{"id":276,"date":"2021-11-16T12:28:40","date_gmt":"2021-11-16T11:28:40","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=276"},"modified":"2022-05-31T16:58:12","modified_gmt":"2022-05-31T14:58:12","slug":"implantate-und-parodontitis","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/implantate-und-parodontitis\/","title":{"rendered":"Implantate und Parodontitis"},"content":{"rendered":"\n

Eine 34-j\u00e4hrige Patientin mit einer Parodontitis (Stadium IV, Grad C) wies bei Erstvorstellung bereits eine Freiendsituation im ersten Quadranten und eine Schaltl\u00fccke in regio 26 auf. Sie w\u00fcnschte sich einen festsitzenden Ersatz der verloren gegangenen Z\u00e4hne. Eine beidseitige Implantation mit Augmentation nach Herstellung entz\u00fcndungsfreier parodontaler Verh\u00e4ltnisse f\u00fchrte nach einer zwischenzeitlichen Explantation und Neuimplantation eines Implantats zu einem langfristig zufriedenstellenden und stabilen Behandlungsergebnis.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Fragen zur Therapie
Warum wurde nicht zun\u00e4chst versucht, die Z\u00e4hne 24 und 25 zu erhalten, um zur Reevaluation dar\u00fcber zu entscheiden?<\/strong>
Die Patientin wollte schnellstm\u00f6glich ans Ziel eines festsitzenden Zahnersatzes kommen und lehnte von Beginn an den Erhaltungsversuch dieser beiden Z\u00e4hne ab.<\/p>\n\n\n\n

Warum wurden im I. und II. Quadranten nicht jeweils drei Implantate vorgesehen?<\/strong>
Die Versorgung mit drei Implantaten auf beiden Seiten h\u00e4tte keinerlei Vorteil f\u00fcr die Patientin ergeben und wom\u00f6glich aufgrund zu geringer interimplant\u00e4rer Abst\u00e4nde periimplant\u00e4re Infektionen provoziert.<\/p>\n\n\n\n

Was verdeutlicht dieser Fall?<\/strong>
Oberste Priorit\u00e4t in der Parodontologie hat der Zahnerhalt, im Optimalfall bei m\u00f6glichst geschlossener Zahnreihe [1]. Dennoch sind Patienten, die bereits eine L\u00fccken- beziehungsweise Freiendsituation aufweisen oder Z\u00e4hne haben, deren Befund einen Erhalt ausschlie\u00dft, keine Ausnahme. Auch dieser Ausgangssituation gilt es sich zu stellen und den am besten geeigneten Behandlungsansatz zu finden. Unter der Voraussetzung entz\u00fcndungsfreier paro\u00addontaler Verh\u00e4ltnisse sind in diesen F\u00e4llen neben zahngetragenen Restaurationen auch implantat\u00adgetragene Restaurationen eine Option [2,\u20093], insbesondere dann, wenn die benachbarten Z\u00e4hne zwar erhaltungsw\u00fcrdig sind, aber den prothe\u00adtischen Anspr\u00fcchen als Pfeilerzahn nicht gen\u00fcgen. Eine voraus\u00adgegangene Parodontitis wurde bereits in zahlreichen Studien als Risikofaktor f\u00fcr einen implantologischen Langzeiterfolg identifiziert [2\u20137]. Die Entscheidung f\u00fcr eine implantatgetragene Versorgung \u00adsollte immer, vor allem vor dem Hintergrund m\u00f6glicher Extraktionen, unter Abw\u00e4gung aller Risikofaktoren getroffen und im Vorfeld mit den Patienten diskutiert werden.
Der folgende Fall soll einen \u00dcberblick \u00fcber die systematische Behandlung einer fortgeschrittenen Parodontitis mit anschlie\u00dfender implantologischer Weiterversorgung und dem Management von Komplikationen, wie sie auftreten k\u00f6nnen, geben. Er verdeutlicht, welche weitreichenden Konsequenzen eine Unterbrechung der Zahnreihe haben kann.<\/p>\n\n\n\n

Diagnostik und Therapieplanung<\/strong>
Anamnese und Erwartungen
Die 34-j\u00e4hrige Patientin stellte sich erstmals 2014 auf \u00dcberweisung eines Kollegen vor. Sie war allgemein gesund, Nichtraucherin und berichtete \u00fcber die Entfernung von insgesamt sechs Z\u00e4hnen im vergangenen Jahr sowie von unregelm\u00e4\u00dfig durchgef\u00fchrten Zahnreinigungen. Zuletzt fiel ihr eine zunehmende Lockerung mehrerer Z\u00e4hne auf.
Die Patientin hatte hohe \u00e4sthetische Anspr\u00fcche und war an einer umfassenden Therapie interessiert. Sie f\u00fchlte sich im beruflichen Alltag aufgrund der vielen fehlenden \u00adZ\u00e4hne nicht wohl und gab an, sich beim L\u00e4cheln zu sch\u00e4men. Mittelfristig w\u00fcnschte sie sich einen festsitzenden Ersatz der verlorenen gegangenen Z\u00e4hne.<\/p>\n\n\n\n

Klinische Ausgangsbefunde<\/strong>
Der Ausgangsbefund ist den Abbildungen 1 und 2 zu entnehmen. Ein leichtes Diastema mediale im Oberkiefer lag auf Nachfrage bei der Patientin nicht immer vor. Es fanden sich weitestgehend approximal weiche, supragingivale Bel\u00e4ge (Plaque control record, PCR [8]: 42\u2009%), eine generalisierte Blutung im Bereich der marginalen Gingiva (Gingival bleeding index, GBI [9]: 35\u2009%) und eine genera\u00adlisierte Blutung beim Sondieren (Bleeding on probing, BOP: 66\u2009%) (Tab.\u20091). Auf eine \u00aderste Nachfrage, ob sie m\u00f6glicherweise eine Schienung in der Oberkieferfront akzeptieren k\u00f6nne, reagierte sie ablehnend \u2013 sie wollte \u201ekeine weiteren Therapieversuche an den wackligen Z\u00e4hnen\u201c.<\/p>\n\n\n