{"id":6057,"date":"2022-02-15T17:52:32","date_gmt":"2022-02-15T16:52:32","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=6057"},"modified":"2022-05-31T16:54:52","modified_gmt":"2022-05-31T14:54:52","slug":"da-geht-noch-was","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/da-geht-noch-was\/","title":{"rendered":"Da geht noch was!"},"content":{"rendered":"\n
Mit fortschreitender Digitalisierung wird der Praxisalltag laufend komplexer. Dennoch bietet die moderne digitale Zahnmedizin mit ihren zahlreichen Optionen Potenzial zur Strukturierung und Verschlankung. Das spart zum einen Arbeitszeit, die f\u00fcr andere Aufgaben in der Praxis genutzt werden kann und kommt zum anderen der Ergebnisqualit\u00e4t zugute. Prof. Dr. Jan-Frederik G\u00fcth besch\u00e4ftigt sich mit der Vereinfachung von Arbeitsschritten im digitalen Behandlungsablauf und erl\u00e4utert, warum dies gerade f\u00fcr gro\u00dfe Praxen und Kliniken Sinn macht.<\/p>\n\n\n\n
Herr Prof. G\u00fcth, Sie widmen sich dem Thema Vereinfachung in der digitalen Zahnmedizin. Warum ist das denn \u00fcberhaupt n\u00f6tig?<\/strong> K\u00f6nnen Sie dazu ein Beispiel nennen?<\/strong> Es gibt bereits viele erprobte klinische Konzepte, die in den Praxen tagt\u00e4glich erfolgreich angewandt werden. Wo sehen Sie denn noch Potenzial f\u00fcr die Vereinfachung im Bereich der klinischen Konzepte in der Praxis?<\/strong> K\u00f6nnte man sagen, dass mit der Einbindung der funktionellen Kiefergelenkbewegungsaufzeichnung der digitale Workflow nun komplett darstellbar ist?<\/strong> Tipp: Die vier h\u00e4ufigsten Fehler im Behandlungsablauf:<\/strong><\/mark><\/p>\n\n\n\n \u2026 zur\u00fcck zum Thema Vereinfachung\u2026<\/strong> Wo sehen Sie das Potenzial f\u00fcr Vereinfachung an der Schnittstelle mit dem Labor?<\/strong> Mittlerweile stehen auch viele unterschiedliche Technologien (additiv und subtraktiv) und entsprechende Materialien f\u00fcr die digitale Bearbeitung zur Verf\u00fcgung. Wo sehen Sie hier Vereinfachungspotenzial f\u00fcr die Praxen?<\/strong> Oftmals geht das Thema Vereinfachung gedanklich mit Einbu\u00dfen einher, sei es in der Qualit\u00e4t, dem Preis, dem Umfang oder der Gew\u00e4hrleistung \u2026<\/strong> F\u00fcr welche Praxen sind Standardisierungen besonders lohnenswert?<\/strong> Bezogen auf die Nutzung digitaler Technologie im Alltag: Auf welche Vereinfachung m\u00f6chten Sie nicht mehr verzichten?<\/strong> „Nur die Technologie allein bringt keine Vereinfachung, sondern es ist immer der damit einhergehende Arbeitsablauf, der das Potenzial bietet und abgestimmt werden muss.“<\/p>\n\n\n\n Vielen Dank f\u00fcr das interessante Gespr\u00e4ch.<\/strong><\/p>\n\n\n
Der zahn\u00e4rztliche Beruf wird unter anderem immer komplexer aufgrund zunehmender B\u00fcrokratie und steigendem Verwaltungsaufwand. Hinzu kommen stetig neue Technologien und Materialentwicklungen sowie gut informierte Patienten mit zu Recht hohen Erwartungen. All das erfordert \u2013 gewisserma\u00dfen als Gegenpol \u2013 eine Vereinfachung f\u00fcr die Routineprozesse. Das kommt der Praxis sowie dem prothetischen Team Zahnarzt\/ Zahntechniker zugute und erh\u00f6ht die Qualit\u00e4t der Therapie f\u00fcr unsere Patienten.<\/p>\n\n\n\n
Es l\u00e4sst sich gut am Beispiel einer implantatgetragenen Einzelkrone erl\u00e4utern. Dort nutzen wir heute dank digitaler Technologie das Konzept der \u201eHybrid\u00adabutment-Krone\u201c, das hei\u00dft, wir arbeiten auf einer Titan-Klebebasis, die mit einer monolithischen Restauration\/Krone verklebt wird. Dieses Vorgehen ist einfach, wenig fehleranf\u00e4llig und die Restauration kann zudem verschraubt werden, was das Risiko einer Periimplantitis, induziert durch eine Zementitis, senken kann. Das ist ein gutes Beispiel einer deutlichen Vereinfachung bei gleichzeitigen klinischen Vorteilen. Und das ist m\u00f6glich dank des Einsatzes digitaler Technologie.
