{"id":6470,"date":"2022-04-11T18:33:04","date_gmt":"2022-04-11T16:33:04","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=6470"},"modified":"2022-05-31T16:53:13","modified_gmt":"2022-05-31T14:53:13","slug":"zahnunfall-was-tun","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/zahnunfall-was-tun\/","title":{"rendered":"Zahnunfall\u2009\u2013\u2009was tun?"},"content":{"rendered":"\n

Gefahren lauern \u00fcberall: Jedes f\u00fcnfte Kind erleidet im Kleinkindalter einen Zahnunfall. Neben Verletzungen der Zahnhartsubstanz treten dabei vor allem Luxationsverletzungen auf, deren Ausma\u00df und Auslenkungsrichtung die Therapieentscheidung vorgibt. Nach einem Trauma im Milchgebiss hat der Schutz des bleibenden Zahnkeims neben der Beseitigung einer eventuell bestehenden Schmerzsymptomatik oberste Priorit\u00e4t.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Zahnunf\u00e4lle im Milchgebiss finden am h\u00e4ufigsten in der Zeitspanne vom zweiten bis vierten Lebensjahr statt. Mehr als 20 Prozent aller Kleinkinder erleiden ein solches Ereignis [1,\u20092]. Verletzt werden vor allem die mittleren oberen Schneidez\u00e4hne des Oberkiefers [3]. In der ersten Dentition herrschen dabei die Luxationsverletzungen vor, im bleibenden Gebiss \u00fcberwiegen Zahnhartsubstanzdefekte wie unkomplizierte und\/oder komplizierte Kronenfrakturen [1,\u20093].<\/p>\n\n\n\n

Herausforderung Zahnverletzung<\/strong>
Die Therapie von Zahnverletzungen h\u00e4ngt neben deren Ausma\u00df auch vom Entwicklungsstand des Gebisses und der Compliance des Kindes ab. Die Reife des Kindes ist nicht selten daf\u00fcr entscheidend, wie und in welcher Form die Therapie durchgef\u00fchrt werden kann. Oftmals werden Zahnverletzungen im Milchgebiss auch von den Eltern untersch\u00e4tzt, obwohl sich aus anf\u00e4nglich harmlos aussehenden Unfallverletzungen durchaus die Notwendigkeit langfristiger Nachbehandlungen bis ins Erwachsenenalter ergeben kann.
Erschwerend kommt neben der oft unzureichenden Compliance junger Kinder hinzu, dass das Zahntrauma nicht zu den Vorkommnissen der zahn\u00e4rztlichen Routine im Praxisalltag geh\u00f6rt und der Behandler meist unvorbereitet eine sowohl schnelle als auch kompetente diagnostische Entscheidung treffen muss. Verschiedene Informationssysteme k\u00f6nnen in diesem Kontext eine wertvolle Unterst\u00fctzung sein, um wichtige Therapien und Nachsorgekriterien im Blick zu haben. Es empfiehlt sich ein standardisiertes Vorgehen, welches zum Beispiel basierend auf einem Traumabogen erfolgen kann [4,\u20095,\u20096,7]. Neben dem dadurch erleichterten Therapievorgehen eignet sich ein Traumabogen auch f\u00fcr die umfassende Dokumentation der Verletzung und leistet damit erfahrungsgem\u00e4\u00df auch gute Dienste im Hinblick auf eventuelle Versicherungsbelange. Die sich anschlie\u00dfende Therapie hat neben der Schmerzausschaltung den Schutz des bleibenden Zahnkeims zum obersten Ziel.<\/p>\n\n\n\n

Klassifikation der Verletzungsarten<\/strong>
Grunds\u00e4tzlich wird zwischen Verletzungen der Zahnhartsubstanz und Luxationsverletzungen unterschieden. Im Hinblick auf Verletzungen der Zahnhartsubstanz k\u00f6nnen Schmelzrisse, unkomplizierte und komplizierte Kronenfrakturen, Kronen-Wurzel-Frakturen sowie Wurzelfrakturen auftreten. Bei den Luxationsverletzungen unterscheidet man je nach Ausma\u00df und Richtung der traumatisch bedingten Auslenkung des Zahns aus seiner urspr\u00fcnglichen Position die Konkussion, Subluxation, Extrusion, laterale Luxation, Intrusion und die Avulsion. H\u00e4ufig finden sich Kombinationsverletzungen [7].<\/p>\n\n\n\n

