{"id":8237,"date":"2023-02-16T14:27:50","date_gmt":"2023-02-16T13:27:50","guid":{"rendered":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/?p=8237"},"modified":"2023-02-17T10:51:14","modified_gmt":"2023-02-17T09:51:14","slug":"zahnbewegung-im-interdisziplinaeren-umfeld","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/teamwork-zahnmedizin.de\/zahnbewegung-im-interdisziplinaeren-umfeld\/","title":{"rendered":"Zahnbewegung im interdisziplin\u00e4ren Umfeld"},"content":{"rendered":"\n

Dank guter Prophylaxe und konservierender Ma\u00dfnahmen haben viele Erwachsene bis ins hohe Alter eine nahezu komplette Dentition. Damit einhergehend steigt der Bedarf an pr\u00e4prothe\u00adtischen kieferorthop\u00e4dischen Ma\u00dfnahmen. Das betreffende Patientengut stellt vielfach den Anspruch an wenig sichtbare Behandlungsmethoden. Weiter sind diese Behandlungen von einer guten Kommunikation zwischen Kieferorthop\u00e4die und anderen zahnmedizinischen Fachdisziplinen abh\u00e4ngig. Moderne Alignertherapie und die damit einhergehende Digitalisierung klinischer Prozesse er\u00f6ffnet die M\u00f6glichkeit, eine Zusammenarbeit \u00fcber zahnmedizinische Fachdisziplinen hinweg zu erleichtern.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Die Behandlung von Zahnfehlstellungen mit elastischen Schienen findet in der Zahnheilkunde schon lange Anwendung. Bereits 1926 berichtete Remensnyder [1] von unerw\u00fcnschten Zahnbewegungen bei der Behandlung mit seiner \u201eFlex-O-Tite\u201c Apparatur, einer Schiene, die der Massage des Zahnfleischs bei parodontalen Erkrankungen dienen sollte. Als origin\u00e4r kieferorthop\u00e4dische Behandlungsapparatur mit dem Ziel, therapeutisch Z\u00e4hne zu bewegen, wurde eine elastische Apparatur von Kesling mit der Einf\u00fchrung seines \u201ePositioners\u201c vorgestellt [2], und Na-houm stellte 1964 eine thermoplastisch hergestellte Apparatur zur Behandlung von Zahnfehlstellungen vor [3]. Die Idee, thermoplastische Schienen zu nutzen, wurde sp\u00e4ter von Ponitz [4], McNamara et al. [5] und Sheridan et al. [6] bei der Herstellung von Retentionsapparaturen aufgegriffen.
Im Jahr 1997 wurde die Firma Align Technology von Chishti & Wirth gegr\u00fcndet [7]. Diese entwickelten ein kommerziell erh\u00e4ltliches Behandlungssystem, bei dem mit klaren, thermoplastischen Schienen eine Malokklusion behandelt werden konnte. 1999 stellte Align Technology das Invis-lign-Schienensystem vor, das bis heute den Begriff der \u201eAligner\u201c als Synonym f\u00fcr Schienen zur Korrektur von Zahnfehlstellungen pr\u00e4gt.<\/p>\n\n\n\n

Aktueller Stand der \u00adAlignertherapie<\/strong>
Durch verschiedene, teilweise patentierte, Hilfsmittel, Herstellungsprozesse und Materialien optimierte Align Technology das Invisalign-System, so dass es bis heute einen Marktf\u00fchrer in der Schienenbehandlung darstellt.
Mit dem Einzug der CAD\/CAM-Technologie in die Zahnheilkunde und dem Auslaufen einiger Patente kam es zu gro\u00dfen Bewegungen auf dem Alignermarkt. Etablierte Firmen wie Scheu mit ihrem CA Clear Aligner machten sich die Digitalisierung zunutze, aber auch namhafte Gr\u00f6\u00dfen wie Straumann mit ClearCorrect, oder Dentsply Sirona mit SureSmile etablierten sich mit ihren Systemen auf dem Markt. Die damit einhergehenden Werbe- und Social Mediakampagnen f\u00f6rderten nochmals deutlich die Bekanntheit und Wahrnehmung der Alignerbehandlung. Neben der Etablierung von kommerziellen Dienstleistern ist auch die Entwicklung auf Seiten der In-office-L\u00f6sungen bemerkenswert. Durch die breitere Verf\u00fcgbarkeit von 3D-Druckern, Intraoralscannern und Softwarel\u00f6sungen, zum Beispiel OnyxCeph3 ist es auch f\u00fcr die niedergelassene Praxis m\u00f6glich, alle Schritte \u2014 von der Datenerfassung, zur virtuellen Planung \u00fcber 3D-Druck bis hin zur Herstellung der Schiene \u2014 in einer Hand zu halten.
Mit der Kommerzialisierung der Systeme entstanden allerdings auch Konzepte, welche man kritisch hinterfragen sollte. Gesch\u00e4ftsmodelle, bei denen Schienen in Shops ohne zahn\u00e4rztliche Betreuung erworben werden k\u00f6nnen, oder Ans\u00e4tze, bei denen die zahn\u00e4rztlich\/kieferorthop\u00e4dische Begleitung nur beratend stattfindet, bergen die Gefahr zahn\u00e4rztliche Mindeststandards zu unterlaufen.
Hierzu haben die wissenschaftlichen und standesberuflichen Organe in der j\u00fcngeren Vergangenheit deutlich Position bezogen [8]. Zu einer ordnungsgem\u00e4\u00dfen Behandlung geh\u00f6ren die k\u00f6rperliche Untersuchung, eine R\u00f6ntgen- und Modelldiagnostik, sowie eine fundierte Therapieplanung und eine Behandlung unter (Fach-)zahn\u00e4rztlicher Betreuung.<\/p>\n\n\n\n

