{"id":1632,"date":"2021-10-28T10:21:59","date_gmt":"2021-10-28T08:21:59","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=1632"},"modified":"2022-05-31T16:58:19","modified_gmt":"2022-05-31T14:58:19","slug":"parodontale-regeneration","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/parodontale-regeneration\/","title":{"rendered":"Parodontale Regeneration"},"content":{"rendered":"\n

52 Prozent der j\u00fcngeren erwachsenen Patienten leiden unter Parodontitis. Bei Senioren liegt der Anteil bei 65 Prozent (Deutsche Mundgesundheitsstudie 2016 DMS V) [8]. F\u00fcr den niedergelassenen Zahnarzt ergeben sich aufgrund der h\u00e4ufig komplexen Krankheitsbilder, kombiniert mit anderen zahn\u00e4rztlichen, aber auch allgemeinmedizinischen gesundheitlichen Einschr\u00e4nkungen, gro\u00dfe Herausforderungen. Daher arbeiten immer h\u00e4ufiger spezialisierte Kollegen (Parodontologe, Kieferorthop\u00e4de, Endodontologe, Implantologe) mit dem den Patienten langj\u00e4hrig betreuenden Zahnarzt zusammen. Der Autor erl\u00e4utert anhand seines Therapiekonzepts und zweier Fallbeispiele Schnittstellen und Abl\u00e4ufe, die in seiner auf Parodontologie spezialisierten Praxis im Zusammenwirken mit Hauszahn\u00e4rzten zum nachhaltigen Zahnerhalt von parodontal vorgesch\u00e4digten Z\u00e4hnen f\u00fchren.<\/p>\n\n\n\n

Fragen zum Behandlungskonzept<\/p>\n\n\n\n

Wie arbeite ich mit einem auf Parodontologie spezialisierten Zahnarzt zusammen?<\/strong>
Dr.\u2006Holger Janssen: Sobald der Verdacht einer Parodontitis besteht, die im eigenen Praxis-Recallsystem nicht stabil gehalten werden kann, empfiehlt sich die Konsultation einer auf Paro\u00addontologie spezialisierten Praxis. In vielen F\u00e4llen werden dort die antiinfekti\u00f6se Therapie und die systematische Behandlung sowie die Anfertigung notwendiger therapeutischer Behandlungsrestaurationen oder funktionstherapeutischer Ma\u00dfnahmen zur Stabilisierung \u00fcbernommen.<\/p>\n\n\n\n

Welche regenerativen Verfahren gibt es heute in der parodontalen Chirurgie?<\/strong>
Bei tiefen vertikalen Knochendefekten ist es das Ziel, den verloren gegangenen Zahnhalteapparat inklusive der alveol\u00e4ren Strukturen zu regenerieren. Bei Lappenoperationen und offenen K\u00fcrettagen werden erfolgreich Schmelzmatrixproteine (EMD) sowie autologe Blutkonzentrate wie Platelet-rich Fibrin (PRF) in Kombination mit osteokonduktiven Knochenersatzmaterialien und Barrieremembranen angewendet.<\/p>\n\n\n\n

