{"id":2738,"date":"2021-11-26T12:23:26","date_gmt":"2021-11-26T11:23:26","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=2738"},"modified":"2022-05-31T16:58:11","modified_gmt":"2022-05-31T14:58:11","slug":"die-verwandlung","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/die-verwandlung\/","title":{"rendered":"Die Verwandlung"},"content":{"rendered":"\n

Was tun, wenn eine Patientin vorstellig wird, sich eine sch\u00f6nere Zahnfarbe w\u00fcnscht, und es sich dann zeigt, dass weitaus mehr im Argen ist? Auf einmal befindet man sich im luftleeren Raum, und man braucht \u00fcberzeugende Argumente, aber auch Planungssicherheit. Beides verspricht Software wie Digital Smile Design. Doch Vorsicht: Der Mensch kann nicht rein digital vermessen und geplant werden. Absolute Sicherheit kann nur die \u00addirekte Arbeit mit und am Patienten bieten. Die Autoren zeigen anhand einer desolaten Mundsituation, wie sie dieser Herausforderung begegnen und im Team ein kleines Wunder vollbringen.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Fragen zum Patientenfall
Worin lagen die Herausforderungen aus zahnmedizinischer und zahntechnischer Sicht?<\/strong>
Dr. Paul Leonhard Schuh: <\/em>Die Schwierigkeit bestand darin, dass die Patientin aufgrund ihrer bisherigen Zahnarzterfahrungen m\u00f6glichst viele Behandlungsschritte in Narkose durchf\u00fchren lassen wollte. Wir konnten in der Narkose alle notwenigen chirurgischen Behandlungsschritte abschlie\u00dfen und die Patientin gleichzeitig auf Langzeitprovisorien umstellen.
Ztm. Bastian Wagner: <\/em>Aus zahntechnischer Sicht war die gr\u00f6\u00dfte Herausforderung, eine \u00e4sthetisch und funktionell dauerhaft stabile Rekonstruktion zu schaffen. Der stark abradierte Frontzahnbereich sowie die ausgepr\u00e4gte Unterkieferdynamik beim Sprechen beziehungsweise in Funktion lie\u00dfen nur einen geringen Spielraum f\u00fcr eine Schneidekantenverl\u00e4ngerung.<\/p>\n\n\n\n

Ausgangssituation<\/strong>
Wenn man sich die Ausgangssituation der Patientin vor Augen f\u00fchrt, in der sie damals in die Praxis gekommen ist, dann stellt sich die Frage, wie weit W\u00fcnsche und Vorstellungen vom eigentlichen Handlungsbedarf abweichen. Wir fragen unsere Patienten immer nach ihren W\u00fcnschen und Vorstellungen. Unserer Patientin war es ganz wichtig, dass sie die gleiche Zahnfarbe bekam, wie sie ihre Freundin zuvor bekommen hatte. Diese war vor Kurzem von uns komplett \u00adsaniert worden. Und da sie die Farbe der neuen Z\u00e4hne ihrer Freundin so sch\u00f6n fand, konsultierte sie auf deren Empfehlung unsere Praxis. Bei der 38-j\u00e4hrigen Patientin stellte sich bei der ersten Begutachtung das aus den Abbildungen 1 bis 5<\/strong> ersichtliche Bild dar. Wie bereits erw\u00e4hnt, war es ihr wichtig, dass sie Z\u00e4hne in der hellen Zahnfarbe ihrer Freundin bek\u00e4me \u2013 in einer B1. Interessant war, dass die starken Abnutzungen ihrer nat\u00fcrlichen Z\u00e4hne von der Patientin kein einziges Mal angesprochen wurden. Sie \u00e4u\u00dferte lediglich, dass ihr Vater sie damit aufzog, dass sie beim Lachen so viel Zahnfleisch zeigte. Somit stand zus\u00e4tzlich die Frage im Raum, \u201eob man da auch was machen k\u00f6nne\u201c.
