absicherung durch klinische Untersuchungen ein Hauptargument für den universellen Einsatz einschließlich Klasse V dar. Im oberen Bild ist zu sehen, dass dank der großen Fließfähigkeit, der hohen Abrasionsfestigkeit und den verschiedenen Farben ein Bulkfill-Komposit für eine Vielzahl klinischer Indikationen geeignet sein kann.

Adhäsiv befestigen
In einer In-vitro-Studie wurden Klasse-V-Kavitäten, die mit dem besagten Flowable oder, zum Vergleich, mit anderen fließfähigen Kompositen oder mit einem Nanohybridkomposit behandelt wurden, vor und nach künstlicher Alterung auf ihre Randdichtigkeit untersucht. Die Autoren kamen zu dem Schluss [4]: „Auf Dentin erzielte SDR flow+ eine signifikant höhere Randdichtigkeit, sowohl vor, als auch nach der künstlichen Alterung. An den Schmelzrändern zeigten dagegen das Nanohybridkomposit und die anderen fließfähigen Materialien eine ähnliche Microleakage.“ Alternativ kann ein nanokeramisches Komposit verwendet werden (zum Beispiel Ceram.x Spectra ST flow, Dentsply Sirona).

Ein weiteres spezielles Problem bei der Klasse-V-Restauration besteht in der oftmals schwierigen Trockenlegung. Hier ist jeder Behandler froh, wenn er über ein robustes Adhäsiv verfügt. Es sollte sowohl auf sehr feuchtem als auch auf übertrocknetem Dentin seine Funktion erfüllen. Man nennt diese Fähigkeit auch aktives Feuchtigkeitsmanagement (zum Beispiel Prime & Bond active, Dentsply Sirona).

Ästhetik mit mehreren Farben
Das erwähnte fließfähige Komposit war ursprünglich als Bulkfill-Material für die „Füllung in einem Rutsch“ mit nur einer Universalfarbe konzipiert und sollte zur ästhetischen Verfeinerung mit nanokeramischem Komposit überschichtet werden (Ceram.x Spectra ST, Dentsply Sirona). Für den „neuen“, heute selbstverständlichen Einsatz bei Klasse-III- und Klasse-V-Füllungen werden inzwischen zusätzlich zur Universalfarbe drei weitere Farben angeboten (A1, A2, A3).

Für Fälle mit sehr hohen ästhetischen Ansprüchen – beispielsweise bei Frontzahnversorgungen – kann zudem um ein Flowable ergänzt werden, welches zwar nicht gleichzeitig für Bulkfill im Seitenzahn geeignet ist, aber dank eines ausgeprägten Chamäleoneffekts die gesamte Farbpalette inklusive einer gewissen Opazität abbildet wie beispielsweise Ceram.x Spectra ST flow (Dentsply Sirona).

Fazit
Es mag nach Ironie klingen: Nicht nur Spezialprodukte, sondern gerade breit indizierte Universalkomposite empfehlen sich für die speziellen Herausforderungen von Zahnhalskaries. Aber so ist es! Denn die Zahnmedizin hat sich in den vergangenen zehn Jahren weiterentwickelt. Komfortabel für das Team: Mit demselben Komposit, das sich für Zahnhalskaries eignet, können auch die anderen Kavitäten gefüllt werden und das bei Erwachsenen wie bei Kindern.

Literaturliste
www.teamwork-media.de/literatur

Kontakt
Dr. Christian Ehrensberger
Schwanthalerstr. 27
60594 Frankfurt am Main
cu_ehrensberger@web.de

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