{"id":5972,"date":"2022-01-27T17:20:25","date_gmt":"2022-01-27T16:20:25","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=5972"},"modified":"2022-05-31T16:54:53","modified_gmt":"2022-05-31T14:54:53","slug":"kompensation-unguenstiger-implantatangulationen-zwei-faelle-aus-der-praxis","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/kompensation-unguenstiger-implantatangulationen-zwei-faelle-aus-der-praxis\/","title":{"rendered":"Kompensation ung\u00fcnstiger Implantat\u00adangulationen \u2013 zwei F\u00e4lle aus der Praxis"},"content":{"rendered":"\n

Die moderne Implantologie ist von dem Wunsch gepr\u00e4gt, Indikationsgebiete zu erweitern. Es soll m\u00f6glichst vielen Patienten eine sichere, langzeitstabile implantatprothetische Rehabilitation angeboten werden \u00adk\u00f6nnen. Manchmal sind die klinischen Gegebenheiten jedoch nicht optimal, um implantatchirurgische und prothetische Anforderungen in Einklang zu bringen. F\u00fcr diese F\u00e4lle braucht es individuell gestaltbare Komponenten, die dennoch eine \u00e4sthetische Versorgung erm\u00f6glichen.<\/p>\n\n\n\n

F\u00fcr langzeitstabile Implantatprothetik stehen im Rahmen der Knochenaugmentation und des Weichgewebemanagements unterschiedliche Ma\u00dfnahmen zur Verf\u00fcgung, die vielf\u00e4ltige M\u00f6glichkeiten er\u00f6ffnen. Zus\u00e4tzlich werden zu den chi\u00adrurgischen Vorgehensweisen prothetische Komponenten, Fertigungstechnologien sowie Restaurationsmaterialien stetig weiterentwickelt; dazu z\u00e4hlen individuelle Abutments, Titanbasen, moderne Keramiken, CAD\/CAM-Fertigung et cetera. Fokus der Optimierungen liegt auf Funktion, \u00c4sthetik und Sicherheit. So wird unter anderem der Verbindung zwischen Implantat und prothetischer Restauration hohe Beachtung gezollt. Unterschieden werden kann zwischen externen und internen Verbindungen, wobei externe Verbindungen eine geringere Langlebigkeit und Bruchfestigkeit zeigen [1,\u20097,\u20098]. Grunds\u00e4tzlich kann die prothetische Restauration auf dem Implantat zementiert oder verschraubt verankert werden.
F\u00fcr die Entscheidung sind verschiedene Gesichtspunkte zu betrachten, zum Beispiel parodontale, funktionelle und \u00e4sthetische Gegebenheiten. Letztlich muss die Suprastruktur derart gestaltet werden k\u00f6nnen, dass eine optimale Reinigungsm\u00f6glichkeit, eine ausreichend hohe Stabilit\u00e4t, eine angemessene funktionelle axiale Belastung des Implantats und eine gute \u00c4sthetik vereint werden. Als Vorteil des Verschraubens gilt die bedingte Abnehmbarkeit, die eine dauerhafte Befestigung erm\u00f6glicht und zugleich eine Entnahme der Suprakonstruktion zul\u00e4sst, zum Beispiel im Falle einer Komplikation. Zudem wird mit dem Verschrauben das Risiko umgangen, das aus einer Zementierung resultieren kann [8,\u20099,\u200910].
Ein Nachteil verschraubter Restaurationen besteht in der Forderung einer achsengerechten Implantatposition, um \u00e4sthetische Limitationen durch einen nach vestibul\u00e4r ausgerichteten Schraubenkanal zu vermeiden. Bei einer ung\u00fcnstigen Inklination der Implantatachse stellt dies eine Herausforderung dar. In solchen Situationen k\u00f6nnen Abutments mit abgewinkeltem Schraubenkanal (zum Beispiel ASC Flex, Medentika) ein L\u00f6sungsweg sein. Diese Abutments bieten die M\u00f6glichkeit, den Schraubenkanalaustritt \u2013 bis zu einem gewissen Ma\u00dfe \u2013 den klinischen Gegebenheiten anzupassen. Der Schraubenkanal kann idealisiert positioniert werden \u2013 \u00e4sthetisch und funktionell \u2013, ohne die Anforderungen an das Abutmentdesign, zum Beispiel biomechanische Parameter, au\u00dfer Acht zu lassen.<\/p>\n\n\n\n