Es wurden Statusaufnahmen der Pa\u00adtientin angefertigt (Abb.\u20091 bis 5)<\/strong>. In Abbildung 3<\/strong> zeigt sich deutlich, wie stark sich infolge eines insuffizienten Zahnersatzes in Regio 34 und 35 der Knochen abgebaut und somit das Weichgewebe zur\u00fcckgezogen hatte.
Aus der Abbildung des protrudierten Kiefers wird ersichtlich (vgl. Abb.\u20094)<\/strong>, dass sich ihre Frontz\u00e4hne wahrscheinlich infolge dieser Kieferbewegung beinahe komplett abradiert haben. Nach der Einteilung von Ztm.\u2009Udo \u00adPlaster handelt es sich bei dieser Patientin um einen klassischen Frontzahntyp, das hei\u00dft, die Patientin hat immer erste Kontakte in der Front. Nat\u00fcrlich k\u00f6nnte man den Zahnsubstanz\u00adverlust auch auf die verlorene St\u00fctzzone im rechten Quadranten zur\u00fcckf\u00fchren, allerdings ist im linken eine Abst\u00fctzung gegeben, und dennoch hat sie sich ihre Front derart \u201eabgearbeitet\u201c. Das verst\u00e4rkt die Annahme, dass es sich um einen Frontzahntyp handelt, also einen Menschen, bei dem die Eckz\u00e4hne schwach ausgepr\u00e4gt sind und somit keine Eckzahnf\u00fchrung stattfindet. Die gesamten Vorschubbewegungen laufen \u00fcber die Frontz\u00e4hne.
Die Anamnese ergab, dass die Patientin keinerlei Medikamente nahm und sich physisch und psychisch gesund f\u00fchlte.
Allen Beteiligten war es wichtig, dem \u00e4sthetischen Wunsch der Patientin nachkommen, vor allem aber die funktionelle Rehabilitation zu meistern. Um ihr eine \u00e4sthetische Vorabvisualisierung bieten zu k\u00f6nnen, haben wir uns in ihrem Fall f\u00fcr das Digital Smile Design(DSD)-Konzept nach Christian Coachman entschieden [1,\u20092]. Zum einen, um Planungssicherheit zu bekommen, bevor die kostspielige Behandlung umgesetzt wird, und zum anderen, um zun\u00e4chst ein \u00adkostspieliges, h\u00e4ndisch erstelltes Wax-up beziehungsweise Mock-up zu umgehen. Wir wollten mit dieser Vorabvisualisierung, die ja dank DSD relativ schnell am iPad durchgef\u00fchrt werden kann, erreichen, dass f\u00fcr die Patienten nicht prim\u00e4r die Frage aufkommt, was der Eingriff kostet, sondern wann es endlich losgeht; denn Handeln war angezeigt, das stand au\u00dfer Frage.
Aus diesem Grund w\u00e4hlten wir den Weg \u00fcber eine Visualisierung des m\u00f6glichen Ergebnisses, da in diesem Fall sicherlich etwas mehr \u00dcberzeugungsarbeit geleistet werden musste, zum einen, da die Pa\u00adtientin ihr eigentliches Problem nicht als solches erkannte, und zum anderen, da f\u00fcr eine \u00e4sthetische und langzeitstabile Rekonstruktion viel mehr n\u00f6tig sein w\u00fcrde, als nur die Z\u00e4hne aufzuhellen. Mittels DSD wollten wir ihr den Mehrwert der angedachten Behandlung vermitteln. Denn oftmals haben Patienten keine Vorstellung davon, was im Lauf der Behandlung mit ihnen und ihren Z\u00e4hnen passiert. Das DSD eignet sich sehr gut dazu, Patienten den Mehrwert der anstehenden Behandlungsschritte und Bem\u00fchungen zu visualisieren beziehungsweise zu erl\u00e4utern – und somit die Motivation zu erh\u00f6hen.<\/p>\n\n\n