Bericht

Praxis & Organisation

18.08.22

Erfolgsfaktoren im Überblick

Die ideale Praxis für mehrere Zahnmediziner

Mehrbehandler-Praxis, Praxisgründung, Praxisübernahme

Detlef Diehr

Die Mehrbehandler-Praxis ist eine beliebte Variante der Existenzgründung mit guten Chancen auf finanzielle Unabhängigkeit. Die Vorteile reichen von der Kompetenzbündelung über die gemeinsame Ressourcennutzung bis zur Urlaubsvertretung. In der Gründungsphase werden jedoch oft folgenschwere Fehler gemacht, die einer gewinnbringenden Existenz im Weg stehen. Dieser Beitrag macht auf wichtige Faktoren für erfolgreiche Mehrbehandler-Praxen aufmerksam.

Die Gründung einer Mehrbehandler-Praxis ist für viele Zahnärzte eine vielversprechende Lösung. Zum einen, weil diese Form der Praxisführung aus betriebswirtschaftlicher Sicht rentabler ist im Vergleich zur Einbehandler-Praxis. Beispielsweise durch die effiziente Auslastung des Praxisinventars und die patientenfreundlichen Öffnungszeiten ohne Unterbrechungen wegen Urlaub oder Krankheit, wodurch eine permanente Patientenfrequenz gegeben ist. Zum anderen lassen sich unternehmerische Risiken und Führungsaufgaben auf mehrere Schultern verteilen und die Belastung für die einzelnen Behandler sinkt.
Neben der Aufstellung eines kompetenten Teams nehmen der Standort und die Räumlichkeiten maßgeblichen Einfluss auf den Praxiserfolg. Damit sich moderne Zahnmedizin uneingeschränkt praktizieren lässt und Patienten nach der Eröffnung von einem einladenden Ambiente empfangen werden, braucht es ein durchdachtes Raumkonzept.

  • Standorteinschätzung: Allgemeine Standortanalysen und Verkehrswertgutachten sind gut, genügen jedoch nicht für eine realitätsnahe Beurteilung. Entscheidend ist eine ganzheitliche Analyse zum Entwicklungspotenzial, welche sämtliche Faktoren vom regionalen Patientenpotenzial bis zum Fachkräfteangebot einbezieht. Bei einer Praxisübernahme muss darüber hinaus Klarheit über Fallzahlen, Patientenabwanderung, potenziellen Digitalisierungskosten und Honorare herrschen.
  • Platzangebot: Die erfolgreiche Objektsuche setzt eine sorgfältige Bedarfsanalyse voraus. Mehrbehandler-Praxen benötigen ausreichend Fläche für die produktive Teamarbeit. Ohne Expertenrat wird die erforderliche Quadratmeterzahl oft zu gering eingeschätzt und ein ungünstiger Grundriss gewählt. Mindestens fünf Räume sind als Basis empfehlenswert – zwei für die Prophylaxe und drei für die ‧individuellen zahnärztlichen Behandlungen. Hinzu kommt die Fläche für Zonen wie den Empfang, den Wartebereich und das Labor sowie ausreichend große Pausenräume für Mitarbeitende und Rückzugsmöglichkeiten für Behandler. Im Idealfall bietet das Objekt darüber hinaus Freiräume, um künftiges Entwicklungspotenzial ausschöpfen zu können.
  • Funktionalität: Jeder Funktionsbereich von Therapie und Hygiene über Labor und Technik bis hin zu Kommunikation und Sanitär erfordert sorgfältige Planung. Steht die Übernahme einer bestehenden Praxis inklusive Einrichtung bevor, gilt es zu prüfen, ob diese den Anforderungen und Wünschen jedes Behandlers gerecht wird. Schließlich muss im Praxisalltag jeder Handgriff sitzen und das Inventar die individuellen Kompetenzen optimal unterstützen.
  • Schichtsystem: Was Gründer einer Mehrbehandler-Praxis ebenfalls in ihre Planung einbeziehen sollten, ist ein Schichtmodell. Gemeint ist eine zahnärztliche Besetzung der Praxis einmal vormittags und nachmittags in zwei Schichten, um die Auslastung und ‧damit den Patientenservice auszudehnen. Das Schichtmodell fördert einen effizienten Praxisbetrieb sowie eine Entlastung der Behandler und sollte von Beginn an oder zumindest mittelfristig realisiert werden.

Im Idealfall fördert die Praxis wirksame Synergien aus den entsprechenden Fachbereichen und die Lebensqualität des gesamten Teams mit einer ergonomischen Einrichtung. Damit sich neben den Patienten alle Behandler wohlfühlen, ist beim Praxisdesign ein gemeinsamer Nenner nötig. Da die Atmosphäre von diversen Einflussfaktoren wie Klimatisierung, Farben, Materialien und Beleuchtung abhängt, sind konkrete Absprachen ein Muss.

