{"id":688,"date":"2021-10-19T17:01:09","date_gmt":"2021-10-19T15:01:09","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=688"},"modified":"2022-05-31T16:59:17","modified_gmt":"2022-05-31T14:59:17","slug":"endlich-durchblick-wissen-wies-geht","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/endlich-durchblick-wissen-wies-geht\/","title":{"rendered":"Endlich Durchblick \u2013 wissen, wie\u2019s geht!"},"content":{"rendered":"\n

Mit der stetigen Zunahme an dentalen Werkstoffen im Bereich der festsitzenden Restaurationen steigen die Anforderungen an Befestigungsmaterialien und an deren Handhabung. Nachdem lange Zeit haupts\u00e4chlich Zinkphosphat- oder Glasionomerzemente f\u00fcr das Eingliedern prothetischer Restaurationen zur Verf\u00fcgung standen, gibt es heute zahlreiche M\u00f6glichkeiten und Materialien. Provisorisch befestigt, zementiert, selbstadh\u00e4siv oder adh\u00e4siv befestigt \u2013 die Vielfalt und deren Kombinationsm\u00f6glichkeiten sind gro\u00df. Essenzielle Faktoren f\u00fcr ein langzeitstabiles Ergebnis sind fundiertes Wissen \u00fcber Befestigungsmaterialien, deren Einsatzm\u00f6glichkeiten und mechanische sowie chemische Vorbehandlungsschritte von Zahnhart\u00adsubstanz und Restaurationsinnenfl\u00e4che. Frage trifft Antwort \u2013 um die Praxisrelevanz und den Leser-\/Anwendernutzen des Beitrags zu erh\u00f6hen, stellt sich das Autorenteam einigen grundlegenden Fragen aus dem klinischen Alltag und beantwortet diese mit werkstoffkundlichen Fakten.<\/p>\n\n\n\n

Was wird womit und wie befestigt? Glaskeramik-Veneer, Zirkonoxid-Br\u00fccke, VMK-Restauration, selbstadh\u00e4siver oder konventioneller Befestigungskomposit, traditioneller Befestigungszement \u2013 die zuverl\u00e4ssige Befestigung dentaler Restaurationen erfordert ein hohes Fachwissen auf dem Gebiet der Werkstoffkunde. Die Wahl des Restaurationswerkstoffs, die Pr\u00e4paration der Pfeilerz\u00e4hne, die Vorbehandlung der Zahnhartsubstanz und des Restaurationswerkstoffs sowie die Wahl des Befestigungsmaterials obliegen Regeln, die auf werkstoffkundlichen Grundlagen basieren. Diesem vielschichtigen Thema widmen sich dieser Beitrag und im Detail das Curriculum Befestigung, das im Jahr 2020 vom Verlag teamwork media in Zusammenarbeit mit der Werkstoffkundeabteilung der Poliklinik f\u00fcr Zahn\u00e4rztliche Prothetik der LMU erstmals angeboten wird. In Theorie und Praxis werden innerhalb von vier Modulen alle Aspekte umfassend dargestellt.<\/p>\n\n\n\n

  1. Befestigung \u2013 ein allgemeiner \u00dcberblick<\/strong>
    – Welche Befestigungsmaterialien k\u00f6nnen im Allgemeinen unterschieden werden?
    – Traditionelle Zemente
    – Zinkphosphatzemente, Carboxylat\u00adzemente, Silikatzemente, Glasiono\u00admerzemente
    – Kunststoffmodifizierte Glasionomerzemente und Kompomere
    – Adh\u00e4sive Befestigungsmaterialien
    – Konventionelle Befestigungskomposite auf Monomerbasis (zum Beispiel auf Bis-GMA-, TEGDMA- oder auf UDMA-Basis)
    – Selbstadh\u00e4sive Befestigungsmaterialien mit multifunktionellen Phosphormethacrylaten, zum Beispiel Phosphors\u00e4ureester, Carbons\u00e4ure oder Aminos\u00e4urederivate.<\/li><\/ol>\n\n\n\n