Im sogenannten M\u00fcnchener Implantat-Konzept wird die Vereinfachung noch weitergef\u00fchrt. Darin wird bereits w\u00e4hrend des operativen Eingriffs das Implantat gescannt, im Verlauf der Einheilphase wird die Restauration hergestellt und nach der Implantateinheilung bei der Wiederer\u00f6ffnung die Krone eingesetzt. Das reduziert die Behandlungszeit, schafft eine hohe Versorgungsqualit\u00e4t und vereinfacht gleichzeitig die Herstellung der prothetischen Restauration.<\/p>\n\n\n\n
Der Funktionsbereich im digitalen Raum ist ein spannendes Thema. Als n\u00e4chstes kommt die digitale Funktionseinbindung; hier existieren mittlerweile Systeme, basierend auf unterschiedlichen Technologien, die eine individuelle Aufzeichnung der Bewegungsbahnen und -muster erlauben. Damit gelangen wir zu mehr objektiver Diagnostik, objektiven Vermessungs- und Therapiem\u00f6glichkeiten. Damit muss der Zahnarzt Schienenpositionen nicht mehr nach Gef\u00fchl ver\u00e4ndern, sondern kann diese millimeterweise bewegen oder sperren, entheben oder neue Positionen ausprobieren. Diese neue Option beinhaltet klinische Vorteile und auch Vereinfachungspotenzial, denn somit hat der Zahnarzt eine bessere Kontrolle \u00fcber den Therapieverlauf.<\/p>\n\n\n\n
Ich wei\u00df nicht, ob der digitale Workflow jemals als komplett bezeichnet werden kann. Zwar sind wir an den Schnittstellen schon relativ weit, sodass die Ger\u00e4te miteinander kommunizieren k\u00f6nnen, jedoch entstehen dank der st\u00e4ndig wachsenden digitalen M\u00f6glichkeiten auch immer wieder neue Potenziale. So k\u00f6nnen zum Beispiel Daten pl\u00f6tzlich anders analysiert werden und daraus entsteht die Option, k\u00fcnstliche Intelligenz einzubinden, was die Evidenz in der Zahnmedizin erh\u00f6hen w\u00fcrde. Davon versprechen wir uns sehr viel f\u00fcr die zahnmedizinische Behandlung. Es werden immer wieder neue digitale Komponenten hinzukommen. Im Hinblick auf die restaurativen Schritte sind wir jedoch mit der Einbindung der funktionellen Kiefergelenkbewergungsdaten schon einen deutlichen Schritt weiter.<\/p>\n\n\n\n
\u2026 ja, im digitalen Workflow kann die Funktionseinbindung eine Vereinfachung darstellen, denn mit dem Intraoralscan eines Quadranten k\u00f6nnen gleichzeitig die Funktionsbewegungen aufgezeichnet werden. Das macht gegebenenfalls den Gesamtkieferscan mit auftretenden Verz\u00fcgen verzichtbar. Dadurch ben\u00f6tigt der Zahnarzt weniger Scanzeit, hat gleichzeitig die funktionellen Bewegungsdaten erfasst und kann einen interferenzfreien Zahnersatz modellfrei herstellen. Dorthin wollen wir: Vereinfachung und Zeitersparnis bei h\u00f6herer Qualit\u00e4t.<\/p>\n\n\n\n
Hier ist die Kommunikation ein wichtiger Punkt. Zahnarzt und Zahntechniker sollten in Echtzeit kommunizieren und gleichzeitig auf den Datensatz und alle n\u00f6tigen Informationen zugreifen k\u00f6nnen, um fokussiert das gesteckte Planungsziel zu erreichen. Hilfreich daf\u00fcr ist ein klar formulierter Laborauftrag und Checklisten. Gerade an dieser Schnittstelle kann die Digitalisierung im Sinne einer Standardisierung helfen.<\/p>\n\n\n\n