Entscheidung: Übernahme oder Neugründung?
Je nach Standort und Anzahl der Behandler lässt sich zwischen einer Praxisübernahme und der Neugründung wählen. Die Übernahme einer bestehenden Zahnarztpraxis hat den Vorteil, dass sowohl Einrichtung als auch Patientenstamm bereits bestehen. Oft können sogar Assistenz‧kräfte übernommen und es kann so von einem eingespielten Team profitiert werden. Liegen aussagekräftige Zahlen vor, ist zudem eine besonders realistische Prognose zum künftigen Gewinn möglich.
Die Praxisübernahme erfordert jedoch in vielerlei Hinsicht Fingerspitzengefühl und einen kritischen Blick hinter die Kulissen. Wird das Entwicklungspotenzial falsch eingeschätzt, können die Folgen existenzbedrohend sein. Vernachlässigen Gründer bei der Standortentscheidung zum Beispiel die regionale Tendenz zu einer Land- beziehungsweise Stadtflucht, ist die Wettbewerbsfähigkeit von Beginn an massiv bedroht.
Die Neugründung wird in Zukunft immer spannender, weil die bestehenden Mehrbehandler-Praxen im Wert deutlich gestiegen sind und Investoren die Preise in die Höhe treiben. Eine Neugründung erfordert zwar zu Beginn ein höheres Investitionsvolumen und es gibt keinen Patientenstamm, dennoch sind die Vorteile nicht zu unterschätzen. Existenzgründer können ihre Mehrbehandler-Praxis nach modernsten Raumkonzepten optimal gestalten und werden nicht durch Reinvestitionen belastet, wie es bei der Praxisübernahme der Fall ist. Die damit verbundene Freiheit und Flexibilität hinsichtlich Organisation, Personal, Technik und Mobiliar erlauben ein Höchstmaß der Selbstverwirklichung. Hinzu kommt, dass sich das ideale Praxiskonzept für ein Zahnärzteteam ohne bestehende Strukturen oft wesentlich schneller und günstiger realisieren lässt.

Pro Übernahme

  • Planungssicherheit
  • Arbeitserleichterung
  • Realitätsnahe Prognose
  • Bestehende Ausstattung
  • Sparpotenzial

Pro Neugründung

  • Gestalterische Freiheit
  • Optimale räumliche Planungsmöglichkeiten
  • Hohe Flexibilität
  • Kein immaterieller Vermögensposten (Preisvorteil)
  • Keine Reinvestitionen
  • Wunsch-Zielgruppe lässt sich besser gestalten
  • Höhere Arbeitgeberattraktivität durch moderne Praxis

Finanzierung – ein Meilenstein für Stabilität und Sicherheit
Eine solide Finanzierung bildet das Fundament jeder Praxisgründung und ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren. Viele betriebswirtschaftliche Krisen werden bereits während der Gründung durch falsche Entscheidungen ausgelöst. Häufig mangelt es an finanzieller Weitsicht. Ein professionell erarbeiteter Finanzplan verschafft Mehrbehandler-Praxen weit über die Gründungsphase hinaus die nötige Planungssicherheit, um sich ohne Geldsorgen auf das Kerngeschäft zu konzentrieren.
Für dauerhafte Liquidität und die langfristige Deckung der Fixkosten benötigen Mehrbehandler-Praxen ausreichend Fremdkapital. Zinsgünstige Tilgungsdarlehen mit bedarfsgerechten Laufzeiten sowie Fördergelder tragen zu einer erfolgreichen Existenzgründung bei. Bei einer Neugründung muss im Finanzkonzept zudem die Tilgungsaussetzung berücksichtigt werden. Diese kann zwei oder drei Jahre betragen. Es bietet sich an, die Laufzeiten auszudehnen und eine Ansparungsphase einzuplanen.
Gleichzeitig spielen bei der nachhaltigen Finanzplanung Themen wie die Rücklagenbildung, Abschreibungen, Steuernachzahlungen und künftige Investitionen eine fundamentale Rolle.

Detlef Diehr hat in den vergangenen 16 Jahren mehr als 100 Existenzgründer der Dentalbranche auf ihrem Erfolgsweg begleitet. Mit seiner branchenspezifischen Gründungsberatung Diehr Praxisplus betreut der Betriebswirt, ‧Bilanzbuchhalter und mehrfache Buchautor Zahnärzte von der Praxissuche bis zum Controlling.

Kontakt
Diehr Praxisplus GmbH
Münsterstraße 111
48155 Münster
Fon +49 2506 304766
info@diehr-praxisplus.de
www.praxis-plus-gruendung.de

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