Prothetisch orientierte \u00adImplantatprothetik<\/strong>
W\u00e4hrend einst das Knochenangebot ma\u00dfgeblich die Implantatposition bestimmte, wird heute das Implantat strategisch so in den Kieferkamm geplant, dass im Dentallabor eine optimale prothetische Restauration gefertigt werden kann. Die prothetische Orientierung der Implantatposition hat aber nicht nur \u00e4sthetische und funktionelle Vorteile, sondern unterst\u00fctzt zugleich den Langzeiterfolg der Implantattherapie. Idealerweise k\u00f6nnen biologische und prothetische Gegebenheiten vereint und mit der Implantatposition und -achsausrichtung ideale Voraussetzungen geschaffen werden, zum Beispiel hinsichtlich der Reinigungsm\u00f6glichkeit und der \u00c4sthetik. Doch nicht immer sind optimale Bedingungen gegeben. So kann beispielsweise das prothetisch orientierte Positionieren eines Implantats im Kiefer, welches verschraubt versorgt werden soll, vor allem bei schwierigen anatomischen Gegebenheiten eine \u00adHerausforderung sein. Der Schraubenkanal sollte die \u00c4sthetik nicht beeintr\u00e4chtigen. Zugleich muss eine ausreichende Stabilit\u00e4t erzielt werden.<\/p>\n\n\n\n

Hybridabutment als Implantat-Aufbauelement<\/strong>
Individuelle CAD\/CAM-Abutments gelten in den meisten Indikationen als State of the Art. Emergenzprofil, Form und Dimension lassen sich individuell der Situation anpassen. Insbesondere die zweiteilige Gestaltung \u00fcber ein Hybridabutment hat sich in den vergangenen Jahren etabliert. Hybridabutments bestehen aus der Titanklebebasis und einem keramischen Aufbau. Grunds\u00e4tzlich haben sich Hybrid\u00adabutments als \u00e4hnlich stabil erwiesen wie einteilige Titanabutments [5,\u20096]. Ein Vorteil ist, dass die Verbindung zum Implantat in Titan gestaltet ist. Titan (Abut\u00adment) auf Titan (Implantat) \u2013 aus dieser Verbindung resultiert ein geringerer Verschlei\u00df. Zudem zeigen Abutments mit Titanklebebasis weniger Abrieberscheinungen als einteilige Keramikabutments [17,\u200918]. Als keramisches Material f\u00fcr das Abutment kann Zirkonoxid verwendet und mit der Titanbasis verklebt werden [2\u2009\u2013\u20094].<\/p>\n\n\n\n

Abutments mit abgewinkeltem Schraubenkanal<\/strong>
Bei ung\u00fcnstiger Inklination des Implantats sowie im Frontzahnbereich kann die angulierte Verschraubung des Hybrid\u00adabutments mit dem Implantat \u2013 Angulated Screw Channel (ASC) \u2013 ein m\u00f6glicher Weg sein, um den Schraubenkanal an einer nicht st\u00f6renden Stelle austreten zu lassen. Das Verschrauben erfolgt auf Implantatniveau; der Schraubenkanalaustritt wird auf einen \u00e4sthetisch und funktionell g\u00fcnstigen Bereich ausgerichtet, zum Beispiel die Palatinal- oder Okklusalfl\u00e4che. Die Titanbasis ASC Flex (Medentika)\u00a0\u2013 wahlweise mit oder ohne abgewinkeltem Schraubenkanal \u2013 ist kompatibel mit g\u00e4ngigen Implantatsystemen. Somit k\u00f6nnen Implantate, die diese M\u00f6glichkeit f\u00fcr den prothetischen Aufbau nicht bieten, in entsprechender Indikation versorgt werden.
Die Titanbasis ist f\u00fcr implantatprothetische Restaurationen entwickelt worden, bei denen im Frontzahnbereich oder bei ung\u00fcnstiger Implantatposition das Verlegen des Schraubenkanals nach oral verlangt ist. Mit dem Abwinkeln des Schraubenkanals (bis maximal 25\u00b0) l\u00e4sst sich durch eine Kugel-Torx-Schraubendreher-Aufnahme die \u00d6ffnung in \u00e4sthetisch und funktionell nicht so relevante Bereiche verlagern (Abb. 1). Da sich die Kaminh\u00f6he in vier verschiedenen L\u00e4ngen (6,5\u2009mm; 5,5\u2009mm; 4,5\u2009mm; 3,5\u2009mm) individualisieren l\u00e4sst, ist zus\u00e4tzlich Flexibilit\u00e4t f\u00fcr das Herstellen der prothetischen Restauration gegeben. Der innenliegende Rotationsschutz sorgt f\u00fcr Stabilit\u00e4t und sichert die Positionierung der prothetischen Versorgung. F\u00fcr die CAD\/CAM-gest\u00fctzte Herstellung von Hybridabutments kann mit den digitalen Biblio\u00adtheken von dentalwings, 3shape und exocad gearbeitet werden (Scanbodys). Alternativ ist der analoge Fertigungsweg m\u00f6glich; es stehen entsprechende Kunststoffkappen f\u00fcr die Guss- und Presstechnik zur Verf\u00fcgung. Anhand von zwei Patientenf\u00e4llen werden m\u00f6gliche Anwendungsbeispiele dargestellt.<\/p>\n\n\n