{"id":7639,"date":"2022-11-23T14:48:52","date_gmt":"2022-11-23T13:48:52","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=7639"},"modified":"2022-11-24T15:42:18","modified_gmt":"2022-11-24T14:42:18","slug":"was-macht-den-erfolg-aus","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/was-macht-den-erfolg-aus\/","title":{"rendered":"Was macht den Erfolg aus?"},"content":{"rendered":"\n

Die Insertion eines Implantates ist dann erfolgreich, wenn es fest und korrekt sitzt, weder Schmerzen noch Entz\u00fcndungszeichen vorliegen und dieser Zustand \u00fcber viele Jahre aufrechterhalten bleibt. So k\u00f6nnte es ein Patient bewerten. Doch welche Kriterien sind aus Sicht des Behandlers f\u00fcr die Beurteilung des Implantaterfolgs ma\u00dfgeblich \u2013 und wie steht es um die Bewertung minimalinvasiver Implantationsverfahren? Ein Blick auf die Studienlage liefert ebenso evidenzbasierte wie praxisrelevante Erkenntnisse.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Wann ist eine Implantation ein Erfolg? Spricht man von erfolgreicher Implantation, wenn das Implantat nach Jahrzehnten immer noch osseointegriert ist, aber jedes Jahr die Krone\/Suprastruktur ausgewechselt werden muss? Oder wenn das Implantat zwar noch fest im Knochen verankert ist, sich aber periimplant\u00e4re Entz\u00fcndungserscheinungen auch durch ein engmaschiges Recallintervall nicht verhindern lassen? Und wie ist es m\u00f6glich, statt eines einzelnen Implantats bei einem individuellen Patienten universelle Kriterien zur Beurteilung eines \u201eImplantat\u2027erfolgs\u201c heranzuziehen oder gar unterschiedliche Implantationsverfahren objektiv zu bewerten? Wo liegen hier die Grenzen zwischen Erfolg und Misserfolg?<\/p>\n\n\n\n

Klare Bewertungskriterien aus klinischer Sicht<\/strong>
Die legend\u00e4re Arbeitsgruppe um Albrektsson et al. [1] benannte klare Kriterien zur Bewertung des Implantationserfolgs. So ist das einzelne, prothetisch unbelastete Implantat bei der klinischen Untersuchung unbeweglich, r\u00f6ntgenologisch findet sich keine periimplant\u00e4re Strahlendurchl\u00e4ssigkeit und ab einem Jahr nach Einsetzen des Implantats betr\u00e4gt der j\u00e4hrliche vertikale Knochenabbau weniger als 0,2 mm. Zu den gleichen Schlussfolgerungen kommen auch Smith und Zarb [2]. Einig sind sich beide Forschergruppen mit Blick auf die Erfolgskriterien zur Bewertung einer Implantation auch darin, dass der individuelle Implantaterfolg gekennzeichnet ist durch das Ausbleiben von persistierenden\/irreversiblen Krankheitszeichen und Symptomen wie Neuropathie, Par\u00e4sthesie oder Verletzung des Mandibularkanals (Albrektsson et al. [1]). Dar\u00fcber hinaus wird eine Implantation als Erfolg angesehen, wenn kein persistierender Schmerz, Unbehagen oder eine Infektion in Verbindung mit dem Implantat beobachtet wird (Smith und Zarb [2]). Letztgenannte sehen als Erfolg zudem, dass die prothetische Versorgung mit einer zufriedenstellenden \u00c4sthetik verbunden ist.
Hinsichtlich der eben genannten Erfolgskriterien sehen beide Arbeitsgruppen die \u00dcberlebensrate von Implantaten wie folgt: Bei einer 85%igen Erfolgsrate \u00fcber eine 5-j\u00e4hrige beziehungsweise bei einer 80%igen Erfolgsrate \u00fcber eine 10-j\u00e4hrige Beobachtungsphase gilt ihnen der Implantaterfolg in puncto Langlebigkeit als \u2027ge\u2027geben.
Inwiefern die hier definierten Parameter Schmerzempfinden, Entz\u00fcndungsauftreten, Knochensituation sowie auch der Langzeiterfolg in Untersuchungen zum lappenlosen beziehungsweise Lappen-Implantationsverfahren eine Rolle spielen, soll im Folgenden anhand einer Auswahl von Studien er\u00f6rtert werden.<\/p>\n\n\n\n

