Interview
Praxis & Organisation
23.11.22
Tools und Trends für die Praxis
digitaler Workflow, Intraoralscanner
Natascha Brand
Dr. Ingo Baresel ist Initiator und Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Digitale Orale Abformung (DGDOA), deren Ziel es ist, Wissen rund um die digitale Abformung in der Zahnmedizin zu verbreiten. Im Gespräch mit teamwork berichtet er über Neuigkeiten und Erkenntnisse des 7. DGDOA-Jahreskongresses – ein lohnenswertes Event für alle interessierten Praktiker, die sich über digitale Abformung und digitalen Workflow informieren möchten.
Herr Dr. Baresel, die DGDOA hat vor Kurzem ihre 7. Jahrestagung unter dem Motto „Intraoralscanner und Digitaler Workflow“ durchgeführt. Welche Botschaft haben Sie für Ihre Praxis mitgenommen?
Dr. Ingo Baresel: Eines war klar zu erkennen, selbst in Zeiten, in denen Veranstaltungen häufig Schwierigkeiten haben oder abgesagt werden, konnten wir ein großes Plus an Teilnehmern und Ausstellern verzeichnen. Der Trend zeigt deutlich, ohne digitale Tools wird man seinen Patienten nicht mehr die bestmögliche Zahnmedizin zukommen lassen können. Dies haben sowohl die Zahnärzte als auch die Dentalunternehmen verstanden und informieren sich über die neuen Möglichkeiten.
Digitale Abformung ist ein zentrales Element im digitalen Workflow. Was tut sich da, welche Entwicklungen betrachten Sie für Ihre eigene Praxis als besonders hilfreich?
Gerade drängen immer mehr Anbieter mit neuen Modellen auf den Markt. Auch viele chinesische Hersteller zeigen neue Geräte. Man merkt, dass sich der Markt in den nächsten Jahren unter den verschiedenen Herstellern aufteilen wird – von Schwergewichten bis zum Exoten –, und jedes Unternehmen möchte sich nun positionieren. Zudem kann man erkennen, dass viele Firmen Kooperationen schließen und den Vertrieb eines Intraoralscanners in ihr Portfolio aufnehmen, um einen eigenen Workflow anbieten zu können.
Generell lassen sich einige Trends erkennen. Zum einen geht es darum, mehr Komfort und eine Vereinfachung des Scannens zu erreichen. Zum anderen bieten die Hersteller weitere Möglichkeiten für den – dem Scan folgenden – Workflow an wie Modelbuilder-Software, das Überlagern von Scans, Chairsideworkflows oder Outcomesimulationen.
Ein Feature, das ich sehr gerne und intensiv nutze, ist die Kariesdiagnostik mittels Nahinfrarot. Dieses Tool möchte ich – trotz anfänglicher Zweifel – in meiner täglichen Praxisroutine nicht mehr missen. Jeder Nutzer muss für sich entscheiden, wie er den Scanner einsetzen will und was ihm wichtig ist.
Gibt es denn überhaupt noch bedeutsame Unterschiede zwischen den Intraoralscannern der einzelnen Anbieter?
Ja, die gibt es durchaus, Zunächst ist der wichtigste Punkt die Genauigkeit der Scans. Die Verbesserungen im Ganzkieferscan sind gewaltig, dennoch gibt es da Unterschiede. Aber auch bei der Genauigkeit des Scans von Einzelzähnen sind teilweise große Unterschiede zu erkennen.
Auch in puncto Handling unterscheiden sich die Scanner. So ist der Scan von Metalloberflächen, das Abreißverhalten, die Existenz einer künstlichen Intelligenz zur Entfernung von Artefakten oder auch die Empfindlichkeit der Software bei Scanfehlern bei den Geräten durchaus unterschiedlich. Zudem eignen sich einige Intraoral‧scanner lediglich als reine Abformgeräte. Andere können aufgrund der eingangs erwähnten Softwareoptionen als ‧Diagnostik-, Kommunikations- oder Designtools verwendet zu werden.
Was empfehlen Sie Kollegen, die in die digitale Abformung einsteigen wollen, welche grundsätzlichen Überlegungen sollten dazu angestellt werden?
Für jede Praxis stellt sich zunächst die Frage, möchte ich meinen Workflow verändern und mit der digitalen Abformung in Zukunft arbeiten? Je nach Größe der Praxis und Einsatzbereich des Scanners gibt es sicherlich unterschiedliche Kriterien, die man bei der Entscheidung für den einen oder anderen Scanner anlegen kann. Ich denke aber, große Unterschiede sind da nicht zu machen.
Die Abformung ist der zentralste und wichtigste Punkt jeder restaurativen Behandlung. Folglich sollte man sich zunächst mit der Genauigkeit der Scanner befassen, sowohl im Ganzkiefer als auch am Einzelzahn. Dazu liegen viele unabhängige Studien vor. Hier aus finanziellen Gründen Abstriche zu machen, ist ein Sparen an der falschen Stelle.
Die nächste Überlegung ist, wie beweglich der Scanner sein muss. Soll er über verschiedene Stockwerke oder gar an verschiedene Standorte transportiert werden oder verbleibt er in einer ebenerdigen Praxis? Ich rate immer zu Cart-Lösungen, da sie gegenüber Laptop-Varianten hygienischer und flexibler in der Praxis zu bewegen sind. Zudem muss gerade bei Laptop-Scannern dringend auf die MPG- und RKI-Konformität geachtet werden. Wie beschrieben, ist auch die Zielsetzung zu definieren: Möchte ich lediglich abformen oder auch Diagnostik und Patientenaufklärung betreiben? Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Datenspeicherung: Sollen die Daten in einer Cloud oder stationär abgelegt werden? Gerade in größeren Praxen mit mehreren Ärzten und Scannern ist eine Cloudlösung unverzichtbar. Und natürlich sind auch der Preis und vor allem die laufenden Kosten für Updates, Service oder Scanaufsätze zu beachten.
Mit dem Einzug der digitalen Abformung gehen in der Praxis viele Veränderungen im Workflow einher. Wie gelingt es, das ganze Praxisteam an Bord zu holen?
Natürlich ist auch in den Praxisteams zunächst Skepsis angesagt, gerade wenn eine so umfangreiche Umstellung im Workflow vorgenommen wird. Wichtig ist, mit dem Team zu sprechen, die Vorteile zu erklären und natürlich Üben, Üben, Üben. Nehmen Sie sich Zeit, gehen Sie alle neuen Abläufe im Team durch, und dazu zähle ich auch die Abläufe mit dem Dentallabor.
Man kann sich auch Hilfe vom Hersteller oder anderen Anbietern wie der DGDOA holen, um die Umsetzung in der Praxis begleiten zu lassen. In meinem Team wird jeder trainiert zu scannen, und alle haben daran große Freude.
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