{"id":7454,"date":"2022-10-10T08:41:22","date_gmt":"2022-10-10T06:41:22","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=7454"},"modified":"2022-10-10T12:55:06","modified_gmt":"2022-10-10T10:55:06","slug":"mundgesundheit-im-medizinischen-kontext","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/mundgesundheit-im-medizinischen-kontext\/","title":{"rendered":"Mundgesundheit im medizinischen Kontext"},"content":{"rendered":"\n

Aufgrund des demografischen Strukturwandels [1], m\u00fcssen zuk\u00fcnftig immer mehr \u00e4ltere \u2027Patienten mit chronischen Grunderkrankungen, Pflegebedarf und manuellen Einschr\u00e4nkungen zahnmedizinisch versorgt werden. Deshalb m\u00fcssen f\u00fcr die zahnmedizinische Betreuung \u2027relevante chronische Erkrankungen auch in das Behandlungs- und Betreuungskonzept \u2027einbezogen werden.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Ein h\u00e4ufiger Befund bei \u00e4lteren Patienten ist eine An\u00e4mie (Blutarmut), definiert durch die WHO-Kriterien von 1986: H\u00e4moglobin (Hb) < 12 g\/dl bei erwachsenen Frauen und < 13 g\/dl bei erwachsenen M\u00e4nnern in der laborchemischen Analyse [2]. In Anbetracht dessen, dass diese Kriterien bereits vor nahezu 50 Jahren festgelegt wurden und dabei keine Unterscheidung hinsichtlich ethnischer Zugeh\u00f6rigkeit oder Alter gemacht wurde, wird aktuell diskutiert, welche H\u00e4moglobinwert-Untergrenze verwendet werden sollte, um An\u00e4mie insbesondere bei der \u00e4lteren Bev\u00f6lkerung zu definieren [3]. F\u00fcr Europ\u00e4er, die \u00e4lter als 60 Jahre alt sind, k\u00f6nnen nach aktuellen Erkenntnissen die WHO-Grenzwerte herangezogen werden [4]. Bei Afroamerikanern liegen diese Grenzwerte niedriger [5]. Aktuell ist die noch g\u00fcltige Empfehlung der WHO die am weitesten verbreitete einheitliche Definition einer An\u00e4mie, die zudem gute Vergleichsm\u00f6glichkeiten zwischen Studien erm\u00f6glicht. <\/p>\n\n\n\n

Pr\u00e4valenz<\/strong>
Je nach Lebenssituation variiert die An\u00e4miepr\u00e4valenz bei geriatrischen Patienten. Sie betr\u00e4gt bei selbstst\u00e4ndig lebenden Senioren ungef\u00e4hr zehn Prozent [6,7]. Im Gegensatz zu diesen auf den ersten Blick niedrigen Pr\u00e4valenzen zeigen Ergebnisse klinischer Studien bei Senioren, die in Pflegeeinrichtungen leben, H\u00e4ufigkeiten von mehr als 40 Prozent. Senioren, die sich im station\u00e4ren Aufenthalt in Akutgeriatrien befinden, weisen sogar eine Pr\u00e4valenz von \u00fcber 50 Prozent auf [8\u201312]. Eine Studie des dritten National Health and Nutrition Examination Survey \u2027(NHANES 1991\u20131994) zeigte, dass haupts\u00e4chlich drei \u00e4tiologische Kategorien im Alter auftreten k\u00f6nnen: An\u00e4mie durch N\u00e4hrstoffmangel, An\u00e4mie chronischer Erkrankung (fr\u00fcher \u201eanemia of chronic disease\u201c ACD, heute eher \u201eanemia of inflammation\u201c AI) und die An\u00e4mie ungekl\u00e4rter Ursache (\u201eunexplained anemia\u201c UA). Der An\u00e4mie durch N\u00e4hrstoffmangel liegt am h\u00e4ufigsten ein Eisenmangel zugrunde [6]. <\/p>\n\n\n\n

Laborparameter<\/strong><\/td>Entz\u00fcndungsan\u00e4mie<\/strong><\/td><\/tr>
H\u00e4moglobin<\/td>vermindert<\/td><\/tr>
MCV<\/td>normal (ggf. leicht vermindert)<\/td><\/tr>
MCH<\/td>normal (ggf. leicht vermindert)<\/td><\/tr>
Transferrins\u00e4ttigung (TSAT)<\/td>normal bis vermindert<\/td><\/tr>
Ferritin<\/td>erh\u00f6ht<\/td><\/tr>
C-reaktives Protein<\/td>erh\u00f6ht<\/td><\/tr>
Blutsenkungsgeschwindigkeit<\/td>erh\u00f6ht<\/td><\/tr><\/tbody><\/table>
Ver\u00e4nderung der Laborparameter bei Entz\u00fcndungsan\u00e4mie<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

<\/p>\n\n\n\n

Klinische Symptomatik<\/strong>
Chronische An\u00e4mien k\u00f6nnen einerseits asymptomatisch sein. Andererseits kann die verringerte Hb-Konzentration, die mit einer verminderten Sauerstoffkapazit\u00e4t des Blutes einhergeht, zu M\u00fcdigkeit, \u2027Kopfschmerz und Kurzatmigkeit f\u00fchren [13]. Obwohl bei \u00e4lteren Menschen h\u00e4ufig nur eine leichte Form der An\u00e4mie (Hb\u2005>\u200511\u2005g\/dl) vorliegt, hat diese Einfluss auf eine erh\u00f6hte Mortalit\u00e4t [14\u201316]. Au\u00dferdem zeigt sich in Zusammenhang mit einer vorliegenden An\u00e4mie eine h\u00f6here Rate an Krankenhauseinweisungen [16], eine gesteigerte kognitive Beeintr\u00e4chtigung [8], eine verminderte k\u00f6rperliche Leistungsf\u00e4higkeit mit einer erh\u00f6hten Sturzneigung [17] sowie ein erh\u00f6htes Risiko f\u00fcr funktionelle Einschr\u00e4nkungen und geriatrischen Handlungsbedarf [10].
M\u00fcdigkeit, Kopfschmerz und Kurzatmigkeit sind Symptome, die auch im Rahmen einer zahn\u00e4rztlichen Behandlung auff\u00e4llig werden k\u00f6nnen. Gerade bei aufwendigeren Behandlungen k\u00f6nnen sie Einfluss auf die Behandlungsplanung haben.<\/p>\n\n\n