Schmerz\u00e4rmer dank minimalinvasivem Verfahren?<\/strong>
Das konventionelle chirurgische Vorgehen sieht zur Implantation die Bildung eines Mukoperiostlappens vor. Parallel dazu hat sich die lappenlose Implantatinsertion verbreitet, die nachfolgend einer genaueren Betrachtung hinsichtlich oben genannter Erfolgskriterien unterzogen werden soll. Die Annahme, dass lappenlose Implantationsverfahren mit weniger Schmerzen einhergehen als die klassische Lappen-Implantation, liegt nahe. Einen signifikanten Unterschied zwischen beiden Methoden stellten tats\u00e4chlich Tsoukaki et al. fest [3]. Sie untersuchten in ihrer prospektiven, randomisierten, kontrollierten klinischen Studie unter anderem das Schmerzempfinden der Patienten (20\u2006Probanden im Alter von 30 bis 62 Jahren bewerteten zwei und sieben Tage nach dem Eingriff anhand einer 10 cm langen visuellen Analogskala ihr Schmerzempfinden). Die Teilnehmer der Gruppe, bei denen die Implantation mit einer Lappenbildung durchgef\u00fchrt wurde, vermerkten st\u00e4rkere Schmerzen als die mit einem lappenlosen Eingriff versorgten Patienten.
Was das Auftreten von Entz\u00fcndungen betrifft, verglichen Al-Juboori et al. lappenlose versus Lappen-Implantationsverfahren in einem Review von Studien der Jahre 1970 bis 2015 [4]. Sie kamen zu dem Schluss, dass sich das lappenlose Verfahren besser bei Sofortimplantation der Implantate eignet. Als Gr\u00fcnde f\u00fchrten sie eine geringere Morbidit\u00e4t sowie die verk\u00fcrzte Eingriffszeit an. Zudem wies eine Zunahme von Entz\u00fcndungszellen darauf hin, dass bei der Lappen-Pr\u00e4paration der inflammatorische Prozess langsamer abklingt als bei der lappenlosen Methode.<\/p>\n\n\n\n

Positive Knochenreaktion bei Flapless-Verfahren<\/strong>
Nur geringe Ver\u00e4nderungen des Knochenniveaus nach lappenlos durchgef\u00fchrten Sofortimplantationen unter Verwendung von xenogenem Knochenersatzmaterial beobachteten Covani et al. im Rahmen einer prospektiven Einzelkohortenstudie an 47 Patienten [5]. Nach einem Jahr zeigte sich eine durchschnittliche Knochenresorption von 0,68 \u00b1 0,39 mm im Vergleich zum Ausgangswert. Nach drei und f\u00fcnf Jahren betrug dieser Wert 0,94 \u00b1 0,44 mm respektive 1,08 \u00b1 0,43\u2006mm. Auf Grundlage ihrer Daten kamen die Autoren zu dem Schluss, dass die beim 5-Jahres-Follow-up gemessenen Ver\u00e4nderungen des Knochenniveaus als minimal einzusch\u00e4tzen seien.
Hinsichtlich der Knochenh\u00f6he konnten Sunitha et al. zwischen der Gruppe der lappenlos inserierten und der Gruppe der durch Lappenbildung inserierten Implantaten signifikante Unterschiede feststellen [6]. So betrug der durchschnittliche Verlust der interproximalen Knochenh\u00f6he sechs Monate nach der Implantation 0,03 \u00b1 0,01\u2006mm bei den lappenlos inserierten Implantaten und 0,20 \u00b1 0,06 mm bei den durch Lappenbildung inserierten Implantaten. F\u00fcr sechs bis zw\u00f6lf Monate hielten die Autoren Werte von 0,07 \u00b1 0,01 mm bei lappenlosen und 0,35 \u00b1 0,25 mm bei durch Lappenbildung inserierten Implantaten fest. Nach zwei Jahren beobachteten sie im Vergleich zum Vorjahr einen durchschnittlichen Verlust von 0,09 \u00b1 0,02 mm beziehungsweise 0,47 \u00b1 0,40 mm.
Gem\u00e4\u00df den Kriterien nach Albrektsson et al. [1] beziehungsweise Smith und Zarb [2] (\u2264 0,2 mm Knochenabbau\/Jahr) sind die zitierten lappenlosen Implantationen durchweg als Erfolge zu werten. Die durch Lappenbildung inserierten Implantate aus der Studie von Sunitha et al. [6] w\u00e4ren dieser Definition zufolge mit einem Knochenverlust von 0,47 \u00b1 0,40 mm im zweiten Jahr nach der Implantation nur bedingt als Erfolg zu bewerten, wenngleich die Implantate noch inkorporiert waren.<\/p>\n\n\n\n

