Bericht
Veranstaltungen & Kongresse
21.10.24
Versorgungsbedarf erhöht sich
Alterszahnheilkunde: Potenzial in ganzer Bandbreite erkennen
Alterspyramide, Alterszahnheilkunde, demografischer Wandel, Versorgungsbedarf
Marius Urmann
Der tiefgreifende demografische Wandel und die Verschiebungen in der Alterspyramide sind seit geraumer Zeit fester Bestandteil der Diskussionen um eine adäquate Gesundheitsversorgung. Im zahn- medizinischen Zusammenhang ist damit unter anderem die Erkenntnis verbunden, dass sich der Versorgungsbedarf bei älteren Menschen sowohl erhöhen als auch diversifizieren dürfte. Einen Überblick über die gesamte Bandbreite der Entwicklungen auf dem Gebiet der Alterszahnheilkunde vermittelt die nächste Internationale Dental-Schau (IDS) – vom 25. bis zum 29. März 2025.
Schon 2016 wurde im Rahmen der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie [1] klar: „Krankheitslasten verschieben sich in das höhere Lebensalter.“ Das ist zunächst positiv zu bewerten, denn es bedeutet „mehr mundgesunde Lebensjahre“. Gleichzeitig treten durch diese Entwicklung aber auch neue Herausforderungen zu den klassischen Indikationen der Alterszahnheilkunde hinzu.
So wird die Versorgung älterer Patienten immer mehr zur Querschnittsdisziplin, die Behandler und Praxisteams vor ein breites Spektrum von Aufgaben stellt. Unterstützt werden ihre Bemühungen durch eine ganze Reihe innovativer und bewährter Produkte, beispielsweise auf den Gebieten Zahnersatz, Zahnerhalt oder bei der barrierefreien Praxiseinrichtung. Über neue und etablierte Lösungsansätze informiert die Leitmesse IDS in vollem Umfang.
Zahnerhalt gewinnt an Bedeutung
Aufgrund der zuvor skizzierten Entwicklung und der Erfolge der präventionsorientierten Prophylaxearbeit der hiesigen Zahnärzteschaft lässt sich heute folgender Trend beobachten: Immer mehr ältere Patienten behalten ihre eigenen Zähne bis in ein immer höheres Alter. Da erscheint es selbstverständlich, dass dem Zahnerhalt mittlerweile auch in diesen Altersgruppen eine größere Bedeutung zukommt. Als zusätzliche Herausforderungen für die Praxis können sich daher die Parodontaltherapie sowie die Bekämpfung von Wurzelkaries bei betagten Patienten darstellen – insbesondere dann, wenn Veränderungen des Allgemeinzustands oder gar Pflegebedürftigkeit hinzukommen.
Mit Blick auf die Wurzelkaries können neben einer erhöhten Untersuchungsfrequenz beispielsweise die Anwendung von Fluoridlack oder Silberdiaminfluorid zur Arretierung aktiver Läsionen oder die Empfehlung von hochfluoridhaltigen Zahnpasten (5000 ppm) bei Risikopatienten eine Rolle spielen. Zudem kann die Professionelle Zahnreinigung bei lockeren Zähnen eine Option darstellen. Dank digitaler Abformung kann sie mithilfe von Schienung auch bei älteren Patienten zum Einsatz kommen. Im Rahmen der Parodontitistherapie wiederum kann die mechanische supra- und subgingivale Plaque- und Zahnsteinentfernung mit Handinstrumenten oder aber Schall- und Ultraschallscalern vermehrt zum Behandlungsalltag bei älteren Patienten gehören.
Barrierefreiheit rückt in den Fokus
Eine höhere Zahl älterer Patienten macht aber auch die Notwendigkeit einer barrierefreien Praxiseinrichtung deutlich. Denn neben Überlegungen zum unmittelbaren Praxisumfeld – wie Parkmöglichkeiten, Aufzug vs. Treppenhaus, rollstuhlfreundliche Rampe im Eingangsbereich – gilt es auch, die Behandlung- und Warteräumlichkeiten selbst altersgerecht zu gestalten. Dazu zählen sowohl eine adäquate Ausleuchtung als auch kontrastreiche Markierungen, etwa bei potenziellen Hindernissen oder Stolperfallen. Für die Behandlung selbst stellt unter anderem der möglichst problemlose Zugang zur Behandlungseinheit einen relevanten Faktor dar. Abklappbare oder schwenkbare Elemente können hier den entscheidenden Unterschied machen.
Aufsuchende Zahnmedizin
Doch nicht jeder Patient ist überhaupt dazu in der Lage, einen Termin in der Praxis wahrzunehmen. Im Rahmen von Kooperationsverträgen mit stationären Pflegeeinrichtungen oder dem Hausbesuch kommt daher der aufsuchenden Zahnmedizin verstärkte Aufmerksamkeit zu. In diesem Kontext spielt kompaktes und gut zu transportierendes Equipment eine Schlüsselrolle – beispielsweise ein Koffer mit den wichtigsten Instrumenten sowie einem mobilen Motor für Hand- und Winkelstücke.
Ergänzt um grobe Diamantschleifer, Fräsen und Polierer lassen sich häufige Herausforderungen der aufsuchenden Zahnmedizin wie das Glätten scharfer Zahnkanten oder das Entfernen von Druckstellen an Prothesen meistern. Clevere Lösungen findiger Dentalingenieure tragen dabei dazu bei, dass die Arbeit auch außerhalb der eigenen Praxisräumlichkeiten hygienischer und autark vonstattengeht.
Klassische Indikationen
bleiben
Über diese „Trends“ hinaus bleiben der Alterszahnheilkunde die altbekannten Versorgungsoptionen wie die Totalprothese erhalten. Neben der klassisch analogen Herstellungsweise der Prothesenbasis mit Heiß- oder Kaltpolymerisat präsentieren sich dem zahntechnischen Labor die frästechnische Verarbeitung von PMMA-Blanks oder die Fertigung per 3D-Druck als gangbare Optionen im Rahmen eines zumindest in Teilen digitalen Workflows. Aus Sicht der Praxis ist hier unter anderem interessant, ob eine konventionelle Abformung oder ein Schleimhautscan den Startpunkt für eine Digitalisierung der Mundsituation darstellen.
Je nach Patientenfall wird die Praxis außerdem festsitzenden oder teilprothetischen Zahnersatz in Erwägung ziehen, gegebenenfalls implantatgestützt. Auch in einem solchen Szenario kann digitale Unterstützung, etwa im Rahmen eines Backward-Plannings inklusive der Herstellung einer Bohrschablone oder der computergestützten Ergebnis-Vorschau für die Kommunikation mit dem Patienten eine wertvolle Hilfe darstellen.
Das ganze Spektrum der Alterszahnheilkunde auf der IDS
Die Alterszahnheilkunde gewinnt angesichts des demografischen Wandels immer weiter an Bedeutung, gleichzeitig erweitert sich das Spektrum des Versorgungsbedarfs und die damit verbundenen Behandlungsoptionen. Auf der IDS 2025 in Köln blicken Praxen und Labors auf die gesamte Bandbreite neuer sowie bewährter Verfahren und Hilfsmittel. In diesem dynamischen Umfeld lassen sich die verschiedenen Chancen für die eigene Arbeit ideal miteinander vergleichen und die passenden Entscheidungen für den eigenen Betrieb treffen.
Quelle: Koelnmesse
Literatur
[1] Jordan AR, Micheelis W, editors. Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V). Köln: Deutscher Zahnärzte Verlag DZV; 2016.
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