M\u00f6glichkeiten und Grenzen der Alignerbehandlung<\/strong>
Einem Zahn ist es letztlich egal, ob er mithilfe eines Aligners, einer herausnehmbare beziehungsweise vestibul\u00e4ren oder mittels einer lingualen, festsitzenden Apparatur bewegt wird. Entscheidende Einflussfaktoren f\u00fcr eine erfolgreiche Zahnbewegung sind Kraft, Kraftgr\u00f6\u00dfen und -ansatz sowie deren Wirkdauer in einem gesunden Parodont [9]. Doch haben die jeweiligen Behandlungsmittel ihre Besonderheiten: Stellen Sichtbarkeit, eingeschr\u00e4nkte Hygienef\u00e4higkeit, Reparaturbedarf und Irritationen von Weichgeweben Nachteile von festsitzenden Apparaturen dar, so setzt eine erfolgreiche Alignerbehandlung eine perfekte Patientencompliance voraus. Die eigene Erfahrung zeigt, dass das Patientenalter und die intrinsische Motivation stark limitierende Faktoren darstellen. Bereits kleinere Abweichungen von der geplanten Zahnbewegung k\u00f6nnen sich im Laufe der Alignerbehandlung summieren und stellen das gew\u00fcnschte Therapieergebnis infrage.
Gute Therapieplanung und Indikationsstellung vorausgesetzt sind Aligner jedoch eine gut erprobte Alternative zur festsitzenden Apparatur und bei der Behandlung von milden bis komplexen Malokklusionen einsetzbar [10]. Dennoch gibt es neben den allgemeinen Limitationen einer kieferorthop\u00e4dischen Zahnbewegung mit festsitzenden Apparaturen auch spezifische klinische Situationen, bei denen eine Alignerbehandlung anf\u00e4llig ist, dazu z\u00e4hlen zum Beispiel starke Rotationen, Extraktionsl\u00fcckenschluss oder die Behandlung hypoplastischer Z\u00e4hne [11].
Zwar k\u00f6nnen diese Behandlungssituationen unter anderem durch kleinere Zwischenschritte, approximale Schmelzreduktion, sowie den Einsatz von Attachments und anderen Hilfsmitteln gel\u00f6st werden (Abb. 1a und b)<\/strong>, setzen dann jedoch eine hohe Erfahrung auf Seiten des Behandlers voraus. In solchen F\u00e4llen eignen sich hybride Behandlungsformen, bei denen die komplexen Zahnbewegungen initial mittels Segmentbogentechnik mit oder ohne skelettale Verankerung begonnen und durch eine Alignertherapie weitergef\u00fchrt werden, als sehr ergonomische Vorgehensweise (Abb. 2)<\/strong>.<\/p>\n\n\n\n

Fallselektion<\/strong>
Da Aligner nur ein Behandlungsmittel darstellen, liegt der Therapieerfolg oder -misserfolg h\u00e4ufig auf Seiten des Behandlers und dessen Erfahrung mit dem jeweiligen Ger\u00e4t. Gerade bei wenig Erfahrung mit dieser Behandlungstechnik ist es sinnvoll, eine gewisse Vorauswahl zu treffen.<\/p>\n\n\n\n

In folgenden F\u00e4llen sollten unerfahrene Behandler sich zur\u00fcckhalten:<\/p>\n\n\n\n