Praxisbericht

Falldokumention

29.09.22

Sauber verklebt

Grundlage für die adhäsive Befestigung

adhäsive Befestigung, Oberflächen, Reinigung

Dr. Stefano Daniele

05 – ​​Fall 2: Reinigung der Zahnhartsubstanz in einer klinischen Situation, in der die Anwendung eines Pulverstrahlgeräts aufgrund eines erhöhten Blutungsrisikos des parodontalen Weichgewebes nicht zu empfehlen war.

Ästhetische Behandlungskonzepte erfordern neben entsprechenden Restaurationsmaterialien auch Produkte, die eine ästhetische und langzeitstabile Befestigung unterstützen. Der Autor beschreibt sein Vorgehen bei der adhäsiven Befestigung eines vollkeramischen Zahnersatzes und legt hierbei insbesondere den Fokus auf die gründlich gereinigte Zahn- und Gerüstoberfläche als Grundlage für den stabilen Haftverbund. Er nutzt hierfür einen universellen Spezialreiniger und hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

Bei einer definitiven Befestigung von metallfreiem, festsitzendem Zahnersatz ist in der Regel eine Einprobe erforderlich. Diese erfolgt oft mit glycerinbasierten Try-in-Pasten, die eine Überprüfung der Farbwirkung des Befestigungskomposits ermöglichen. Während der Einprobe lässt sich die Kontamination der Klebeflächen einer Restauration sowie des präparierten Zahns mit Blut und Speichel kaum vermeiden. Diese Verunreinigungen sind vor der Applikation des adhäsiven Befestigungssystems zu entfernen. Sowohl die Oberflächen der Keramik als auch die präparierte Zahnhartsubstanz müssen frei von bakterieller Plaque und anderen Verunreinigungen sein. Nur so lässt sich eine starke sowie langfristig zuverlässige Haftung der adhäsiv befestigten Restauration sicherstellen.

Reinigung keramischer Klebeflächen nach der Einprobe
Die Einprobe metallfreier Restaurationen ermöglicht es, die Randpassung sowie – speziell bei dünnen Veneers – den Einfluss zu überprüfen, den das gewählte Befestigungskomposit auf die Farbwirkung der finalen Versorgung hat. Ästhetische Eigenschaften dünner Veneers, speziell der Farbwert, hängen von unterschiedlichen Faktoren ab. Einer der wichtigsten Faktoren ist die Farbe des Befestigungskomposits, das unter der oft hauchdünnen Keramikversorgung zum Einsatz kommt. Um die Farbauswahl zu vereinfachen und das Ergebnis vorab simulieren zu können, bieten viele Hersteller glycerinbasierte Pasten an, die farblich mit den Farbvarianten des verwendeten Befestigungskomposits übereinstimmen (Abb. 1).
Über eine Einprobe vor der adhäsiven Eingliederung lässt sich das farblich am besten passende Befestigungsmaterial auswählen. Die Glycerinpasten sind grundsätzlich hydrophil und nach der Einprobe leicht mit Luft-Wasser-Spray zu entfernen. Einige Fremdstoffe wie Speichel, Blut und Sulkusflüssigkeit können jedoch auf den Oberflächen verbleiben und dort die Haftfestigkeit von adhäsiven Befestigungssystemen negativ beeinflussen. Das Sandstrahlen verunreinigter Oberflächen galt bislang als die beste Option zur restlosen Entfernung der Fremdstoffe, allerdings fehlt es in einigen Praxen an Sandstrahlgeräten. Aus diesem Grund hat Kuraray Noritake Katana Cleaner entwickelt..
Die dekontaminierende Reinigungslösung entfernt Verunreinigungen auf den Klebeflächen metallfreier Restaurationen nach der Einprobe vollständig. Die saubere keramische Klebefläche ist Voraussetzung für eine mikromechanische Haftung sowie eine chemische Haftungsreaktion zwischen einem 10-MDP enthaltenden Primer und einer Klebefläche aus Zirkonoxid. Sowohl die keramische Klebefläche als auch die Zahnhartsubstanz müssen gründlich gereinigt sein.

Reinigung der präparierten Zahnhartsubstanz
Auch die als Klebefläche fungierende Zahnhartsubstanz muss vor der Eingliederung metallfreier Restaurationen sauber sein. Hierfür eignet sich das Abstrahlen mit einem substanzschonenden Prophylaxepulver, beispielsweise auf Basis von Erythritol. Ziel dieses Vorgangs sollte nicht die Schaffung einer stärker retentiven Oberfläche sein, sondern die Entfernung des oralen Biofilms vor der adhäsiven Befestigung. Die meisten metallfreien Restaurationen haben supragingival angelegte Präparationsgrenzen, die eine absolute Trockenlegung mit Kofferdam ermöglichen. Im klinischen Alltag kommt es jedoch vor, dass Präparationsgrenzen, zumindest teilweise, subgingival liegen. Das ist beispielsweise bei Veneer-Präparationen der Fall, mit denen ein Diastema‧schluss oder das Schließen zervikaler schwarzer Dreiecke im Frontzahnbereich angestrebt wird (Abb. 2 bis 4). In diesen klinischen Situationen kann die Kofferdam-Anwendung zur Herausforderung werden. Zudem wäre bei Anwendung von Pulverstrahlgeräten das Risiko erhöht, Blutungen im Bereich des parodontalen Weichgewebes zu forcieren. Blutungen in der Nähe der zervikalen Präparationsgrenze vor der adhäsiven Eingliederung einer metallfreien Restauration können einen negativen Einfluss auf den dichten Randschluss zwischen Restauration und Präparation haben. Unter anderem ist es in diesen Situationen angebracht, die Reinigung mit einer Reinigungslösung anstelle eines Pulverstrahlgeräts vorzunehmen (Abb. 5 bis 7).

