{"id":4900,"date":"2022-01-05T11:32:46","date_gmt":"2022-01-05T10:32:46","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=4900"},"modified":"2022-05-31T16:54:57","modified_gmt":"2022-05-31T14:54:57","slug":"zaehne-nach-mass","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/zaehne-nach-mass\/","title":{"rendered":"Z\u00e4hne nach Ma\u00df"},"content":{"rendered":"\n

Auch in Zeiten der CAD\/CAM-Technik in der Totalprothetik besteht noch Bedarf an der konventionellen Anfertigung abnehmbaren Zahnersatzes. Eine dysgnathe Kieferrelation, unterschnittige Kieferk\u00e4mme oder ein hoher Anspruch an \u00c4sthetik und Individualit\u00e4t erfordern \u2013 ebenso wie die Einbeziehung von Pfeilerz\u00e4hnen oder Implantaten \u2013 eine individuell abgestimmte prothetische Planung bei der Rehabilitation un- oder teilbezahnter Patienten. Dies wird anhand von drei Fallberichten illustriert.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Fragen zum Patientenfall
Hat die konventionelle Herstellung von Totalprothesen auch im CAD\/CAM\u2011Zeitalter noch ihre Berechtigung?<\/strong>
Besondere anatomische Gegebenheiten wie eine dysgnathe Kieferrelation oder unterschnittige Kieferk\u00e4mme sowie hohe \u00e4sthetische Anspr\u00fcche werden zum jetzigen Zeitpunkt als Kontraindikation f\u00fcr die CAD\/CAM-Fertigung von Totalprothesen mit einer reduzierten Anzahl an Behandlungssitzungen angesehen. Die Anpassung der Wachsw\u00e4lle im Mund und eine Wachsprobe erm\u00f6glichen eine individuelle Zahnaufstellung und eine optimale Weichteilunterst\u00fctzung.<\/p>\n\n\n\n

Welche Faktoren bedingen den langfristigen Erfolg von abnehmbarem Zahnersatz?<\/strong>
Guter Sitz, eine optimale Einstellung der Okklusion und eine gute \u00c4sthetik f\u00f6rdern die Akzeptanz von abnehmbarem Zahnersatz. Ein regelm\u00e4\u00dfiges Recall mit eventueller Unterf\u00fctterung oder Anpassung, Aktivieren von Halteelementen und professioneller Reinigung der Prothesen und vorhandener Pfeilerz\u00e4hne oder Implantate samt Suprakonstruktion im Sinne einer Prophylaxe und\/oder einer Parodontal- beziehungsweise Periimplantitisbehandlung tragen zum langfristigen Erfolg abnehmbarer Prothetik bei.<\/p>\n\n\n\n

Seit einigen Jahren besteht vor allem in der Totalprothetik der Trend zur \u201eschnellen\u201c Prothesenherstellung mittels CAD\/CAM-Technik. Deren Vorteile gegen\u00fcber der konventionellen Prothesen\u00adanfertigung sind eine reduzierte Anzahl an Behandlungssitzungen, eine optimale Prothesenpassung, eine optimierte Oberfl\u00e4chenbeschaffenheit und eine einfache Reproduzierbarkeit im Fall von Prothesenverlust [4-6]. Als Nachteile werden unter anderem die Nicht-Anwendbarkeit bei dysgnather Kieferrelation und bei starker Kieferkammresorption oder \u00ad-unterschnittigkeit genannt [3,4]. Auch hohe \u00e4sthetische Anspr\u00fcche und der Wunsch nach individueller Zahnaufstellung sind Kontraindikationen f\u00fcr die CAD\/CAM-Fertigung von Prothesen. Die totalprothetische Versorgung dieser komplizierteren F\u00e4lle sowie die abnehmbare Teil- und Hybridprothetik bleiben vorerst die Dom\u00e4ne der konventionellen Vorgehensweise. Die Behandlungsberichte dreier Patientinnen mit unterschiedlichen Ausgangssituationen sollen dies demonstrieren.<\/p>\n\n\n\n

