Interview
Chairside & Praxis
06.02.23
Zahnersatz modular herstellen
Production Kit: Leichter Einstieg in den digitalen Workflow
Datensicherheit, digitaler Workflow, modulares Kit, Prothetik, Zahnersatz
Natascha Brand
Mit Ceramill DRS und der Plattform AG.Live bietet Amann Girrbach Zahnärzten die Möglichkeit, Zahnersatz in modularer Weise mit drei unterschiedlichen Kits herzustellen. Vor allem der Praxis soll das System den Einstieg in den digitalen Workflow erleichtern.
Mit dem Erwerb des Production Kit kann in der Praxis ohne das Dentallabor Zahnersatz bis zur dreigliedrigen Brücke hergestellt werden. Wandelt sich nun Amann Girrbach vom Labor- zum Praxispartner – und wenn ja, warum?
Michael Göllnitz, Geschäftsführer der Amann Girrbach GmbH in Pforzheim: Auf die Frage habe ich natürlich gewartet. Wir sind und waren ja schon immer Partner der Praxen „und“ der zahntechnischen Labore. Denken Sie nur an die Erfolgsgeschichte um den Artex Artikulator, den unzählige Zahnärztinnen und Zahnärzte vom Studium an genutzt haben. Und für die zahntechnischen Labore waren und sind wir verlässlicher Partner rund um die Fertigung von digital hergestelltem Zahnersatz. Somit sehe ich keinen Wandel, aber natürlich erweitern wir unser Portfolio in einen Bereich, der zumindest immer wieder kritisch betrachtet wird.
Für den Wandel hin zum Praxispartner gänzlich ohne Labor sehen wir keinen Anlass, ganz im Gegenteil, wir sehen für die Branche und vor allem für die Dentallabore sehr vielseitige Möglichkeiten und Chancen im interdisziplinären Austausch neue Potenziale zu heben. Guten Zahnersatz und zufriedene Patienten kann es nur in einem funktionierenden Zusammenspiel zwischen beiden Berufsgruppen geben, davon sind und waren wir schon immer überzeugt!
Ceramill DRS zielt also auf das prothetische Team ab. Und wenn ich mich als Zahnarzt insbesondere in der Mehrbehandlerpraxis, nicht auf einen externen Laborpartner festlegen will, hat das System dann überhaupt einen Sinn?
Göllnitz: Für die Mehrbehandlerpraxis, welche sich nicht auf externe Partner festlegen will, bedeutet das einen immensen Aufwand und natürlich auch Investitionen in eine Laborinfrastruktur – das deckt der Ansatz von Ceramill DRS so nicht ab. Und dazu braucht es auch gut ausgebildete Zahntechniker!
Wenn das im Praxisumfeld stattfinden soll, dann ist hier das „Praxislabor“ ja eine Realität, die nicht mehr wegzudiskutieren ist. Ist das Konzept aber überall sinnvoll und anwendbar? Nicht unbedingt und die Entscheidung hängt ja auch ein gutes Stück weit davon ab, welche Leistungen und Unterstützung der Laborpartner anbieten kann und will.
Aber auch in der Zusammenarbeit mit Praxislabor-Kunden verstehen viele zahntechnische Betriebe auch diese Form der Praxisausrichtung als Chance und nutzen ihre Kompetenzen, um diese für sich zu gewinnen und zum Beispiel besonders komplexe Arbeiten mit ihrem Know-how zu fertigen.
Wie bei vielen anderen Systemen gibt es auch bei Ceramill DRS noch den ein oder anderen „digitalen“ Stolperstein in Bezug auf die digitale Infrastruktur in Deutschland. So berichten Anwender, dass es eine stabile Internetverbindung braucht, damit die Daten an AG.Live übermittelt werden können. Ist das System also nur für Praxen oder Labore mit stabiler Internetverbindung nutzbar – also eher in den gut angebundenen Ballungsräumen als auf dem Land einsetzbar?
Göllnitz: Das ist eine Frage, die in der heutigen, digital vernetzten Welt schwer zu verstehen ist, aber leider haben wir hier in Deutschland im internationalen Vergleich hohen Nachholbedarf. Für fast alle Lebensbereiche benötigt man heute Internet. Zum Glück sind die Gebiete, in denen das gar nicht mehr möglich ist, doch sehr klein und auch mobile Lösungen können hier helfen. Aber ja, für eine gute Kommunikation brauchen sie eine „gute Verbindung“ – sowohl über das Internet als auch persönlich und auf Augenhöhe!
Auf AG.Live werden sensible Patientendaten geteilt. Wie steht es um die Datensicherheit?
Göllnitz: Sehr gut! Wir sind uns bewusst, dass persönliche Daten ein sehr sensibles und schützenswertes Gut darstellen. Somit ist es uns besonders wichtig, dass die Plattform AG.Live alle Datenschutzrechtlichen Voraussetzungen erfüllt und einen sicheren, für Dritte verschlüsselten Datenaustausch zwischen den Partner ermöglicht und sich Praxis und Labor auch im Sinne der MDR-Regelungen (Stichwort Nachverfolgbarkeit) auf sicherem Boden bewegen können. Wir richten uns selbstverständlich in allen Bereichen streng nach der DSGVO sowie auch nach internationalen Standards wie HIPAA in den USA. Alle Daten, vor allem natürlich Patientendaten, sind jederzeit sicher und vor Zugriffen Dritter geschützt!
Welche Rolle wird die Praxis einerseits und das Labor andererseits künftig im digitalen Workflow einnehmen?
Göllnitz: Es geht uns mit Ceramill DRS und unserem Ansatz ja nicht nur um den „digitalen“ Ansatz, sondern auch um die Frage, wie kann das zahntechnische Labor – also in der großen Mehrheit unsere Kunden – die Zukunft gestalten und noch relevanter werden. Der Blick nach vorne zeigt uns, dass hier viele Chancen gemeinsam auf uns warten. Der Trend zu Behandlungen aus ästhetischen Gründen ist deutlich sichtbar, die prothetische Ausbildung im Studium wird weiter reduziert – Beratung und Unterstützung durch den Zahntechniker spielen also eine immer wichtigere Rolle – das betrifft dann auch ganz massiv den zügigen Austausch über AG.Live. Wir sind fest davon überzeugt, dass diese Spezialisten gemeinsam den besten Erfolg für den Patienten erzielen können, mit Produkten aus Deutschland und Europa und eben nicht mit Zahnersatz aus Fernost.
Kontakt
Amann Girrbach GmbH
Dürrenweg 40
75177 Pforzheim
Fon: +49 7231 957 100
Amann Girrbach AG
Herrschaftswiesen 1
A-6842 Koblach
Fon: +43 55 236 233 32 00
austria@amanngirrbach.com
www.amanngirrbach.com
Michael Göllnitz ist seit 2015 für Amann Girrbach tätig und seither für den Vertrieb in Deutschland und Österreich zuständig. Seit 2020 ist er Geschäftsführer der Amann Girrbach GmbH in Pforzheim. Wichtigste Stationen waren neben der Degussa unter anderem Wieland Dental + Technik und Wegold. Neben Aufgaben im nationalen Vertrieb sammelte er auch Erfahrungen im internationalen Dentalgeschäft und ist seit bereits über 30 Jahren in der Branche aktiv.
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