Es ist zu Recht das Ziel moderner Zahnheilkunde, Zahnsubstanz weitestgehend zu erhalten, denn kein Restaurationsmaterial ist der eigenen Zahnsubstanz gleichzusetzen. Dennoch definiere ich \u201esubstanzschonendes Arbeiten\u201c in Abh\u00e4ngigkeit von der jeweiligen Indikation. Dabei geht es um die Fragen: Was genau ist darunter zu verstehen? Wann macht maximale Sub\u00adstanzschonung Sinn, und wann ist es dem Langzeiterfolg dienlicher, mehr Substanz abzutragen?
Aus meiner t\u00e4glichen Praxis wei\u00df ich, dass nicht nur ein Weg zum Ziel f\u00fchrt. Als Praktiker erlebe ich oft, dass maximale Substanzschonung auch Schwierigkeiten bereiten und unter Umst\u00e4nden sogar das Ergebnis negativ beeinflussen kann. So kann zum Beispiel der verst\u00e4ndliche Patientenwunsch nach minimalinvasiver Behandlung \u2013 m\u00f6glichst ohne Zahnsub\u00adstanzverlust \u2013 dazu f\u00fchren, dass ein kari\u00f6ser Zahn nicht vollst\u00e4ndig exkaviert wird, weil ein Teil der Karies im nicht sicht\u00adbaren Bereich liegt. Das wird das Ergebnis kompromittieren. Man muss manchmal die Kavit\u00e4t extendieren, um Karies vollst\u00e4ndig zu entfernen. Es kommt vor, dass ich eine versteckte (Wurzel-)Karies entdecke, die ich vorher diagnostisch nicht erkennen konnte und auf die ich erst explorativ beim Aufschleifen des Zahns sto\u00dfe.
Auch in meinem prothetischen Alltag gelingt es nicht immer, maximal minimal\u00adinvasiv zu arbeiten, denn ich muss, je nach Materialwahl, eine Mindestst\u00e4rke einhalten, zum einen, damit die Restaurationen nicht frakturieren, und zum anderen, damit der Zahntechniker ausreichend Platz vorfindet, um eine funktionelle, \u00e4sthetische Restauration herzustellen. Hinzu kommt, dass minimalinvasives Pr\u00e4parieren sehr anspruchsvoll ist, einen Lernprozess voraussetzt und manuelles Geschick seitens des Behandlers erfordert.<\/p>\n\n\n\n
Die M\u00f6glichkeit, Zahnsubstanz zu schonen, h\u00e4ngt vom jeweiligen Patientenfall ab. Dabei geht es im Wesentlichen um drei Aspekte: minimaler Zahnsubstanzabtrag, Haltbarkeit der Restauration beziehungsweise des Zahnaufbaus und \u00c4sthetik. Alle drei Aspekte m\u00fcssen in Einklang gebracht werden. Beeintr\u00e4chtige ich aufgrund der Substanzschonung die Haltbarkeit, kann das Ergebnis da\u00adrunter leiden. Hat ein Patient stark verf\u00e4rbte Z\u00e4hne, sind hauchd\u00fcnne Veneers kontra\u00adin\u00addiziert, da die Stumpffarbe nicht maskiert wird und durchschimmert. Und dies sind nur zwei Beispiele, die zeigen, dass gute Ergebnisse auch einen entsprechenden Substanzabtrag erfordern.<\/p>\n\n\n\n
Was ist also wichtig, wenn man wenig oder gar keine Zahnsubstanz opfern m\u00f6chte? Insbesondere im Frontzahnbereich gelingt substanzschonende Behandlung \u2013 in Verbindung mit einer kieferorthop\u00e4dischen Therapie vorab \u2013, sofern der Patient dazu die Geduld und das Budget aufbringen m\u00f6chte. Dann kann im Anschluss relativ substanzschonend mit restaurativen Materialien pr\u00e4pariert und therapiert werden. \u201eNon-Prep\u201c-Restaurationen im Frontzahnbereich mache ich ganz selten und nur, wenn ich die Indikation daf\u00fcr sehe, zum Beispiel bei Zapfen\u00adz\u00e4hnen oder L\u00fccken. Meistens ist eher das Gegenteil der Fall \u2013 die Z\u00e4hne stehen hervor oder sind verdreht. In diesen F\u00e4llen ist es fast unm\u00f6glich, den Patienten ohne jegliche Pr\u00e4paration prothetisch zu versorgen. Auch im Seitenzahnbereich bei Abrasionen sehe ich nur selten die Indikation f\u00fcr \u201eNon-Prep\u201c. Mittels minimaler Pr\u00e4paration und Anschr\u00e4gung schaffe ich mehr Klebefl\u00e4che und bessere optische \u00dcberg\u00e4nge. Besteht der Patient auf \u201eNon-Prep\u201c, limitiert das die M\u00f6glichkeiten, die Situation funktionell und optisch zu ver\u00e4ndern.<\/p>\n\n\n\n
Dr. Jan Hajt\u00f3, M\u00fcnchen
hajto@dental-team-hajto.de
www. hajto.de<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
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