Fall 1: Kompensation des Kreuzbisses
<\/strong>Die 69-j\u00e4hrige Patientin stellte sich mit der Bitte um funktionelle und \u00e4sthetische Verbesserung ihrer Gebisssituation an der Abteilung f\u00fcr Zahnersatz und Zahnerhaltung vor. \u00c4u\u00dferlich fielen eine progene Bisslage und eine Asymmetrie der Unterlippe auf (Abb. 1a bis c), die schon seit der Jugend bestanden, wie ein mitgebrachtes Foto dokumentiert (Abb. 2). Die Patientin trug festsitzend-abnehmbaren Zahnersatz im Oberkiefer und eine insuffiziente Teilprothese mit Frontzahnklammern im Unterkiefer. Es bestand ein zirkul\u00e4rer Kreuzbiss. Im Schlussbiss standen die Seitenz\u00e4hne nur teilweise in okklusalem Kontakt (Abb.\u20093). Das Orthopantomogramm zeigte einen tief kari\u00f6sen Molaren und vier endodontisch behandelte anteriore, mit einer Geschiebebr\u00fccke verbundene Z\u00e4hne im Ober- und drei Schneidez\u00e4hne im Unterkiefer (Abb. 4). In den R\u00f6ntgen-Einzelbildern stellte sich zudem eine tiefe Karies bei Zahn 23 dar (Abb. 5a und b).
Folgender Behandlungsplan wurde anhand einartikulierter Modelle aufgestellt und mit der Patientin besprochen:
Im Oberkiefer: Entfernung der Wurzelkaries und F\u00fcllungstherapie mit Komposit an dem vitalen Molaren. Abnahme der Frontzahnbr\u00fccke und Pr\u00fcfung der Z\u00e4hne auf Erhaltungsw\u00fcrdigkeit, gegebenenfalls Versorgung mit Stiftkappen und Kugelankern. Anfertigung einer Metallger\u00fcstprothese mit einer Klammer und Kugelkopfmatrizen.
Im Unterkiefer: Insertion von zwei Implantaten zur Aufnahme von Locator-Ankern (Zest Dental Solutions). Nach deren Einheilung Extraktion der f\u00fcr die prothetische Endversorgung unbrauchbaren Frontz\u00e4hne und die Anfertigung einer Hybridprothese. Mit den neuen Prothesen sollte eine Regelverzahnung mit regul\u00e4rem Frontzahn\u00fcberbiss aufgestellt werden. Die Patientin war mit diesem Plan einverstanden. Ihr war neben der \u00c4sthetik vor allem ein guter Halt der Prothesen wichtig.
Die Umsetzung des Behandlungsplans erfolgte schrittweise. Der Molar im ersten Quadranten konnte mit der F\u00fcllungs\u00adtherapie vital erhalten werden. Nach Abnahme der Oberkiefer-Frontzahnbr\u00fccke wurden die (festen) Z\u00e4hne 12, 11, 21 und 23 nach Kariesentfernung ausgeschachtet, nachpr\u00e4pariert, abgeformt und provisorisch verschlossen. Die vorhandene Skelettprothese wurde nach Erg\u00e4nzung der Z\u00e4hne 12 bis 23 als Provisorium getragen. Im Unterkiefer war w\u00e4hrend der (offenen) Einheilung der Implantate in den Regionen 33 und 43 (Straumann RN, 4,1\u2009\u2009mm\u2009\/\u200910\u2009\u2009mm, Straumann) die ausgeschliffene Prothese weiter in Funktion. Nach der Entfernung der Schneidez\u00e4hne unter Gl\u00e4tten des Kieferkamms wurde die um die Z\u00e4hne 31 bis 42 erg\u00e4nzte und weich unterf\u00fctterte Prothese f\u00fcr einige Wochen bis zur Eingliederung der neuen Prothese weiterverwendet.<\/p>\n\n\n\n

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