Wir verf\u00fcgen mittlerweile \u00fcber homogene, biokompatible und -inerte, subtraktiv zu bearbeitende Materialien, die bereits heute zur Vereinfachung in der Praxis beitragen. Im Hinblick auf additive verarbeitete Materialien sehe ich kurzfristig Potenzial im Bereich druckbarer Provisorien oder Try-ins, aber auch im Bereich von festitzendem Einzelzahnersatz \u2013 wir starten dazu in Frankfurt gemeinsam mit der Poliklinik f\u00fcr Zahn\u00e4rztliche Prothetik der LMU aktuell eine erste klinische Studie. Nur die Technologie allein bringt jedoch keine Vereinfachung, sondern es ist immer der damit einhergehende Arbeitsablauf, der das Potenzial bietet und abgestimmt werden muss.<\/p>\n\n\n\n
Im Gegenteil \u2013 Vereinfachung hat nichts mit Qualit\u00e4tseinbu\u00dfe zu tun; es geht keinesfalls um \u201equick and dirty\u201c! Erzeuge ich mit Vereinfachung einen R\u00fcckschritt, habe ich an der falschen Stellschraube gedreht, denn die Qualit\u00e4t der Restauration beziehungsweise das Behandlungsergebnis darf keinesfalls schlechter werden. Vereinfachung in unserem Kontext bedeutet: Standardisierung des Arbeitsablaufs und der eingesetzten Materialien sowie das Definieren von Abl\u00e4ufen. Das erh\u00f6ht die Qualit\u00e4t und schafft Freir\u00e4ume beim Praxisteam, denn damit entfallen unn\u00f6tige Wiederholungen, was sich langfristig auch in der Kostenstruktur der Zahnarztparaxis niederschl\u00e4gt.
Es geht auch nicht darum, am Material zu sparen, also beispielsweise das g\u00fcnstigste Abformmaterial online zu bestellen, sondern beispielsweise den Prozess der Abformung so zu standardisieren, dass die Abformung beim ersten Mal pr\u00e4zise gelingt und nicht noch ein zweites Mal abgeformt werden muss und damit der Effekt der Materialersparnis \u201everpufft\u201c.
Auch im Hinblick auf den Wissenstransfer ins ganze Praxisteam sind standardisierte Arbeitsschritte besser zu vermitteln, zu verstehen und umzusetzen, da der Zahnarzt damit eine klare Struktur mit \u201eKochrezepten\u201c vorgeben kann.<\/p>\n\n\n\n
Gerade in gro\u00dfen Teams und Praxen lohnt es sich, die Arbeitsschritte und Prozesse genau unter die Lupe zu nehmen und Standards zu implementieren. Das spart Zeit, denn damit entfallen Reparaturen und Wiederholungen. Das wiederum schafft Kapazit\u00e4ten f\u00fcr weitere Aufgaben im Praxisteam, was sich langfristig auch in der Kostenstruktur der Zahnarztpraxis niederschlagen sollte.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist: F\u00e4llt ein Behandler aus oder ist im Urlaub, kann jederzeit ein Kollege \u00fcbernehmen und wei\u00df genau, an welcher Stelle er im Prozess steht, wie und mit welchen Materialien die Therapie weitergef\u00fchrt wird. Das schafft Vertrauen beim Patienten.<\/p>\n\n\n\n
Alexas Einkaufszettel finde ich Klasse, Ich kann jederzeit draufsprechen und somit vergesse ich weniger. Zudem sch\u00e4tze ich die Kalendersynchronisation und Webmeetings, beide vereinfachen meinen beruflichen wie auch privaten Alltag deutlich. Fachlich betrachtet halte ich den Intraorascanner f\u00fcr einen Segen, denn damit generiere ich viel Information in kurzer Zeit. Die einzelne Implantatkrone ist eine Indikation, bei der ich heute nicht mehr auf den Intaoralscanner verzichten w\u00fcrde. Das ist eine deutliche Vereinfachung gegen\u00fcber dem analogen Vorgehen.<\/p>\n\n\n\n