Limitationen herkömmlicher Reinigungslösungen
In Situationen, in denen das Abstrahlen kontraindiziert ist, bieten die meisten herkömmlichen Reinigungsprodukte keine ausreichende Reinigungswirkung, wenn sie auf keramischen Restaurationsoberflächen inklusive Zirkonoxid sowie auf Zahnhartsubstanz verwendet werden. Nachfolgend wird aufgeführt, welche Einschränkungen beziehungsweise unerwünschten Effekte mit der Anwendung der hauptsächlich in der Praxis verwendeten Reinigungslösungen bei der adhäsiven Befestigung verbunden sind.
Ethanol – entfernt Verunreinigungen wenig effektiv und Proteine aus Speichel sowie Blut unvollständig. Häufig fixiert Ethanol Proteine auf der Oberfläche, anstatt sie zu entfernen.
Natriumhypochlorit – bietet eine gute Reinigungsleistung und entfernt selbst Proteine aus Speichel und Blut, kann aber aufgrund seines Oxidationspotenzials negative Auswirkungen auf die Hafteigenschaften von Befestigungsmaterialien ausüben. Freie Radikale, freigesetzt durch eine Reaktion mit Natriumhypochlorit, können die Selbsthärtung sowie die Lichthärtung der Kunststoffmonomere im Befestigungsmaterial beeinträchtigen [1].
Wasserstoffperoxid – hat keine Eigenschaften, die eine Entfernung von Verunreinigungen ermöglichen. Zudem kann es noch stärker als Natriumhypochlorit die Polymerisationsreaktion freier Radikale in kunststoffbasierten Materialien für die adhäsive Befestigung beeinträchtigen.
Chlorhexidin – bietet weder eine nachteilige Wirkung noch den gewünschten Reinigungseffekt.

Spezialreiniger für alle Fälle
Katana Cleaner ist eine spezielle Lösung für die Reinigung von Restaurationsoberflächen – ganz gleich, ob diese aus Metall bestehen oder metallfrei sind – sowie Klebeflächen aus Schmelz und Dentin (Abb. 8). Die Reinigungslösung eignet sich sowohl für die extraorale als auch für die intraorale Anwendung. Die chemische Zusammensetzung enthält 10-MDP und ein 10-MDP-Triethanolamin-Salz (TEA-Salz) in einer wässrigen Lösung. 10-MDP-TEA ist ein Emulgator und oberflächenaktiver Stoff, der in der Lage ist, zahlreiche wasserunlösliche Stoffe aufzulösen und ihr Benetzungsvermögen zu erhöhen. Diesen chemischen Eigenschaften von 10-MDP-TEA ist es zu verdanken, dass sich Verunreinigungen auf Oberflächen mit einem Luft-Wasser-Gemisch besser entfernen lassen und somit eine saubere Oberfläche entsteht. Katana Cleaner zielt hauptsächlich auf Proteine ab, die zum Beispiel im Speichel und im But enthalten sind. Das 10-MDP-TEA-Salz ist amphiphil. Der nicht polare Teil durchdringt die Verunreinigungen und bildet Mizellen. Diese Mizellen lassen sich anschließend leicht mit einem Luft-Wasser-Gemisch entfernen.
Der Cleaner weist einen pH-Wert von 4,5 auf und wirkt somit nicht ätzend auf Zahnoberflächen und kann intra- und extraoral angewendet werden. Das 10-MDP in der Lösung sorgt für die Kompatibilität mit allen dentalen Haftvermittlern. Die Lösung ist lila gefärbt und lässt sich präzise auf alle zu reinigenden Oberflächen applizieren. Das nachfolgende Ablaufprotokoll beschreibt die Anwendung nach der Einprobe einer Restauration mit Glycerinpaste und vor der adhäsiven Befestigung (metallfreier) Restaurationen.

  1. Grobes Entfernen der Glycerinpaste mit Wasser von den Klebeflächen der Restauration.
  2. Applizieren des Cleaners auf Klebeflächen sowie Zahnhartsubstanz; für zehn Sekunden in die Oberfläche einmassieren.
  3. Abspülen des Cleaners und trocknen der Oberflächen mit Luftstrom.
  4. Klebeflächen an Restaurationen und Zähnen sind bereit für das Befestigungssystem.

Ein besonderer Dank gilt Ztm. Daniele Rondoni für die Herstellung des metallfreien festsitzenden Zahnersatzes.

Dr. Stefano Daniele praktiziert in einer Privatpraxis in Mailand und ist wissenschaftliche Lehrkraft für Restaurative Zahnheilkunde der Abteilung Biomedizinische, Chirurgische und Zahnmedizinische Wissenschaften der Medizinischen Fakultät/Universität Mailand. Dort ist er am Ospedale San Paolo tätig. Bis 2013 war er Gastprofessor für Restaurative Zahnheilkunde und Dentalwerkstoffe an der Università degli Studi del Piemonte Orientale „Amedeo Avogadro“ in Novara.

Kontakt
Dr. Stefano Daniele
danieledrstefano@gmail.com

Literatur
[1] Lai SC, Mak YF, Cheung GS, Osorio R, Toledano M, Carvalho RM, Tay FR, Pashley DH. Reversal of compromised bonding to oxidized etched dentin. J Dent Res. 2001 Oct;80(10):1919–24. doi: 10.1177/00220345010800101101.

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