{"id":1257,"date":"2021-10-21T18:02:20","date_gmt":"2021-10-21T16:02:20","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=1257"},"modified":"2022-05-31T16:56:21","modified_gmt":"2022-05-31T14:56:21","slug":"wann-und-wem-bringen-sie-etwas","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/wann-und-wem-bringen-sie-etwas\/","title":{"rendered":"Wann und wem bringen sie etwas?"},"content":{"rendered":"\n

Aufgrund der F\u00fclle an Mundsp\u00fcll\u00f6sungen sowie einer gro\u00dfen Zahl an unterschiedlichen Studien zur deren Wirkung kam vor einigen Jahren bereits der Wunsch auf, eine deutsche Leitlinie zu verfassen. Im Jahr 2017 formierte sich eine Leitliniengruppe mit dem Erstautor Prof.\u2006Dr.\u2006Thorsten Auschill, der Methodikerin PD Dr.\u2006Sonja S\u00e4lzer sowie der Koordinatorin Prof.\u2006Dr.\u2006Nicole Arweiler. Es war die Aufgabe, die F\u00fclle an Literatur mit ihren sehr unterschiedlichen Studien zu sichten, sinnvoll zu begrenzen und im Rahmen einer Metaanalyse evidenzbasierte Aussagen f\u00fcr die verschiedenen Wirkstoffe zu treffen. Nachfolgend fasst Prof.\u2006Dr.\u2006Nicole Arweiler die wichtigsten Aspekte f\u00fcr die Praxis zusammen.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Frage zum h\u00e4uslichem chemischen Biofilmmanagement
Wie kann in der t\u00e4glichen Praxis die Empfehlung zur Anwendung einer Mundsp\u00fcll\u00f6sung einflie\u00dfen?<\/strong>
Prof.\u2006Dr.\u2006Nicole Arweiler: Das zahn\u00e4rztliche Team sollte zun\u00e4chst einmal versuchen, alle mechanischen M\u00f6glichkeiten der Entfernung von Biofilmen an Z\u00e4hnen und Zahnfleisch sowie an Implantaten und Restaurationen auszusch\u00f6pfen. Die Zahnputztechnik sollte optimiert und eine Form der Zwischenraumhygiene individuell erkl\u00e4rt werden. Sollten aber die umliegenden Weichgewebe dennoch Entz\u00fcndungszeichen zeigen, hat das zahn\u00e4rztliche Team die Aufgabe, ein individuell angepasstes chemisches Biofilmmanagement mit antibakteriellen Mundsp\u00fcll\u00f6sungen zu empfehlen. Denn die Heilung und Gesunderhaltung von Weichgeweben sowohl um Z\u00e4hne als auch um Implantate bleibt eine gro\u00dfe Herausforderung f\u00fcr die Zahnmedizin und das Praxisteam.<\/p>\n\n\n\n

Die gro\u00dfe Zahl angebotener Mundsp\u00fcll\u00f6sungen mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen macht es dem Verbraucher schwer, eine Auswahl zu treffen. Aber auch f\u00fcr das zahn\u00e4rztliche Fachpersonal ist nicht immer leicht zu entscheiden, ob Mundsp\u00fcll\u00f6sungen empfehlenswert sind \u2013 und wenn ja, welche.
H\u00e4ufig h\u00f6rt man Bef\u00fcrchtungen: \u201eWenn ich meinem Patienten eine Mundsp\u00fcll\u00f6sung empfehle, dann putzt er doch nicht mehr.\u201c oder: \u201eMein Patient macht \u00d6l\u00adziehen \u2013 bringt das \u00fcberhaupt etwas; soll ich das empfehlen oder soll er auf eine (andere) L\u00f6sung umsteigen?\u201c. Auch steht immer wieder die Frage im Raum, ob das Sp\u00fclen die \u201egute Mundflora\u201c zerst\u00f6rt.
Vor diesem Hintergrund wurde die Leitlinie \u201eH\u00e4usliches chemisches Biofilm\u00admanage\u00adment in der Pr\u00e4vention und Therapie der Gingivitis\u201c verfasst, die in einer umfassenden Literatursuche unter anderem die Gr\u00f6\u00dfe des Effekts von Mundsp\u00fcl\u00adl\u00f6sungen auf Plaque und Gingivitis sowie die Qualit\u00e4t der verf\u00fcgbaren klinischen Studien unter die Lupe genommen hat. Damit sind die Aussagen \u00fcber ihre Wirksamkeit evidenzbasiert. Das bedeutet, sie gelten als zuverl\u00e4ssig und aussagekr\u00e4ftig, sodass die Leitlinie auch das \u201ePr\u00e4dikat\u201c \u201eS3-Leitlinie\u201c erhielt.
Daneben wurden aber auch viele grunds\u00e4tzliche Fragen in einem Expertenteam er\u00f6rtert, und diese Statements erhielten dann anschlie\u00dfend in einem gr\u00f6\u00dferen Expertenkreis einen breiten Konsens.<\/p>\n\n\n\n

Was ist die Basis f\u00fcr die \u00adAnwendung von antibakteriellen Wirkstoffen?<\/strong>
Einen breiten Konsens gab es dazu, dass ein chemisches Biofilmmanagement als alleinige Ma\u00dfnahme nur in wenigen F\u00e4llen beziehungsweise bei bestimmten Situationen empfohlen werden kann. Chemisches Biofilmmanagement ist prinzipiell als Erg\u00e4nzung zu mechanischen Ma\u00dfnahmen \u2013 wie Z\u00e4hneputzen, gepaart mit Interdentalreinigung \u2013 zu betrachten. Grunds\u00e4tzlich sollte das zahn\u00e4rztliche Team versuchen, mechanische Ma\u00dfnahmen zu verbessern. Patienten \u00e4u\u00dfern oft wie aus der Pistole geschossen, dass sie zweimal t\u00e4glich Z\u00e4hne putzen, und das Tag f\u00fcr Tag. Dennoch ist es die Aufgabe des zahn\u00e4rztlichen Teams, an die Patienten zu appellieren und sie immer wieder zu motivieren, auch wirklich eine Regelm\u00e4\u00dfigkeit im Hinblick auf die mechanischen Ma\u00dfnahmen zu etablieren, denn die beste Technik sowie die \u201ebeste B\u00fcrste\u201c sind nur so gut wie der Anwender und seine Ausdauer – und parodontale Erkrankungen sind weit verbreitet (Abb.\u20061a bis c). Ist jedoch bei einem Patienten eine suffiziente Reinigung mittels mechanischer Ma\u00dfnahmen nicht erreichbar, sollten antibakterielle Wirkstoffe genutzt werden (Abb.\u20062).<\/p>\n\n\n