{"id":452,"date":"2021-11-16T12:11:20","date_gmt":"2021-11-16T11:11:20","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=452"},"modified":"2022-05-31T16:58:13","modified_gmt":"2022-05-31T14:58:13","slug":"computerbasierte-op-planung","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/computerbasierte-op-planung\/","title":{"rendered":"Computerbasierte OP-Planung"},"content":{"rendered":"\n

Die Anforderungen an die Dysgnathiechirurgie sind gestiegen \u2013 eine suffiziente Okklusion allein ist nicht mehr ausreichend. Als Herausforderung gilt es heute, die individuelle Kiefergelenkachse zu ber\u00fccksichtigen, eine vorhersehbare \u00c4sthetik zu erzielen und die Planungseffizienz zu optimieren. Diesen Anspr\u00fcchen kann eine analoge Planung anhand von Fotogra\u00adfien und Gipsmodellen nur schwer gerecht werden. Eine zeitgem\u00e4\u00dfe L\u00f6sung stellt die computerbasierte Operationsplanung dar, die beispielsweise auf einer digitalen Volumentomografie und einem Gesichtsscan basiert. Im Beitrag wird ein digitaler Workflow zur Planung von Dysgnathie\u00adoperationen vorgestellt und am Beispiel zweier Patientenf\u00e4llen veranschaulicht.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Fragen zum Therapieverfahren
Welche M\u00f6glichkeiten bietet die digitale Planung von Dysgnathieoperationen?<\/strong>
Dr.\u2006Dr.\u2006Philipp Winterhalder: Von der patientenspezifischen Gelenkachse bis zur Vorhersage von Weichgewebs\u00e4nderungen wird durch die umfangreichen Datens\u00e4tze eine individuellere Behandlung erreicht, selbst patientenspezifisches Osteosynthesematerial ist m\u00f6glich. Gegen\u00fcber einer Planung mit Gipsmodellen lassen sich Zeit und Kosten sparen. Nachteilig sind die hohen apparativen Anforderungen.<\/p>\n\n\n\n

Was wird zur digitalen Planung von Dysgnathieoperationen ben\u00f6tigt?<\/strong>
Dr.\u2006Dr.\u2006Nassim Ayoub: In einer Dysgnathieplanungssoftware werden digitale Modelle vom Knochen, den Zahnb\u00f6gen und dem Weichgewebe kombiniert. Zur Erstellung der Datens\u00e4tze wird f\u00fcr den Knochen eine digitale Volumen- oder Computertomografie verwendet. F\u00fcr die Z\u00e4hne kommt ein Intraoral- oder ein Modellscanner zur Anwendung. Das Weichgewebe wird durch einen Gesichtsscanner erfasst oder aus den dreidimensionalen R\u00f6ntgenaufnahmen berechnet. Der virtuell erstellte Operationssplint kann abschlie\u00dfend mithilfe eines 3-D-Druckers gefertigt werden.<\/p>\n\n\n\n

Digitale Planung von Dysgnathieoperationen<\/strong>
Der erste Schritt<\/strong> zur digitalen Planung ist die digitale Erfassung der Zahnb\u00f6gen dar. Eine direkte digitale Erfassung ist mit Intraoralscannern m\u00f6glich, die sich bereits f\u00fcr zahlreiche prothetische Indikationen etabliert haben (Abb. 1a)<\/strong>. Schaltl\u00fccken erschweren den Scanvorgang, da die blo\u00dfe Gingiva keine gute Referenz darstellt und sich somit in diesen Bereichen die Ungenauigkeit erh\u00f6hen kann. Zus\u00e4tzlich beschr\u00e4nkt die meist vorhandene Multiband-Apparatur aus Metall durch Lichtreflexionen das Scannen auf den okklusalen Teil der Zahnkronen. Aufgrund der damit verringerten Abbildung der vestibul\u00e4ren Kronenfacetten wird eine Erfassung der habituellen Okklusion durch Scannen von vestibul\u00e4r mitunter nicht hinreichend genau. Eine weitere Methode stellt die indirekte digitale Erfassung der Zahnb\u00f6gen dar. Dazu werden anhand von Alginatabformungen Situationsmodelle erstellt und in einem Modellscanner digitalisiert. Daf\u00fcr sind Modellgipse verf\u00fcgbar, die dank besonders geringer Reflexionen f\u00fcr das Scannen optimiert sind. Nach dem Scannen der einzelnen Zahnb\u00f6gen erfolgt die Erfassung der habituellen Okklusion durch das Scannen beider Modelle in Okklusion (Abb. 1b)<\/strong>. Bei habituell instabiler Okklusion kann daf\u00fcr ein zuvor angefertigtes Bissregistrat verwendet werden.
Der zweite Schritt<\/strong> der digitalen Planung besteht aus der Erstellung von digitalen Knochenmodellen. Datengrundlage ist dabei eine digitale Volumentomo\u00adgrafie (DVT) oder eine Niedrigdosis-Computertomografie beider Kiefer mit dem angrenzenden Mittelgesicht. Daraus werden in der Dsygnathieplanungssoftware durch halbautomatisches Segmentieren die Knochenmodelle zur sp\u00e4teren Verwendung erstellt. Auch der Verlauf des Nervus alveolaris inferior ist dabei gut ersichtlich.
Im dritten Schritt<\/strong> wird ein Modell des Weichgewebes erstellt. Eine direkte Methode dazu ist ein Gesichtsscan, der meist zur Verbesserung der Anschaulichkeit die M\u00f6glichkeit einer Farbaufnahme bietet. Wer nicht \u00fcber einen Gesichtsscanner als zus\u00e4tzliches Ger\u00e4t verf\u00fcgt, kann in der Dysgnathieplanungssoftware alternativ anhand einer bereits vorhandenen DVT\/CT die Weichgewebekontur berechnen.
Der vierte Schritt der Planung besteht daraus, die zuvor erstellten Modelle der Zahnb\u00f6gen, des Knochens und des Weichgewebes in der Dysgnathieplanungssoftware zu einem Gesamtmodell zu vereinigen. Im Gesamtmodell werden nun vom Benutzer die von der Dysgnathieplanungssoftware vorgegebenen anatomischen Landmarken im Bereich der Z\u00e4hne, des Knochens und des Weichgewebes gesetzt. Anschlie\u00dfend werden virtuell die geplanten Osteotomien am Knochen\u00admodell durchgef\u00fchrt.
Somit werden die Knochensegmente wie bei der echten Operation beweglich und es k\u00f6nnen anhand der zuvor angebrachten Landmarken pr\u00e4zise die gew\u00fcnschten Verlagerungen erfolgen (Abb. 2)<\/strong>. Die resultierende Ver\u00e4nderung des Weichgewebes wird dabei in Echtzeit mitberechnet und kann in die Evaluation mit einbezogen werden. Die finale Okklusion wird bei monognathen Operatio\u00adnen bereits durch die Verlagerung des entsprechenden Kiefers bestimmt. Bei bignathen Operationen wird die finale Okklusion dagegen erst durch die Positionierung des zweiten Kiefers, meist des Unterkiefers, bestimmt. Zur Einstellung der finalen Okklusion kann in beiden Situationen der entsprechende Kiefer entweder durch visuelle Kontrolle oder mit einer digitalen Schablone positioniert werden. Eine entsprechende Schablone kann beispielsweise durch Scannen von Gipsmodellen in der gew\u00fcnschten Okklusion erstellt werden.<\/p>\n\n\n