{"id":786,"date":"2021-10-20T10:36:14","date_gmt":"2021-10-20T08:36:14","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=786"},"modified":"2022-05-31T16:59:16","modified_gmt":"2022-05-31T14:59:16","slug":"komplikationen-und-loesungsmoeglichkeiten","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/komplikationen-und-loesungsmoeglichkeiten\/","title":{"rendered":"Komplikationen und L\u00f6sungsm\u00f6glichkeiten"},"content":{"rendered":"\n

In diesem Fallbericht wird eine Infektion nach einer Hartgewebeaugmentation mittels modifizierter autologer Schalentechnik beschrieben und deren Behandlungsmethode aufgezeigt. Trotz vorheriger Infektion konnte im Bereich der augmentierten Region erfolgreich implantiert werden, jedoch entstand an einem Nachbarzahn aufgrund einer Lockerung des verblockten Langzeitprovisoriums eine profunde Sekund\u00e4rkaries. Um hier die Extraktion und eine Nachimplantation zu vermeiden, was zu einer massiven Verz\u00f6gerung des Behandlungsabschlusses gef\u00fchrt h\u00e4tte, wurde der Zahnerhalt mittels endodontischer Behandlung und einer forcierten Extrusionstherapie angestrebt und erfolgreich durchgef\u00fchrt.<\/p>\n\n\n\n

Frage zum Behandlungskonzept<\/p>\n\n\n\n

Geht bei einer m\u00f6glichen Infektion nach Augmentation immer das komplette Augmentat verloren und man muss erneut \u00fcber \u201eLos\u201c gehen?<\/strong>
Prof. Dr. Michael Stimmelmayr: Nein, grunds\u00e4tzlich gilt es, die Infektion in den Griff zu bekommen und abzuwarten. Im schlechtesten Fall geht das Augmentat komplett verloren; eventuell kommt es zu einem Teilverlust, der simultan mit der Implantation nachaugmentiert werden kann. Im g\u00fcnstigsten Fall passiert gar nichts. Demnach ist es wichtig, ruhig zu bleiben, den Patienten unmittelbar \u00fcber die Infektion sowie die m\u00f6glichen Folgen aufzukl\u00e4ren und engmaschig zu kontrollieren.<\/p>\n\n\n\n

Aufgrund sehr guter Langzeiterfolge haben sich die Implantatversorgungen in den Jahren 2005 bis 2014 in Deutschland verdreifacht [1]. In-vivo-Studien zeigen Zehn-Jahres-Erfolgsraten bei festsitzenden Kronen- und Br\u00fcckenversorgungen von 89 bis 94\u2006Prozent [2,\u20063]. Nichtsdestotrotz gibt es keine 100-prozentige Erfolgsquote und es muss mit Komplikationen und Miss\u00aderfolgen gerechnet werden [4].
Auch wenn die Komplikationsm\u00f6glichkeiten bei der chirurgischen Therapie vielen Kollegen Sorge bereiten, liegt das Verh\u00e4ltnis zwischen prothetischen und chirurgischen Komplikationen bei 4:1. Laut Pjetursson et al. liegt das F\u00fcnf-Jahres-Risiko f\u00fcr Implantatverlust bei 4,6\u2006Prozent, f\u00fcr prothetische Komplikationen bei 21,3\u2006Prozent [5]. Diese prothetischen Komplikationen sind zwar leichter beherrschbar, erfordern jedoch oftmals einen h\u00f6heren Materialaufwand und ziehen somit h\u00f6here Kosten nach sich.
Die relativ hohen prothetischen Komplikationsm\u00f6glichkeiten, auch im Vergleich zur konventionellen Prothetik auf nat\u00fcrlichen Pfeilern, sind auf die fehlende Sensibilit\u00e4t und somit reduzierte Wahrnehmung okklusaler Interferenzen und okklusaler Kr\u00e4fte zur\u00fcckzuf\u00fchren [6,\u20067]. Hierzu z\u00e4hlen Retentionsverlust, Prothesenfrakturen, Schrauben- und Abutmentbr\u00fcche, Ger\u00fcstfrakturen, Keramikfrakturen und -abplatzungen [8]. Unter chirurgische Komplikationsm\u00f6glichkeiten fallen Blutungen, Nervverletzungen, Verletzungen von Nachbarstrukturen, Implantatverluste oder Probleme bei Augmentationen [4,\u20069,\u200610].
Die Erfolgsprognose bei augmentativen Eingriffen liegt je nach Autorenteam zwischen 60 bis 100\u2006Prozent [11\u201313]. Dabei kann wissenschaftlich gesehen keiner Augmentationstechnik ein Vorzug gegeben werden. Neben Wunddehiszenzen und Resorption des Augmentats kann es zu Infektionen bis hin zu totalem Verlust des Augmentats kommen. Implantate im augmentierten Kiefer haben jedoch eine \u00e4hnliche Langzeitprognose verglichen zu Implantaten im ortst\u00e4ndigen Knochen.<\/p>\n\n\n\n

Patientenfall mit Komplikationen<\/strong>
Der 55-j\u00e4hrige m\u00e4nnliche Patient befindet sich seit 2010 in unserer oralchirurgischen Praxis. Nach Sanierung des Seitenzahnbereichs im Jahre 2013 erscheint der Patient im sechsmonatlichen Intervall zur unterst\u00fctzenden PA-Therapie (UPT) in unserer Hygienesprechstunde. Der insuffiziente Kronenblock \u00fcber den Z\u00e4hnen 12, 11, 21 und 22 wurde seit einiger Zeit als kritisch bewertet, der Patient lehnte aufgrund der sehr fraglichen Langzeitprognose der Z\u00e4hne 12 und 11 und deren aufwendiger Folgebehandlung eine Therapie ab.
Beim Recall Ende 2017 wurde neben der Sekund\u00e4rkaries an Zahn 12 eine Wurzell\u00e4ngsfraktur des Zahns 11 mit pathologischer bukkaler Sondierungstiefe von 11\u2006mm diagnostiziert (Abb.\u20061a und b). Folgend wurden die Z\u00e4hne 12 und 11 entfernt, der insuffiziente Kronenblock an den Z\u00e4hnen 21 und 22 abgenommen, die beiden Z\u00e4hne mit einem verblockten, chairside gefertigten Provisorium versorgt und ein herausnehmbarer Interimszahnersatz \u00adregio 12, 11 eingegliedert (Abb.\u20062).
Als Therapieplan wurde eine Implantation regio 11 nach zweizeitiger Hartgewebeaugmentation regio 12, 11 zur Aufnahme einer implantatgetragenen Anh\u00e4ngerbr\u00fccke und die Neu\u00fcberkronung der Z\u00e4hne 21, 22 mit dem Patienten besprochen.<\/p>\n\n\n\n

<\/p>\n\n\n