Diverse Therapieleitf\u00e4den und -schemata f\u00fcr parodontologische Erkrankungen teilen die Systematik in antiinfekti\u00f6se Phase, geschlossene subgingivale Therapie (SRP) und nachfolgende unterst\u00fctzende Phase (Langzeitrecall) ein [14,\u200622,\u200623,\u200624,\u200627,\u200634]. F\u00fcr besondere Defekte, zum Beispiel Furka\u00adtionsdefekte und vertikale intraoss\u00e4re Knochendefekte, wird eine zus\u00e4tzliche Phase empfohlen [6,\u200620,\u200642]. Diese findet in der Regel nach der Scaling- and Root-Planing-Therapie (SRP) statt. Somit sollten die konventionell geschlossen behandelbaren Lokalisationen bereits entz\u00fcndungsfrei therapiert sein. Damit wird eine stabile Situation f\u00fcr die postoperative Wundheilung geboten, und die Patienten sind ausreichend mundhygienef\u00e4hig [3,\u200624,\u200639,\u200641].
Diese Therapieschritte sind heute allgemein anerkannt und in der t\u00e4glichen Praxis gut umsetzbar. Dazu braucht es jedoch in der parodontalen Therapie ausgebildete und erfahrene Zahn\u00e4rzte, Prophylaxeassistentinnen (ZMP) und Dentalhygienikerinnen (DH), in manchen F\u00e4llen zudem Spezialisten wie Endodontologen und oralchirurgisch versierte Paro\u00addontologen.
H\u00e4ufig werden Patienten, die aufgrund ihres umfangreichen Therapiebedarfs den behandelnden Hauszahn\u00e4rzten zu schwierig erscheinen, in spezialisierte H\u00e4nde \u00fcberwiesen. In diesen F\u00e4llen ist es unabdingbar, klare Kommunikationsstrategien und Schnittstellen zur Patienten\u00fcbergabe zu definieren. Befunde, Diagnosen und zu erwartende Konsequenzen m\u00fcssen den Patienten und allen Behandlern zeitnah und offen kommuniziert werden.
Hinsichtlich der zu erreichenden Behandlungsziele muss Einigkeit im Sinne des Patienten herrschen, und es m\u00fcssen die gleichen Erfolgskriterien gelten, unabh\u00e4ngig davon, wer den jeweiligen Therapieschritt durchf\u00fchrt.
Basierend auf den Heilungsprinzi\u00adpien parodontologischer Erkrankungen [6,\u20069,\u200626,\u200627,\u200630,\u200633], wissenschaftlich stets aktualisierten Erkenntnissen, den Bed\u00fcrfnissen und Strukturen einer zahn\u00e4rztlichen Praxis sowie den notwendigen Kommunikationsschnittstellen mit dem Patienten und dem \u00fcberweisenden Kollegen ist mein systematisches, synoptisches Behandlungskonzept zur erfolgreichen Parodontitistherapie im Team mit Hauszahn\u00e4rzten und anderen Spezialisten entstanden.<\/p>\n\n\n\n

Parodontales Konzept f\u00fcr die Praxis<\/strong>
Befunderhebung und Hygienephase
Zu Beginn werden die Patienten nach exakter Befunderhebung entsprechend dem Parodontalen Screening-Index (PSI) eingeteilt (Abb.\u20061). Zus\u00e4tzlich findet auch die Fragestellung des \u00fcberweisenden Kollegen Eingang in die Bewertung, und es werden die notwendigen Therapiema\u00dfnahmen mit dem Patienten besprochen. Dabei werden lokalisierte Problemstellungen oder generalisierte Krankheitsbilder sowie die vom Hauszahnarzt bereits durchgef\u00fchrten Therapieschritte beurteilt und in Anlehnung an die 2018 aktualisierte \u201eKlassifikation parodontaler und periimplant\u00e4rer Erkrankungen\u201c eingeteilt [10,\u200618]. Der Parodontologe \u00fcbernimmt im Rahmen der systematischen Therapie oft die Rolle als Koordinator aller beteiligten Akteure wie Hauszahnarzt, Dentalhygienikerin, Parodontologe, Endodontologe, Zahntechniker, Implantologe und Prothetiker.
Bereits zu Beginn wird im Screening hinsichtlich der parodontalen Erkrankung auf interdisziplin\u00e4re Zusammenh\u00e4nge (Allgemeinmedizin, Innere Medizin, HNO, Onkologie, Kardiologie et cetera) und andere Risikofaktoren (wie Rauchen) hingewiesen; relevante Faktoren werden abgecheckt und mit den betreuenden Kollegen die weiteren Schritte abgestimmt [12,\u200619,\u200631].<\/p>\n\n\n\n

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