    Was ist der grundlegende Unterschied zwischen dem Zementieren und dem adh\u00e4siven Befestigen?<\/strong>
    Zementieren: formschl\u00fcssiger Verbund<\/strong>
    Beim Zementieren werden Restauration und Zahnhartsubstanz durch das Abbinden eines Zements mechanisch\/formschl\u00fcssig miteinander verbunden. Grunds\u00e4tzlich wird ein sogenannter Formschluss durch das Ineinandergreifen zweier Objekte oder durch das Einbringen eines Verbindungselements erreicht. Bei der Zementierung dentaler Restaurationen erfolgt der Formschluss \u00fcber eine Art \u201eVerkeilung\u201c, weshalb eine retentive Pr\u00e4paration notwendig ist. Dabei spielen die Rauheit der Restaurationsoberfl\u00e4che, die Passung sowie der Konvergenzwinkel und die Stumpfh\u00f6he des Pfeilers eine entscheidende Rolle.<\/p>\n\n\n\n

    Merke: Theoretisch k\u00f6nnen Einzelzahn-Restaurationsmaterialien ab einer Festigkeit von 350 MPa zementiert werden, wobei es jedoch Indikationseinschr\u00e4nkungen und Nachteile gibt.<\/mark><\/p>\n\n\n\n

    Adh\u00e4sive Befestigung: kraftschl\u00fcssiger Verbund<\/strong>
    Bei der adh\u00e4siven Befestigung polymerisiert ein Befestigungskomposit und bindet chemisch\/physikalisch an die Restauration und die Zahnhartsubstanz. Der kraftschl\u00fcssige Verbund wird durch eine Art Haftreibung erzielt. Bei der adh\u00e4siven Befestigung dentaler Restaurationen spielt die Pr\u00e4parationsgeometrie eine untergeordnete Rolle. Das retentive \u00c4tzmuster entsteht durch die Vorbehandlung der Restaurationsoberfl\u00e4che.<\/p>\n\n\n\n

    Merke: Eine adh\u00e4sive Befestigung kann die Gesamtstabilit\u00e4t der prothetischen Versorgung steigern und ist bei Restaurationsmaterialien mit geringen Festigkeiten (< 350 MPa, zum Beispiel Leuzitkeramik) zwingend notwendig. Grunds\u00e4tzlich k\u00f6nnen auch keramische Restaurationen mit h\u00f6herer Festigkeit wie Zirkonoxid adh\u00e4siv befestigt werden.<\/mark><\/p>\n\n\n\n

    Nach welchen Kriterien sollte das Befestigungsmaterial ausgew\u00e4hlt werden?<\/strong>
    Wichtiges Kriterium f\u00fcr die Auswahl ist die Stabilit\u00e4t beziehungsweise die Biegefestigkeit des Restaurationsmaterials. Restaurationsmaterialien mit Festigkeiten < 350 MPa (wie Leuzitkeramik) k\u00f6nnen beispielsweise nur adh\u00e4siv eingegliedert werden. Doch auch andere Kriterien gilt es in die Entscheidung einzubeziehen, zum Beispiel \u00e4sthetische Anforderungen (hohe \u00c4sthetik = adh\u00e4sive Befestigung), Pfeilergeometrie und Pr\u00e4parationsform (Stumpfh\u00f6he < 4 mm oder stark konische Pr\u00e4paration = adh\u00e4sive Befestigung), M\u00f6glichkeiten der Trockenlegung (keine Trockenlegung m\u00f6glich = Zementieren), Ausdehnung des Zahnhartsubstanzdefekts und etwaige Unvertr\u00e4glichkeiten seitens des Patienten. Im klinischen Alltag f\u00e4llt die Auswahl durch die Vielzahl der angebotenen adh\u00e4siven Befestigungsmaterialien oft schwer (Abb. 1).<\/p>\n\n\n