Diagnostik<\/strong>
Die Diagnostik der Zahnverletzungen basiert auf der Anamnese sowie der klinischen und radiologischen Befundaufnahme [2,\u20093,\u20097]. Die klinische Untersuchung orientiert sich dabei von extraoral nach intraoral. Hinsichtlich der R\u00f6ntgenaufnahmen ist in Bezug auf das junge Alter des Kindes zu sagen, dass bei unzureichender Kooperation f\u00fcr eine R\u00f6ntgenaufnahme zumindest ein klinisches Foto gemacht werden sollte, um f\u00fcr die Nachsorge einen Ausgangsbefund zu haben.<\/p>\n\n\n\n

Therapie<\/strong>
Das Behandlungsziel nach einem Zahntrauma sollte die Schmerzfreiheit und die bestm\u00f6gliche und zeitnahe Versorgung des traumatisierten Zahns sein. Zur Hilfestellung k\u00f6nnen verschiedene \u00f6ffentlich zug\u00e4ngige Systeme genutzt werden, die der Minimierung von Folgesch\u00e4den und Komplikationen dienen und somit die optimale Sofort- und Sp\u00e4ttherapie gew\u00e4hrleisten sollen [4,\u20097]. Den Recall-Untersuchungen kommt vor allem im Hinblick auf die m\u00f6glichen Komplikationen und deren Erkennung sowie Therapie eine gro\u00dfe Bedeutung zu. Auch hier findet sich die zeitliche Orientierung im oben genannten System. Bei den h\u00e4ufiger vorkommenden Luxationen zeigt sich, dass bei weniger starken Verletzungen oftmals ein abwartendes Verhalten m\u00f6glich ist, w\u00e4hrend bei schweren Verletzungen h\u00e4ufig die Extraktion nicht zu umgehen ist [3].<\/p>\n\n\n\n

Therapie von Zahnhartsubstanz\u00adverletzungen<\/strong>
Bei einer Verletzung der Zahnhartsubstanz k\u00f6nnen der Zahnschmelz und das Dentin betroffen sein. Der Schmelzfraktur gegen\u00fcber steht die Schmelz-Dentin-Fraktur; beide werden zu den unkomplizierten Kronenfrakturen gez\u00e4hlt. Die komplizierte Kronenfraktur beschreibt den Zahnhartsubstanzverlust mit direkter Er\u00f6ffnung der Pulpa (Abb.\u20051)<\/strong>.
Bei den unkomplizierten Schmelz-Dentin-Frakturen geb\u00fchrt der direkten adh\u00e4siven Versorgung des Dentins Aufmerksamkeit, damit eine nachfolgende Infektion des Pulpasystems \u00fcber die Verbindung der Dentintubuli zum Endodont vermieden werden kann (Abb.\u20052 und 3)<\/strong>. Bei der komplizierten Kronenfraktur ist eine Therapie mit Ausrichtung auf den Vitalerhalt der Pulpa erforderlich. Je nach Gr\u00f6\u00dfe und Expositionszeit der Pulpa gegen\u00fcber dem Mundmilieu kann eine Pulpotomie oder Pulpektomie vorgenommen werden [2]. Aufgrund mangelnder Compliance und der Vermeidung einer risikobehafteten Intubationsnarkose\/Sedierung zur Durchf\u00fchrung oben genannter Ma\u00dfnahmen erfolgt jedoch h\u00e4ufig als Sofortma\u00dfnahme eine Extraktion des verunfallten Zahns [6]. Unter Ber\u00fccksichtigung von Alter und Compliance des Kindes sollte bei der angedachten Therapie auch abgewogen werden, inwiefern eine umfangreiche Therapie im Verh\u00e4ltnis zur Verweildauer und Wertigkeit des Zahns im Mund des Patienten stattfinden sollte. Bei Kronen-Wurzelfrakturen ist die Prognose zum Zahnerhalt immer infaust und zieht deshalb eine Extraktion nach sich (Abb.\u20064)<\/strong>.<\/p>\n\n\n