Interview

Einblicke

20.10.21

Gerade implantologisch orientierte Praxen profitieren

Intraorale Datenerfassung und digitaler Workflow

Dr. Oliver Hugo

Dr. Oliver Hugo, niedergelassener Zahnarzt aus Schweinfurt, Spezialist in Implantologie, erweitert konsequent seit 20 Jahren seinen Workflow um digitale Elemente und sieht darin viele Vorteile für den Patienten aber auch für die Praxis insbesondere für implantatprothetische Versorgung. Im Gespräch erläutert der erfahrene Implantologe, warum intraorale Datenerfassung und digitaler Workflow die Behandlungsqualität verbessern können.

Herr Dr. Hugo, Sie arbeiten seit vier Jahren im volldigitalen Workflow und erfassen die Daten intraoral mit dem iTero Scanner. Was hat sich dadurch in der Behandlung positiv verändert?
Die Übergänge zwischen der digitalen und der analogen Welt haben in der Zahnmedizin das höchste Potenzial, Ungenauigkeiten zu produzieren. Daher erscheint es mir sinnvoll, möglichst viele Prozessschritte digital durchzuführen. Wenn man dabei konsequent ist, gibt es deutliche Zeitvorteile am Behandlungsstuhl, einen signifikanten Komfortgewinn für die Patienten sowie eine insgesamt höhere Genauigkeit und damit bessere Behandlungsqualität.
Für die Zahnarztpraxis bedeutet das zudem ökonomische Vorteile bei der Lagerhaltung und bei der Archivierung. Darüber hinaus ergeben sich drastische, wirtschaftliche Vorteile bei der Herstellung des Zahnersatzes im digitalisierten, zahntechnischen Labor. Das alles zusammen erhöht die Produktivität. Zudem können der Komfortgewinn für den Patienten aufgrund der kürzeren Behandlungszeit sowie der Wegfall herkömmlicher Abformungen auch ein Alleinstellungsmerkmal und ein Marketinginstrument für die Praxis darstellen.

Wie hat sich Ihr Praxisalltag und die Kommunikation mit dem Labor durch den Einsatz des Scanners geändert?
Der Techniker sieht durch den Scan innerhalb von Minuten die Präparation in Farbe und deutlich präziser als bei einer analogen Abformung. In unserer Praxis hat sich die Qualität der Arbeiten sowohl auf zahnärztlicher Seite als auch im Labor durch die digitale Technik verbessert. Ein Grund dafür: Schon direkt nach dem Scanvorgang – und noch während der Patient im Behandlungsstuhl sitzt – sehe ich die Präparation circa 160-fach vergrößert. Überall spricht man von Cloud-Diensten und -Anwendungen. Wir produzieren Daten, die überall für alle Beteiligten gleichzeitig verfügbar sind. Somit können Zahnarzt und Zahntechniker auf den gleichen Datensatz zugreifen und beide an der Planung aktiv mitarbeiten. Der Zahnarzt ist nach dem Abliefern der Abformung nicht aus der Planung „raus“ und umgekehrt; wenn der Techniker seine Arbeit am Bildschirm konstruiert hat, kann er das Design mit dem Behandler besprechen. Wir beobachten schon mehr als 15 Jahre in der Planung von Implantatschablonen: Der Chirurg hat eine andere Sichtweise auf den Behandlungsfall als der Prothetiker, und der wiederum als der Zahntechniker. Wenn alle zusammen aber auf den gleichen Datensatz zugreifen können, kann jeder seine Expertise in die Planung einbringen und das Gesamtergebnis verbessert sich.

Werden komplexe implantologische Fälle digital besser gelöst?
Auf jeden Fall, denn wir gehen vom opti­malen prothetischen Ergebnis aus und planen „backward“ die dazu passende Implantatposition. Dazu werden anatomische Strukturen besser geschützt und der Patientenkomfort erhöht sich signifikant. Gerade in der Implantatchirurgie ergeben sich dank der digitalen Planungssysteme viele Vorteile.

Nutzen Sie die Monitoring-Tools des iTero Scanners? Wie ist Ihre Erfahrung damit?
Ich nutze sehr gerne die Time-­Lapse-Funktion. Dabei werden Scans von verschiedenen Zeitpunkten überlagert, um dem Patienten Veränderungen, wie Zahnwanderungen, Abrasionen oder Rezessionen, sichtbar zu machen. Die Kariesdiagnostik und die HD-Aufnahmen, die beim Scan automatisch mitgemacht werden und die man sich quasi jederzeit in Ruhe auch zuhause ansehen kann, ergeben eine zusätzliche, großartige Dokumentation und einen klaren Mehrwert.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Dr. Alina Ion.

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