Hohe \u00dcberlebensraten selbst auf lange Sicht<\/strong>
Einen Blick auf die Langzeiterfolgsrate lappenloser Implantationen warfen Campelo und Camara [7]. In ihrer retrospektiven Analyse beobachteten sie insgesamt 770 Implantate bei 359 vollkommen oder teilweise zahnlosen Patienten \u00fcber einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg. Zwischen 1990 und 2000 versorgten sie 126 M\u00e4nner und 233 Frauen entweder mit festsitzendem oder herausnehmbarem Zahnersatz, getragen von lappenlos inserierten Implantaten. Nach zehn Jahren zeigte sich bei den lappenlos inserierten Implantaten eine stark variierende kumulative Erfolgsrate. W\u00e4hrend diese bei den im Jahre 1990 inserierten Implantaten bei 74,1 Prozent lag, betrug sie bei den im Jahr 2000 inserierten Implantaten 100\u2006Prozent. In Summe beobachteten die Wissenschaftler 37 Implantatverluste, von denen sich 45,94 Prozent nach dem ersten Jahr in Funktion, 37,83 Prozent zwischen Insertion und Belastung und 16,21 Prozent w\u00e4hrend des ersten Jahres in Funktion ereigneten. Als verloren galt dabei ein Implantat, wenn es zu irgendeiner Zeit nach der Behandlung entweder mobil war oder Schmerzen verursachte, es schmerzbedingt entfernt werden musste oder es nach dem ersten Jahr in Funktion in zwei aufeinanderfolgenden Jahren einen Knochenverlust von mehr als 0,5 mm aufwies. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse ordnen die Wissenschaftler die lappenlose Insertion als vorhersagbares Verfahren ein. Voraussetzungen hierf\u00fcr waren: eine ad\u00e4quate Patientenauswahl und eine ad\u00e4quate chirurgische Technik.
Einen breit gef\u00e4cherten Blick auf lappenlose Implantatchirurgie warfen Moraschini et al. [8] in einem systematischen Review mit Meta-Analyse und r\u00fcckten die Implantat-\u00dcberlebensraten bei der Behandlung vollst\u00e4ndig zahnloser Patienten in den Fokus. Aus der Recherche von 1658 Titeln bei Medline\/PubMed und 42 weiteren beim Cochrane Central Register of Controlled Trials wurden 13 Studien in die Untersuchung eingeschlossen (2005 bis 2014). Insgesamt wurden 329 Patienten im Alter von 34 bis 92 Jahren und eine Gesamtanzahl von 2019 inserierten Implantaten im Ober- oder Unterkiefer in die Nachuntersuchung einbezogen. Bei der Auswertung stellten die Autoren eine hohe kumulative \u00dcberlebensrate (97,2 Prozent) \u00fcber einen Nachuntersuchungszeitraum von ein bis vier Jahren fest.<\/p>\n\n\n